Diese Website unterstützt Internet Explorer 11 nicht mehr. Bitte nutzen Sie zur besseren Ansicht und Bedienbarkeit einen aktuelleren Browser wie z.B. Firefox, Chrome
FiBL
Bio Suisse
Logo
Die Plattform der Schweizer Biobäuerinnen und Biobauern

Legehennen: Potential und Grenzen von Zweinutzungsrassen

Hochleistungslegehennen reagieren sehr empfindlich auf sich verändernde Futterzusammensetzungen. Auch nur kleine Unterversorgungen beim Protein oder bei den Vitaminen können ein Absacken der Legeleistung und andere Probleme wie zum Beispiel Federpicken bewirken. Die männlichen Kücken dieser Rassen eignen sich nicht für die Pouletmast, sie werden nach dem Schlüpfen getötet.

Im Biolandbau sind gewisse Futterzusätze verboten. Es ist deshalb schwierig, ein Biolegehennenfutter für Hochleistungstiere herzustellen. Und das Töten der männlichen Kücken, auch wenn es erlaubt ist, entspricht nicht dem Sinn und Geist des Biolandbaus. Es sollten robuste Legehennen zur Verfügung stehen, deren Männchen sich für die Mast eignen.

Sussex vielversprechend

Demeter und FiBL haben sich auf die Suche nach einer Lösung dieses Problems gemacht. Mit Unterstützung weiterer Institutionen, zum Bespiel Aviforum, wurden verschiedene Rassen geprüft. Dabei zeigte sich die Rasse Sussex als vielversprechend:

  • Sie erträgt schwankende Futterzusammensetzungen gut.
  • Sie überdauert die Mauser gut und kann somit mehrere Jahre genutzt werden.
  • Auf der Weide ist sie sehr wehrhaft gegen angreifende Raubvögel.
  • Die Mast der männlichen Kücken ist möglich. Zurzeit werden mit der Sussex-Rasse Mastversuche durchgeführt.


Aber auch die Sussex stösst an Grenzen:

  • Die Legeleistung liegt bei 250 Eier pro Jahr (gegenüber 300 Eier bei den Hybriden).
  • Der Futterverzehr pro Ei ist höher als bei den Hybriden.
  • Der Futterverzehr pro Kilogramm Lebendgewicht ist bei der Mast der männlichen Kücken höher als bei den Mastrassen.

Die Sussex-Tiere sind somit vorab für kleine und mittlere Bestände mit tiefen Fixkosten (amortisiertes Hühnerhaus) und für den Direktverkauf der Eier geeignet.

Forschung geht weiter

Die Suche nach Zweinutzungsrassen geht weiter. Neben den oben erwähnten Fragen stellt sich auch diese: Wie kann heimisches Futter zur Verfügung gestellt werden? Mittelfristig sollte aus Sicht einer nachhaltigen Landwirtschaft das Soja aus dem Süden für die menschliche Ernährung reserviert bleiben. Aber das Zurückkommen auf andere Proteinquellen als Soja muss vorsichtig angegangen werden, denn die Legehennen sind auf eine hohe Proteinqualität (richtiges Aminosäuremuster) und genügende Vitaminversorgung angewiesen.

Maurice Clerc und Veronika Maurer, FiBL

Wenig Kredit für das Zweinutzungshuhn

Das sogenannte Zweinutzungshuhn und die angeblichen Zuchterfolge haben in letzter Zeit für einige Schlagzeilen gesorgt. Die sofortige Tötung der männlichen Tiere in der Legehennenproduktion stösst bei Konsumentinnen und Konsumenten auf zunehmendes Unverständnis. Deshalb forscht die Branche relativ intensiv an neuen Zuchtlinien, deren Hähne mit guten Resultaten gemästet werden können, ohne dass die Eierproduktion der weiblichen Tiere darunter leidet.

Der Zuchterfolg sei in den Medien bisher klar zu positiv bewertet worden, sagt Alfred Reinhard vom grössten Bioeierhändler Hosberg AG. Es lägen noch keine befriedigenden Resultate vor und es sei völlig unklar, ob die Grossverteiler eine Zweinutzungshuhn-Strategie mittragen würden.

Geflügelschlachter Robert Stauss aus dem süddeutschen Ertingen ist ebenfalls skeptisch, er schlachtet Tiere aus Zweinutzungsversuchen und stellt dabei fest, dass noch kein einigermassen akzeptables Preis-Leistungs-Verhältnis vorliegt: «Es macht keinen Sinn, teures Futter an einen Hahn zu verabreichen, der daraus kein Fleisch produziert», so Stauss. Zudem fragt er sich, wo man denn die 43 Millionen Hähne jährlich unterbringen möchte, die entsprechend zur Hennenzahl in Deutschland zu mästen wären.

Bioeierproduzent Peter Lüscher aus Holziken AG seinerseits befürchtet, dass das Zweinutzungshuhn den Biomarkt spalten könnte, in Fraktionen mit und ohne Zweinutzungshuhn. Er sieht eine andere Lösung: «Hätten wir eine sinnvolle Verwendung für die Eintagsküken, so wäre deren Tötung kein Problem», sagt er.
Adrian Krebs

(Quelle: bioaktuell 2/14, Seite 8)

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 15.05.2014

Möchten Sie die Website zum Home-Bildschirm hinzufügen?
tippen und dann zum Befehl zum Home-Bildschirm hinzufügen nach unten scrollen.