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Rotbeinige Baumwanze (Pentatoma rufipes L)

Aussehen

Die adulten rotbeinigen Baumwanzen haben eine Körperlänge von 12 bis 15 Millimeter. Sie sind braun bis dunkelbraun oder bronzen gefärbt. Ihr Schildchen (Scutellum) ist leuchtend orange und die seitlichen Ecken des Halsschildes stehen stark hervor. Die Beine – daher der deutsche Name – und das erste Segment der Fühler sind orange bis rotbraun. Der Rand des Hinterleibes trägt eine schwarz-gelbe Musterung. Die Nymphen sind gräulich dunkel, die älteren Nymphenstadien heller gefärbt. Die L2 Nymphen sind ca. drei Millimeter gross und werden auf den Bäumen oft übersehen. L5 Nymphen gleichen den Nymphen der marmorierten Baumwanze. Die weisslichen Eier werden wie bei der marmorierten Baumwanze  in Eigelegen an die Blätter geklebt. Die Eigelege sind mit meist 14 Eiern aber kleiner.

Vorkommen

Die rotbeinige Baumwanze ist ausser in Nordamerika auf der Nordhalbkugel weit verbreitet und lebt typischerweise auf Waldbäumen. Sie macht eine Generation pro Jahr, wobei bei dieser Baumwanzenart spezieller Weise die L2-Nymphen überwintern. Die Überwinterung findet in Rindenverstecken auf Obst- oder Waldbäumen statt. Bei steigenden Temperaturen, noch vor der Birnbaumblüte, werden die Wanzen aktiv und verursachen durch das Saugen die ersten Schäden. Die Wanzen können ganzjährig in den Obstanlagen vorkommen. Inwieweit die Umgebung mit Waldbäumen das Vorkommen der rotbeinigen Baumwanze in der Kultur fördert ist nicht bekannt.

Betroffene Kulturen, Schäden

Obwohl ein verstärktes Auftreten der rotbeinigen Baumwanze und damit verbundene Schäden im Obst auch schon früher beobachtet wurden, treten diese in den letzten zehn Jahren vermehrt in Erscheinung. Betroffen sind vor allem Birnen und Äpfel. Die rotbeinige Baumwanze verursacht aber auch Schäden an Kirschen und Pfirsich und wird an Haselnüssen und Getreideähren beobachtet. Die Einstiche mit den stechend-saugenden Mundwerkzeugen verursachen Deformationen der Früchte. Zudem konnte unter Laborbedingungen gezeigt werden, dass die Wanzen Feuerbrandbakterien zwischen Birnen übertragen können und dass die Erreger bis zu 66 Stunden auf den Tieren überleben konnten.

Monitoring

Im Gegensatz zur marmorierten Baumwanze gibt es momentan kein spezifisches Pheromon für das Monitoring der rotbeinigen Baumwanze. Berichte, dass die Aggregationspheromone, die bei der marmorierten Baumwanze zum Einsatz kommen, auch bei der rotbeinigen Baumwanze wirken, blieben bisher aus. Auch konnte bei einer Studie mit zwei Pheromonen, frischen Birnentrieben und lebenden rotbeinigen Baumwanzen keine Lockwirkung gefunden werden. Somit sind visuelle Kontrollen und Klopfproben die einzige Möglichkeit zum Monitoring. Lichtfänge scheinen zusätzlich eine Möglichkeit zu sein, unter anderem auch mittels Natriumdampflampen, nicht aber mittels Lampen mit kurzwelligem Licht.

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Bekämpfung

Bisher wurde die rotbeinige Baumwanze vermutlich durch den Einsatz breit wirksamer Insektizide gegen die Hauptschädlinge im Obstbau in Schach gehalten. Der gezielte und reduzierte Einsatz von spezifisch wirksamen Pflanzenschutzmitteln ist schonender für Nicht-Ziel-Organismen, es kann aber zu einer Zunahme von Schäden durch Sekundärschädlinge, wie der rotbeinigen Baumwanze, kommen.

Kulturmassnahmen

Momentan gibt es keine geprüften Bekämpfungsstrategien gegen die rotbeinige Baumwanze. Dadurch, dass diese nicht nur im Wald überwintert, sondern auch in den Obstanlagen selbst, ist eine Volleinnetzung der Kultur nicht zielführend. Inwieweit die Umgebung mit Waldbäumen das Vorkommen der rotbeinigen Baumwanze in der Kultur fördert, ist nicht bekannt.

Natürliche Gegenspieler

Natürliche Gegenspieler sind nur ungenügend bekannt. Es gibt momentan keine Nützlinge, die man zur Massenfreilassung verwenden könnte. Im Kot von Breitflügelfledermäusen (Eptesicus serotinus SCHREBER) wurden im Rahmen einer Studie grosse Mengen an rotbeinigen Baumwanzen nachgewiesen. Natürlich fangen die Fledermäuse aber nur fliegende adulte Wanzen und sind nicht flächendeckend in der Schweiz verbreitet. Die vor und nach der Blüte saugenden Nymphenstadien werden somit nicht reduziert. Eine Fledermausförderung bei den Obstanlagen würde aber auch gegen diverse andere Schädlinge, wie zum Beispiel den Apfelwickler nützen.

Die Raupenfliege Phasia hemiptera F (Diptera: Tachinidae) parasitiert adulte rotbeinige Baumwanzen. Zudem parasitiert die mit der marmorierten Baumwanze eingeschleppte asiatische Samurai-Wespe Eier der rotbeinigen Baumwanze. Die Parasitierung de Eier der rotbeinigen Baumwanze ist aber nicht gleich effizient wie die der marmorierten Baumwanze. Parasitoide Wespen wie Fliegen sind als Adulte auf Pollen und Nektar angewiesen. Deshalb sind Blühstreifen voraussichtlich eine gute Methode natürliche Gegenspieler der rotbeinigen Baumwanze zu fördern.

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Bioinsektizide

Zur direkten Bekämpfung der rotbeinigen Baumwanze ist derzeit in der Schweiz für den Biolandbau kein Insektizid bewilligt (Stand BLW: 24.03.2020). Studien zur Wirksamkeit von Bioinsektiziden gegen die rotbeinige Baumwanze sind leider ebenfalls rar.

Getestete Bioinsektizide gegen die rotbeinige Baumwanze

Referenzen (167.5 KB)

Wirkstoff

Einsatz

Effekt

Referenz

Azadirachtin (Neembaum-Öl) Labor L2-Nymphen Keine Wirkung (98)
Mineralöl Labor L2-Nymphen Keine Wirkung (98)
Pyrethrum (Mutterkräuter wie Chrysanthemen und Wucherblumen) Feld Tiefe oder variable Teilwirkung bei verschiedenen Behandlungszeitpunkten (um die Blüte und Nachernte) (99-101)
Spinosad (von Bakterien produzierter Wirkstoff) Labor L2-Nymphen, Feld Gute Wirkung im Labor auf L2-Nymphen. Teilwirkung im Feld, bessere Wirkung der Behandlung nach der Blüte als vor der Blüte (98, 101, 102)

 

Weitere Informationen

Wanzen als Schädlinge (Rubrik Schädlinge im Bioobstbau)
Schädlinge im Bioobstbau (ganze Rubrik)

 

Fabian Cahenzli und Claudia Daniel, FiBL

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 27.05.2020

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