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Die Rückeroberung der Alpen

Ein FiBL-Kurs zeigt auf, wie Problempflanzen auf Alpen bekämpft werden können. Natürlich ohne Gift. Denn die immer öfter angewandte Chemiekeule ist weder von dauerhafter Wirkung, noch passt sie zur Naturvielfalt der Alpweiden.

Die fortschreitende Verbuschung war auf der Alp im Kanton Schwyz eindrücklich zu sehen. In diesem Ausmass führen Problempflanzen nicht nur zur Weideertragsminderung, sondern auch zu einer drohenden Kürzung der Sömmerungsbeiträge und irgendwann gar zur Umzonung. Letzteres bedeutet, dass die Weide als Wald registriert und gänzlich von der Bewirtschaftung ausgenommen wird. Wie diesem Wildwuchs Einhalt geboten werden kann zeigte der Kurs «Problempflanzen auf Alpen bekämpfen». Franz J. Steiner, Berater für Tierhaltung am FiBL, hatte den Kurs aus eigener Betroffenheit ins Leben gerufen.

Vorbeugen ist alles

«Ganz wichtig ist das Vorbeugen. Mit dem zum Standort passenden Besatz und der passenden Tierkategorie kann das Aufkommen von Problempflanzen oft schon im Keim erstickt werden» rät der Kursreferent Martin Hirschi von der landwirtschaftlichen Beratung des Kantons Schwyz. «Das verlangt aber an Wissen über die Eigenheiten einer Alp und einer guten Planung. Wichtig ist dabei, dass sich die Herde und somit ihre Ausscheidungen und ihre Trittbelastung im richtigen Mass und möglichst gleichmässig über die Fläche verteilt.» Werden Flächen zu wenig bestossen, nimmt die Verbuschung mit Hagebutten, Erlen und Tannen zu. Werden Flächen jedoch zu stark frequentiert, sind die Böden in der Folge überdüngt oder zertreten. Das Begünstigt krautige Problempflanzen wie Blacken und Disteln. Weiden sollen mit leicht zu setzenden Elektrozäunen unterteilt werden, um die Trittbelastung einzelner Stellen zu reduzieren und dem Boden vor der nächsten Beweidung Ruhezeit zu ermöglichen. Ideal ist auch, wenn die Tiere bei nassem Wetter eher auf flachen, trockenen Weiden gehalten werden können.

Bekämpfen heisst mähen, mähen, mähen

Kommen Problempflanzen auf, ist konsequentes Handeln gefragt. Germer, Blacken, Farne und die Kreuzkräuter bringt man am besten mit Mähen vor der Blüte unter Kontrolle. Wichtig ist auch das wegräumen der giftigen Pflanzen wie Adlerfarn und Kreuzkräuter, die immer öfter für Todesfälle beim Vieh verantwortlich sind. Bei der Bekämpfung ist Ausdauer gefragt. «Es gilt die „3 x 3“-Faustregel», betont Martin Hirschi. «Das heisst, die Pflanzen müssen während drei Jahren drei Mal pro Jahr gemäht werden.» Dabei ist der Zeitpunkt matchentscheidend. Es sind die jungen Pflanzen vor der Blüte, die geschnitten werden müssen. Denn sie bündeln ihre Kraft im oberirdischen Teil. Nur so können die Pflanzen mit der Zeit ausgehungert werden. Beim Farn etwa ist es bei 30 bis 40 Zentimetern Wuchshöhe, bevor die Blätter ganz entrollt sind.

Praktiker empfehlen Burenziegen

Berater Martin Hirschi empfiehlt Schottische Hochlandrinder zur Bekämpfung von Erlen. Sie drücken die Triebe mit ihren Schultern nach unten und fressen die Blätter ab. Hirschi vermutet zudem, dass dass auch das Soay-Insel-Schaf bei Brombeeren und anderen Problempflanzen helfen kann. Das Soayschaf ist ein alter Typ vom Hausschaf. Es wurde entweder von frühen Siedlern oder von Wikingern auf die Insel Soay vor der schottischen Küste gebracht und verwilderte dort. Speziell ist der selbstständige saisonale Wollabwurf und das Verhalten. Die Tiere haben kaum Herdentrieb und lassen sich daher durch Hütehunde nicht lenken.
Ziegen im Allgemeinen gelten als Alppolizei. Zwei Kursteilnehmer haben ausserdem bereits positive Erfahrungen mit Burenziegen gemacht. «Sie fressen Brombeeren gerne, auch wenn diese schon recht hoch gewachsen sind», versichert ein Landwirt. Auch Erlen und Hagebutten scheinen ihnen zu schmecken.

Ein Kampf für und gegen die Natur

Auf schlecht gepflegten Alpen nimmt der Gebüschwald in der Schweiz jährlich um 1000 Hektaren zu. Nicht so schlimm, könnte man meinen, der Wald war ja vor uns da. Wo keine Menschen siedelten, bedeckte ein einziger grosser Wald die Schweiz unterhalb der Baumgrenze, die bei etwa 2000 Metern liegt. Erst ab dem fünfzehnten Jahrhundert begannen Hirten in Höhenlagen zu roden und Weiden anzulegen. Ihnen haben wir aber nicht nur einmaligen Bergkäse zu verdanken. Ganz nebenbei haben die Älplerinnen und Älpler auch einzigartige Refugien für neue Tier- und Pflanzenarten geschaffen. So auch ein Bekannter von Franz Steiner. «Er ist ein Älpler weit über dem Pensionsalter und hat eine sehr gepflegte Alp», erzählt Steiner. «Er hat immer sein Messer im Sack. Wo er eine Distel sieht, schneidet er sie aus. Dafür reichen ihm fünf Sekunden». Die fragile Fauna und Flora der Alpweiden dankt es ihm. Denn sie ist auf Menschen angewiesen, welche die Flächen bewirtschaften und den Wald in Schach halten. Und zwar ohne Gift. Franziska Hämmerli, FiBL

Weiterführende Informationen

Problempflanzen auf Alpen und Dauerweiden im Frühjahr bekämpfen – aber mit Bedacht (gleiche Rubrik)

Arbeitseinsatz statt Herbizide auf Alpen (gleiche Rubrik)

 

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 24.11.2016

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