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Bioackerbautag am Brennpunkt aktueller Fragen

Meldung  | 

Relatives Wetterglück: Gummistiefel ja, Schirm nein (Foto: Marion Nitsch)

"Der milde Winter hat dem Rapsglanzkäfer stark zugesetzt.", sagt Claudia Daniel, Pflanzenschutzexpertin des FiBL. Auf dem Bild: Deborah Kaiser, Agroscope (links) und Claudia Daniel, FiBL. (Alle weiteren Fotos: Franziska Hämmerli, FiBL)

Erbsen mit nassen Füssen.

Pierre Hohmann vom FiBL erklärt den Do-it-yourself-Test für Leguminosenmüdigkeit.

Müde, aber glücklich: Urs Knecht, Gastgeber und Landwirt des Bioackerbautags 2016.

Leo Reutimann, 12 und Daniel Reutimann, 47 von Guntalingen.

Cora Schibli, Triticale-Züchterin vor einer ihrer Lieblingssorten.

Die angehenden Fachfrauen und Fachmänner in biodynamischer Ausbildung.

Der Distelschreck "Comb Cut"

Gegen 1500 Besucher, mehrheitlich Fachpublikum, pilgerte zum diesjährigen Bioackerbautag nach Brütten ZH, auf den Hof von Urs und Ladina Knecht. Nachdem noch morgens um fünf Uhr starke Regengüsse niedergingen, war der Biowettergott gnädig: der Tag war trocken, gegen Nachmittag gar sonnig.

Dem Rapsglanzkäfer geht’s schlecht

Der Bioraps sieht prächtig aus. Die Triebe mit vielen Seitentrieben stehen mit prallen Schoten üppig da. Etwas anderes hätte man bei Urs Knecht, dem Landwirt und Gastgeber des diesjährigen Bioackerbautages, auch kaum erwartet, ist er doch bekannt für seine schönen Rapsbestände und regelmässig hohen Erträge. Doch dieses Jahr gib es noch einen weiteren Grund. «Der milde Winter hat dem Rapsglanzkäfer stark zugesetzt.», sagt Claudia Daniel, Pflanzenschutzexpertin des FiBL. «Da die Käfer bei 10 Grad erwachen, aber erst bei 15 Grad losfliegen können, sind viele Rapsglanzkäfer in diesem warmen Winter lange wach gewesen und dadurch verhungert. Der Befallsdruck ist dieses Jahr klein.» Das zeigt auch das Versuchsfeld in Brütten, wo auch die Bise den letzten Rapsglanzkäfer vertreibt. Es sind keinerlei Unterschiede zu sehen zwischen unbehandelten Streifen, Streifen die mit Kaolin gespritzt wurden und Streifen mit Netzabdeckung, um einen Null-Käfer-Befall zu simulieren. Kaolin, ein Tonerdeprodukt, hat im mehrjährigen FiBL-Grossversuche auf 150 Hektaren bei hohen Düngungsstufen zu 10 Prozent mehr Ertrag beim Raps geführt. «Rapsglanzkäfer mit Kaolin zu bekämpfen lohnt sich aber nur in gut gedüngten Böden, wenn man sieht dass der Bestand gut dasteht», empfiehlt Daniel. «Schnell wirksame Dünger wie Biogas- und Schweinegülle sind von Vorteil.» Dass hier im Brüttener Versuch selbst unterschiedliche Düngestufen keinen Unterschied machen, führt Claudia Daniel auf die guten Böden von Urs Knecht zurück. Sie vermutet aber auch, dass der warme Frühling zu einer schnelleren Mineralisierung und damit besseren Pflanzenverfügbarkeit der Nährstoffe geführt hat. Für zukünftige Jahre mit starkem Befall testet Agroscope derzeit zudem verschiedene Formulierungen von Pilzsporen, die gespritzt werden können und den Rapsglanzkäfer befallen.
Siehe auch: Raps (Rubrik Ackerbau)

Müde Erbsen? Nein, nur nasse Füsse.

Die leckeren Bioerbsli, die es am Ackerbau zum Z’Mittag gab, sind womöglich Urs Knechts Produkt. Er produziert davon im Fünfjahresschnitt 5,2 Tonnen pro Hektare. Dieses Jahr kann erreicht er diesen guten Wert wohl leider nicht erreichen. Den Pflanzen auf dem Acker steht die Blässe aufs Blatt geschrieben. Vermutlich wegen Staunässe. Denn sonst wurde alles richtig gemacht. Eine Anbaupause von 8 Jahren wurde eingehalten, die Saat zwischen Mitte und Ende März auf 3-4 cm Tiefe durchgeführt, danach gewalzt. Die Düngung: 20 Kilo P, 60 Kilo K, 5 Kilo Mg pro Hektare.

