Nicht selten beeinflussen sich die Richtpreise gegenseitig, so dass die Branche, gewollt oder ungewollt, in eine Preisspirale gerät. Dass es neben verschiedenen Labelpreisen seit Anfang Jahr zwei Tränkerpreise gibt, macht die Situation nicht weniger komplex.
Schweizweit werden rund 60 000 Biomilchkühe auf 3500 Knospe-Betrieben gehalten. Letztere verkaufen die Tränker mehrheitlich über ihre Händler oder direkt an benachbarte Betriebe. Beim Verkauf über einen Händler kann der Käufer nur schwer abschätzen, ob ein Kalb am Anfang genügend Milch bekommen hat oder auf wie viele Tränker unterschiedlicher Betriebe es auf seinem Weg gestossen ist. Diese Ungewissheit lassen Käufer und Verkäufer am festgelegten Preis zweifeln. Beide trösten sich damit, dass jeder einmal Gewinner und einmal Verlierer sein dürfte.
Transparente Berechnung
Angesichts der höheren Verfügbarkeit von Biomilch, zeigen die Knospe-Produzentinnen und -Produzenten vermehrt Interesse, Milch zu vertränken. Wie hoch ist der Preis für ein fleischbetontes Milchrassetier anzusetzen? Was ist mit Kälbern, welche die branchenüblichen 75 Kilogramm überschritten haben?
Bio Suisse rät dazu, eine transparente Kostenaufstellung zu machen. Dazu gehört es, den Wert des Kalbes anhand der angefallenen Arbeit, der vertränkten Vollmilch, dem Aufwand an Heu und Stroh, den Tierarzt- und Kastrationskosten sowie des Platzes und der Kosten für beispielsweise ein Gruppeniglu zu berechnen. Auf die Frage nach dem Preis sollte der Verkäufer eine begründete Antwort geben können. Das ist die Grundlage für eine langfristige Zusammenarbeit, in der die Unsicherheiten ausgeräumt werden und den Beteiligten einen Gewinn bringt.
Michèle Hürner, Bio Suisse