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Trend zur Risikoverteilung bei den Biokartoffelsorten

Bei den festkochenden Biokartoffeln ist die Sorte «Charlotte» weiterhin klare Marktleaderin mit einem Flächenanteil von über 50 Prozent. In den Sortenversuchen zeichnet sich ab, dass die Last künftig auf mehrere Sorten verteilt wird, auch zur Risikominderung.

Bei heissem Sommerwetter haben sich diese Woche Vertreter von FiBL, Agroscope, Produzenten und Handel auf dem Versuchsfeld von Rathgeb Bio in Unterstammheim im Zürcher Weinland getroffen. Bevor man sich den Sorten widmete stand das gegenwärtige landwirtschaftliche Hauptthema im Vordergrund: Die Trockenheit. «Nicht mal das Wasser ist das Problem, sondern die Hitze», sagte Daniel Hangartner, Leiter Freilandproduktion bei mit Bewässerungssystemen gut ausgestatteter Firma Rathgeb. Namentlich bei den Kulturen in schwarzen Böden gebe es Probleme, sagte Hangartner: «Diese werden bis zu 60 Grad heiss, die oberen Knollen werden schon im Boden geschwellt und sind dann unverkäuflich». Da er mit grösseren Ausfällen bei den Kartoffeln rechnet, setzt er diese Woche nochmals ein paar Hektaren Charlotte.

Vitabella und Campina im Lead

Charlotte ist nach wie vor die klar dominierende Sorte im Biokartoffelanbau, bei Hangartner etwa belegt sie 30 der 130 Kartoffel-Hektaren und knapp die Hälfte der festkochenden Speiser-Fläche (neben Annabelle, Ditta, Erika, Gourmandine und Vitabella). Allerdings ist Charlotte stark Krautfäule-anfällig. Deshalb soll sie mittelfristig ersetzt werden. Um den Stand der Dinge vorwegzunehmen: Die perfekte Nachfolgerin steht noch nicht fest. In Unterstammheim war man sich denn auch einig, dass eine derart dominierende Rolle wie die von Charlotte künftig nicht mehr erwünscht ist. Vielmehr sucht man zwei bis drei Sorten, jede mit ihren individuellen Stärken und Schwächen. In den FiBL-Praxisversuchen 2015 befinden sich derzeit neben Charlotte als Kontrolle die Sorten Vitabella, Campina und Coquine. Die ersten beiden sind bereits im zweiten bzw. dritten Versuchsjahr. Coquine ist heuer neu dabei und zeigt gewisse Schwächen bezüglich Schorfanfälligkeit und kleinen Knollen. Ihre grosse Stärke, die Krautfäule-Resistenz, konnte sie in diesem Jahr nicht unter Beweis stellen, da der Infektionsdruck wegen Trockenheit gering war. Vitabella und Campina zeigten in den Vorjahren beide sowohl bei Phytophtora (Krautfäule), Schorf und Rhizoctonia sehr gute Resistenzeigenschaften und überzeugten auch beim Ertrag, wie Django Hegglin vom FiBL ausführte.

Markenschutz-Suppe abgekühlt

Was die Schwächen angeht besteht bei Vitabella ein gewisser Hang zur übermässigen Stärkeanreicherung und somit zur Mehligkeit, wie Hangartner beobachtet hat. Hingegen scheint die Kartoffelsuppe im Bereich Markenschutz weniger heiss gegessen zu werden, als sie gekocht wurde. Vitabella liess letzten Herbst die Wogen hochgehen, weil ihre Exklusivimporteurin Terralog die Sorte im Biokanal exklusiv von Rathgeb anbauen lassen wollte. Nachdem nun aber Bio Suisse im Rahmen einer eigentlichen Lex Vitabella die grundsätzliche Unverträglichkeit solcher Exklusivregelungen mit der Knospe in die Richtlinien aufgenommen hat, ist die Diskussion abgeebbt. Pflanzgut für Vitabella ist auch für 2016 nach wie vor nur über Terralog erhältlich. Im Herbst wird entschieden, ob sie in die empfohlene Sortenliste aufgenommen und eine Vermehrung im Inland aufgebaut wird.
Bei Campina ihrerseits bestehen bei gewissen Experten Vorbehalte bezüglich geschmacklicher Eignung. In den Degustationen von Agroscope hat sie aber durchaus ansprechend abgeschnitten. Terralog-CEO Ernst Arn, der in Unterstammheim ebenfalls zugegen war, meinte zudem, die geschmacklichen Eigenschaften würden überschätzt. «Entscheidend ist letztlich die Qualität der Pilzsauce, die man zu den Kartoffeln serviert», so Arn. Der Geschmack variiere überdies je nach Anbauort stark.

Neue Kandidatin wird im Herbst bestimmt

Um die angesprochene Risikoverteilung gewährleisten zu können, intensivieren Agroscope und FiBL ihre Zusammenarbeit in Vorversuchen wie demjenigen in Unterstammheim, wo neue Sorten nicht nur für Konsum, sondern auch für die Industrie auf dem Prüfstand stehen. Sie stammen aus ausländischer Zucht und wie sich immer wieder zeigt, kann eine hoffnungsvolle Sorte selbst aus den Nachbarländern in der Schweiz komplett versagen, zum Beispiel weil sich die Niederschlagsmenge oder die Bodenverhältnisse stark unterscheiden, wie Theodor Ballmer, Sortenprüfer bei Agroscope, erläuterte. Auf Nachfrage wollten die Experten noch keine Auskunft geben, welche weiteren Sorten im kommenden Jahr geprüft werden. Gemäss Hansueli Dierauer vom FiBL will man diesen Entscheid erst im Oktober fällen, wenn sämtliche Ergebnisse der sechs Versuchsstandorte vorliegen. Adrian Krebs


Tage der offenen Tür bei Rathgeb
Rathgeb Bio führt an ihrem Sitz in Unterstammheim am 29. Und 30. August 2015 Tage der offenen Tür durch. Weitere Informationen: www.rathgeb-bio.ch

Weiterführende Informationen zu Biokartoffeln
Kartoffeln (Rubrik Ackerbau)

 

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 23.07.2015

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 23.07.2015

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