Mit Leguminosenmüdigkeit hat das zum Glück nichts zu tun. «Will eine Landwirtin wissen, ob ein bestimmter Acker Leguminosenmüdigkeit hervorrufen könnte, gibt es einen einfachen Test», so Pierre Hohmann, Pflanzenbauexperte am FiBL. «Man entnimmt eine repräsentative Bodenprobe vom Acker, gibt diese in saubere Töpfe und lässt eine Leguminosenart, zum Beispiel die Erbse, darin wachsen. In anderen Töpfen hitzesterilisiert man die Erde zuerst im Backofen, bevor man die Erbsen hineinpflanzt. Wird ein deutlicher Unterschied sichtbar, kann das auf Leguminosenmüdigkeit hinweisen, die vermutlich durch niedere Pilze ausgelöst wird. Wer es genauer wissen will, wendet sich am besten an Jacques Fuchs vom FiBL, der den Test entwickelt hat.»

Das FiBL fand in einer zweistufigen Diagnose mit Ausschlussverfahren heraus, was der Auslöser für Leguminosenmüdigkeit ist. In der ersten Stufe wurden über 30 Böden aus Deutschland und der Schweiz unterschiedlich behandelt: unbehandelt, gedüngt, mit Aktivkohle versetzt und sterilisiert. Da meist die sterilisierte Erde die gesündesten Erbsen trug, wusste man, dass ein Lebewesen der Auslöser war und nicht ein Giftstoff oder mangelnde Düngung. In der zweiten Stufe wurden die «müden» Böden mit unterschiedlichen Bioziden behandelt. Dabei stellte sich heraus, dass oft Fungizide gegen niedere Pilze die grösste Wirkung zeigten. Dies lässt vermuten, dass die Leguminosenmüdigkeit durch niedere Pilze wie Pythium oder Aphanomyces verursacht wird.
Siehe auch: Leguminosenmüdigkeit mit Test feststellen (Rubrik Ackerbau)

Stimmen vom Bioackerbautag

Urs Knecht, Gastgeber und Landwirt des Bioackerbautags 2016

«Ein Jahr lang haben wir uns auf diesen Tag vorbereitet. Da nagte der heftige Regen von gestern bis noch heute Morgen an den Nerven. Doch wir konnten schnell reagieren und die Lieferanten so organisieren, dass keine Dreckschlacht entstanden ist», sagt Urs Knecht. «Ich bin mit dem Tag sehr zufrieden. Wir haben unsere Ziele erreicht: Grosse Kulturflächen und gleichzeitig konnte entlang von 300 Metern Strasse alles gezeigt werden. Wir hatten das gewünschte Fachpublikum, nicht allzu grosse Menschentrauben an den Posten und eine gute Stimmung. Schön war auch, dass viele konventionelle Produzenten im Publikum waren.»
Siehe auch: Film: Vorschau Bioackerbautag 2016 (Rubrik Ackerbau)

Leo Reutimann, 12 und Daniel Reutimann, 47 von Guntalingen.

Leo: «Es ist bisschen nass heute, aber spannend. Besonders interessant fand ich die Versuche mit Pilzen, die den Rapsglanzkäfer befallen, deren Sporen man dann aufs Feld spritzen kann.»

Daniel: GAktuelle, brennende Fragen, die die Produzenten im Biolandbau momentan beschäftigen, werden hier gezeigt und diskutiert. Ich sehe den aktuellsten Stand der Forschung und finde Antworten auf meine Fragen.»

Cora Schibli, Triticale Züchterin vor einer ihrer Lieblingssorten

«Momentan haben wir die Nischensorte MP2.53 auf dem Markt, sie wird über Sativa-Rheinau vertrieben. Zwei weitere Triticalesorten sind in der Prüfung. Zudem läuft auch das Projekt, das die verschiedenen Backeigenschaften der Sorten testet»,  sagt Cora Schibli von der Getreidezüchtung Peter Kunz. «Bei den Dinkelsorten sind acht in der offiziellen Sortenprüfung. Zwei davon sind Sommerdinkelsorten, etwas ganze neues, das vor allem in Deutschland gefragt ist. Ab jetzt wird es wohl noch fünf Jahre dauern, bis die Sorten auf dem Markt sind.»
Siehe auch: Getreidezüchtung Peter Kunz (externe Webseite)

Angehende Fachfrauen und –männer der 4-jährigen biodynamischen Ausbildung mit EFZ an der Rheinau.

«Wir sind das erste Mal am Bioackerbautag, es ist sehr spannend. Die neue Methode im Kartoffelanbau die Pilze gegen Drahtwürmer einsetzt, war interessant. Heute Nachmittag gehen wir mit unserem Pflanzenbaulehrer noch die Maschinen angucken.»
Siehe auch: Fachausbildung für biologisch-dynamische Landwirtschaft (Rubrik Bildung)

Was soll denn das sein?

Ein kunstvolles Gebilde mit hellorangen Borsten zieht viele Blicke auf sich. Da Geheimnis des Geräts lüftet der Name: es ist der Distelschreck Comb Cut. Die schwedische Herstellerfirma verspricht, dass sich das Getreide hindurchschlängelt, die Disteln und Blacken wegen ihrer stabileren Stängel aber abgeschnitten werden.
Siehe auch: Film: Unkrautschneider CombCut im Einsatz (Rubrik Ackerbau)

Franziska Hämmerli, FiBL

Weiterführende Informationen

Schweizer Bioackerbautag war ein Grosserfolg (117.4 KB) (Medienmitteilung von Bio Suisse)

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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