Grundlagen Biozucht
Tierzucht bedeutet immer die Förderung von erwünschten Eigenschaften und das Zurückdrängen von unerwünschten Eigenschaften durch die Anpaarung von diesbezüglich geeigneten Tieren und die anschliessende Selektion der Besten. Welche Eigenschaften gefördert werden sollen, bestimmen heute einerseits die Zuchtorganisationen und andererseits die Züchterinnen und Züchter mit ihren eigenen Herden.
Zur Tierzucht gehört immer die Tierhaltung mit dazu. Die Kühe müssen z.B. ihren Milchleistungen entsprechend gefüttert und gehalten werden.
Die konventionelle Tierzucht orientiert sich bei der Wahl der Zuchtziele in erster Linie an der Produktionsleistung der Tiere, in zweiter Linie an ihrer Gesundheit und Funktionalität. Bei der Auswahl und der Gewichtung dieser Zuchtziele unterscheidet sich die Biorindviehzucht teilweise von der konventionellen Zucht.
Was ist das Besondere an der Biotierzucht?
Die biologische Tierzucht orientiert sich aufgrund des Selbstverständnisses des Biolandbaus zunächst an der «Logik der Tierart».
Deshalb stehen einerseits Gesundheitsmerkmale an erster Stelle der Zuchtziele (das sind die Nutzungsdauer, die Fruchtbarkeit, die Eutergesundheit und die funktionalen Exterieurmerkmale). Andererseits müssen die Zuchtziele zur Milchleistung der Tiere zu den Fütterungsbedingungen des Betriebes passen, auf dem sie leben. Denn die Kuh soll ihre Milchleistungen auf artgemässe Weise erbringen können. Da das Rind ein Wiederkäuer ist, hat es die Fähigkeit, Rohfasern (Zellulose) mit Hilfe der Mikroorganismen im Pansen in Fettsäuren und Eiweiss umzuwandeln. Rohfasern fördern die Pansenbewegungen und die Wiederkäutätigkeit. Die Verdauung des Rindes ist nicht für Getreide (Kraftfutter) eingerichtet. Füttert man einem Wiederkäuer grössere Mengen an Getreide, so führt dies zu geringerer Wiederkäutätigkeit, einem Absinken des pH-Wertes im Pansen und daraus folgenden Verdauungsstörungen. Demnach ist es unter biologischen Gesichtspunkten falsch, einem Wiederkäuer Getreide in grösseren Mengen zu füttern: die Bio(-Knospe)-Richtlinien schreiben vor, dass einem Wiederkäuer nicht mehr als 5 Prozent der Jahresration als Kraftfutter gefüttert werden darf. Darum können die Zuchtziele für die Milchleistung in der biologischen Landwirtschaft nur so hoch gesteckt werden, dass die Tiere sie mit dem betriebseigenen Raufutter und mit geringen Kraftfuttermengen erbringen können.
Daraus ist ersichtlich, dass in der biologischen Landwirtschaft die Zuchtziele nicht einheitlich sein können, da die Betriebe so verschieden sind. Nicht nur bezüglich der Milchleistung, sondern auch bezüglich der Grösse und der Robustheit der Tiere gibt es unterschiedliche Anforderungen.
Biozucht muss also immer artgerecht und standortgerecht sein. Um den eigenen Standort und die Übereinstimmung von Standort und Herde einzuschätzen, kann man den FiBL-Einschätzungsbogen benützen.
Weiterführende Informationen
Einschätzungsbogen für die standortgerechte Rindviehzucht (192.0 KB)
Erläuterungen zum Einschätzungsbogen (1.0 MB)
Anleitung zur Körperkonditionsbeurteilung bei Milchkühen (700.6 KB)
Handbuch Tiergesundheit
Kapitel Tierzucht und Tiergesundheit (276.8 KB)
Gesamtes Handbuch bestellen (FiBL-Shop)
Merkblatt «Stierhaltung für die Zucht im Biobetrieb»
Merkblatt (FiBL Downloads & Shop)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 25.09.2023