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Kupfereinsatz im Bioweinbau: Aufhören oder weitermachen?

Man darf das Kupfer nicht verteufeln, denn der Kupfereinsatz wird in der biologischen Landwirtschaft vorerst nicht verboten werden. Aber man muss sich mit der Idee anfreunden, dass man mittel- bis langfristig den Kupfereinsatz hinter sich lassen wird. Bis es soweit ist, müssen wir an der Optimierung des Einsatzes von Kupfer arbeiten.

«Wenn man eine Weinplantage rodet und darauf Ackerbau betreibt, kann es vorkommen, dass die Kultur aufgrund des durch jahrzehntelange Applikation in den obersten Zentimetern des Bodens angereicherten Kupfers extrem schlecht wächst. Ich habe es in einem bestimmten Fall mit meinen eigenen Augen gesehen. Schlussendlich hat der Landwirt den Ackerbau aufgegeben und wieder Wein angepflanzt. Der Wein wurzelt tief genug, dass er nicht von den hohen Kupferkonzentrationen in den obersten Schichten des Bodens beeinträchtigt wird», schildert Christian Keimer, ehemaliger Verantwortlicher der Abteilung Bodenschutz des Kantons Genf.

Man sollte jedoch nicht verallgemeinern. Wahrscheinlich reagieren nicht alle Böden von gerodeten Weinpflanzungen so. Aber man kann nicht leugnen, dass Kupfer in grossen Mengen ein Problem darstellen kann, u.a. für einjährige Kulturen, für die Mikrofauna des Bodens und für die Gewässerfauna (das Kupfer kann durch Erosion in die Oberflächengewässer gelangen).

Ausserdem gibt es grosse Kupfereinträge in den Boden durch ausgebrachte Schweinejauche sowie Regenwasser, das über Kupferinstallationen von den Dächern abgeleitet wird. Man sollte folglich das Problem in seiner Ganzheit betrachten und auch die Umweltprobleme, die v.a. durch bestimmte synthetische Pflanzenschutzmittel verursacht werden, nicht ausser Acht lassen. Man muss auch bedenken, dass wir die letzten 20 bis 30 Jahre viel daran gearbeitet haben, die Kupfereinträge pro Hektar und Jahr sehr stark zu verringern. 

Alternativen für morgen

Die ersten Pflanzenextrakte oder andere natürliche Substanzen, die das Kupfer sinnvoll und überzeugend ersetzen könnten, werden trotz hartnäckiger Forschungsarbeit von Agroscope, FiBL und Forschern im Ausland nicht vor 2018 erwartet. Die Herausforderung ist gross, da das Kupfer auch sekundäre bakterizide Effekte bei Bakteriennekrosen oder Schwarzfäule hat. Zwischenzeitlich sollten wir versuchen, das Beste mit dem Kupfereinsatz zu erreichen..

Strategien für heute

Insgesamt haben die verschiedenen Formen des Kupfers (-hydroxid, -oxychlorid, systemische Formulierungen, …) eine vergleichbare Wirkung und eine geringe Dosierung (ab 200 Gramm Kupfer pro Hektare). Sie schützen in einer präventiven Anwendung die Blätter vor einer Infektion, jedoch nicht, wenn bereits ein erhöhter Krankheitsdruck mit beginnender Infektion der Blätter vorhanden ist.

Die Optimierung der Applikation in kleinen Dosen oder der Formulierungen des Kupfers ist noch lange nicht ausgeschöpft. Die Weinbauern interessiert es, ob es eine Beziehung zwischen der Dosierung bzw. der Formulierung des Kupfers einerseits und andererseits der Dauer der Anwendung gibt. Ihr Wunsch ist es, die Anwendungen seltener machen zu müssen um Arbeitszeit einzusparen. Deshalb haben sie die Forscher und Berater ermutigt, sich diesen Fragestellungen anzunehmen und sie mit Hilfe praxisorientierter Versuche zu beantworten.

Bei komplementären Strategien, wie zum Beispiel beim Einsatz von Mycosan (saure Tonerde), ist die Berücksichtigung der Wetterverhältnisse unerlässlich, um den Zeitpunkt der Applikation und die Dosierung zu bestimmen und die Ausbringtechnik anzupassen.

Auch die Anwendung von Pflanzenextrakten oder Steinmehl, die zum Beispiel Silizium enthalten und die Pflanzengesundheit stärken, kann erprobt werden. Jedoch können diese Substanzen allein die Pflanzen nicht vor Mehltau schützen. Weiterhin kann man die Pflanzen in grösseren Abständen zueinander pflanzen, um einen besseren Luftaustausch im Bestand zu gewährleisten. Schlussendlich ist es wünschenswert, dass sich der Anbau pilzresistenter Sorten ausgedehnt wird. Das darf aber nicht überstürzt geschehen, denn man muss den Konsumenten diese Massnahme ausführlich erklären und sie von der Qualität der entsprechenden Weine überzeugen.

Ob Pflanzenschutzstrategie für heute oder morgen, jeder muss mithelfen und die Probleme rationell angehen. Unter diesem Gesichtspunkt ist es allerdings schwer zu verstehen, dass der Handel nicht zugelassene Produkte auf den Markt bringt.

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Versuche mit Silicuivre und Brennesseljauche
Silicuivre ist ein Dünger auf Grundlage von Kupfer (5 Prozent) und enthält zusätzlich Pflanzenextrakte und Silizium. Nach Angaben des Herstellers soll das Produkt die Resistenz der Pflanze gegen Mehltau erhöhen. Ausser den fungiziden Eigenschaften soll das Produkt den Silizium- und Kalziumstoffwechsel in den Pflanzenzellen verbessern. In der Schweiz ist dieses Produkt als Pflanzenschutzmittel nicht zugelassen.

Das FiBL hat 2013 und 2014 auf einem Weinberg mit Chardonnay in der Region Genf Mandement Versuche durchgeführt. Die folgenden Versuchsvarianten wurden angelegt:

  • Standard-Biobehandlung (Mycosan, Bordeauxbrühe, Schwefel)
  • Standardbehandlung plus Silicuivre
  • Standardbehandlung plus Brennesseljauche.

Die Mengen an ausgebrachtem elementrarem Kupfer waren bei allen drei Verfahren dieselben. Die nötigen Bewilligungen zur Durchführung des Versuchs wurden vorgängig eingeholt.

Silicuivre und die Brennesseljauche hatten keinen signifikanten Effekt auf den Gehalt von Makro-und Mikroelementen in den Blättern, auf den Stickstoffgehalt in den Beeren, im Most und in der Ernte. Allein eine leichte, nicht signifikante Tendenz zu erhöhtem Mangangehalt der Blätter konnte nach der Behandlung mit Silicuivre festgestellt werden.

In diesem Versuch konnte eine Wirkung von Silicuivre nicht festgestellt werden. Ein Versuch, der 2012 unter ÖLN Bedingungen auf einem Weinberg des Kantons Genf durcheführt wurde, führte zu vergleichbaren Resultaten.

Maurice Clerc und Dominique Levite

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Letzte Aktualisierung dieser Seite: 26.03.2015

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