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Einsatz von Mauerbienen in Bioobstanlagen

Wildbienen haben gegenüber Honigbienen gewisse Vorteile, was die Bestäubung von Obstbäumen betrifft. Sie fliegen etwa schon bei kühleren Temparaturen und bei schlechterem Wetter. Zudem sind die einzelnen Individuen beim Bestäuben effizienter. In Japan etwa stellen die Obstbauern in einem Grossteil ihrer Anlagen seit Jahrzehnten die Bestäubung gezielt mit Mauerbienen sicher.

«Die Natur kommt ohne Honigbienen klar, bloss wir Menschen nicht», meint der Biologe Mike Herrmann von der WAB-Mauerbienenzucht in Konstanz zur Polemik über das Bienensterben provaktiv. In der Natur spiele die Honigbiene für die Bestäubung keine entscheidende Rolle. Weit über 10'000 Insektenarten sind in der Schweiz an der Bestäubung von Pflanzen beteiligt. Darunter sind blütenbesuchende Schmetterlinge, aber auch viele Käferarten, Fliegen, Mücken und andere. 620 Arten davon sind Wildbienen, wozu auch die Hummeln gehören.

Vegetarisch gewordene Wespen

Wildbienen leben in der Regel solitär, bilden keine Völker und machen keinen Honig. Sie stammen stammesgeschichtlich von den Wespen ab. Man könnte sie als vegetarisch gewordene Wespen bezeichnen. Die verschiedenen Arten unterscheiden sich untereinander sehr stark. Jede Art hat beispielsweise ihr eigenes kurzes phänologisches Fenster von nur sechs bis zehn Wochen im Jahr in den sie aktiv ist und Blüten besucht. Viele Arten bevorzugen unterschiedliche Pflanzenarten. «Bei der Bestäubung ist eine einzelne Wildbiene bis 80 Mal so effizient wie Honigbienen», sagt Herrmann. Grund dafür sei einerseits, dass viele Wildbienenarten die Pollen trocken am ganzen haarigen Körper transportieren und nicht wie die Honigbiene zusammengekittet in den Pollenhöschen. Zudem sammelt ein einzelnes Individuum meist Pollen und Nektar und bewegt sich daher intensiv in der ganzen Blüte, sodass es mit höherer Wahrscheinlichkeit zu einer Bestäubung kommt.

Auch bezüglich des Nestbaus sind die einzelnen Arten äusserst spezialisiert. Manche bauen ihre Nester aus Mörtel, andere wohnen in Schneckenhäusern, manche graben Löcher in der Erde und andere besiedeln Wurmlöcher in Totholz. Auch innerhalb dieser Strategien gibt es grosse Unterschiede: Jede Wildbienenart hat unterschiedliche Vorlieben was die Bodenart, die Bodenbedeckung, den Wasserhaushalt oder die Exposition betrifft.

Keine Konkurrenz zur Honigbiene

Für die gezielte Bestäubung von Obstbäumen haben sich in Europa zwei Wildbienenarten besonders bewährt. Es sind dies die Rote Mauerbiene (Osmia bicornis = rufa) und die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta). Mauerbienen sind standorttreu und haben einen begrenzten Flugradius von nur rund 300 Metern. Deshalb dauert es oft lange, bis Nisthilfen besiedelt sind. Wer Wildbienen in grosser Zahl als Bestäuberinnnen in seiner Obstanlage haben will, zum Beispiel infolge eines Witterungsschutzes, früher Kulturen oder Honigbienenmangels, ist deshalb gut beraten, eine Anfangspopulation einer geeigneten Art in grosser Zahl auszusetzen. Verschiedene Firmen in Europa bieten im Winterhalbjahr den Versand von Mauerbienen in der Puppenruhe an. Im Frühjahr lässt man sie schlüpfen und wenn sie die richtigen Bedingungen und etwas Unterstützung durch den Bauern vorfinden, bauen sie eine stabile Population auf.

«Nisthilfen sollten vier wichtige Bedingungen erfüllen», so Herrmann. Sie müssen

  1. einen Regenschutz haben (Dach),
  2. sich mindestens einen Meter über Boden befinden,
  3. idealerweise nach Südosten ausgerichtet sein und
  4. mit einem Gitter vor Vögeln geschützt sein, denn für Meisen und Konsorten sind die von der kalten Nacht noch starren Wildbienen an den Nisthilfen sowie die Wildbienenlarven in den Nisthilfen ein gefundenes Fressen.

«Die wichtigste Fördermassnahmen für Wildbienen ist das Nahrungsangebot», erklärt Herrmann. Obstanlagen sind ausserhalb der Blüte oftmals eine Wüste für Wildbienen. Wichtig ist, dass sie schon vor der Obstblüte Nahrung finden, dann kommen die Wildbienen auch während der Blüte. Aber auch bei perfekten Bedingungen braucht es etwas Geduld, bis sich die Population vergrössert. Weil sie nur einmal im Jahr brüten, vermehren sich Wildbienen sehr langsam. Etwas Pflege der Nisthilfen, etwa das Entfernen von parasitierten Larven im Winter ist auch sehr wichtig. Haben sich die Wildbienen aber einmal etabliert, leisten sie zuverlässige Dienste für die Bestäubung, insbesondere bei kühlerem und feuchterem Wetter. Eine Konkurrenz für die Honigbiene bezüglich Nahrung sind sie nicht. Die beiden vertragen sich gegenseitig sehr gut. Es gibt bezüglich Krankheiten und Parasiten fast keine Überschneidungen zwischen Wild- und Honigbienen.

Markus Spuhler, Bio Suisse


Weitere Informationen zum Thema Wildbienen:

Merbklatt «Mauerbienen als Bestäuber pflegen und vermehren» (FiBL Downloads & Shop)

Mit Wildbienen Obstbäume bestäuben (Rubrik Obstbau)

Faktenblatt «Wildbienen und Bestäubung» (FiBL Downloads & Shop)

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 12.03.2014

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