Diese Website unterstützt Internet Explorer 11 nicht mehr. Bitte nutzen Sie zur besseren Ansicht und Bedienbarkeit einen aktuelleren Browser wie z.B. Firefox, Chrome
FiBL
Bio Suisse
Logo
Die Plattform der Schweizer Biobäuerinnen und Biobauern

Klimawandel beschert den Winzerinnen und Winzern neue Krankheiten

Meldung  | 

Unter dem Motto Weinbau im Wandel fand am 13. März in der Schützi in Olten die Bioweinbautagung 2024 statt. Mit dem Klima wandeln sich auch die Ansprüche an die heutigen Weinbausysteme. Welche Ansätze gibt es schon heute und welche eignen sich, den gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen zu begegnen?

Der Weinbau (hier ein Bild vom Weingut FiBL) steht mit dem Klimawandel vor neuen Herausforderungen. Das zeigte sich auch an der FiBL Bioweinbautagung. Foto: Maya Frommelt, Bio Suisse

Networking mit Wein an der Bioweinbautagung in Olten. Foto: Jeremias Lütold, FiBL

Über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der Westschweiz, dem Tessin und der Deutschschweiz wurden von der Tagungsleiterin Linnéa Hauenstein begrüsst. Bea Steinemann, die Leiterin der Gruppe Weinbau & Önologie am FiBL, startete mit einer Übersicht zu den aktuellen Arbeiten am FiBL.

Schwarzfäule als Fokusthema
Nach dem Beitrag zur PIWI-Flächenverteilung in den Weinbauregionen der Schweiz und den Informationen zu den durch das BLW unterstützten Sorten, führte Bea Steinemann zur Etablierung der Sortenprüfung robuster Rebsorten im Projekt InnoPIWI des FiBL.

David Marchand vom FiBL Westschweiz stellte die Untersuchungen zur Schwarzfäule vor und betonte, dass die beobachtete Zunahme des Schadbilds die Schwarzfäule zu einem Fokusthema in nächster Zeit macht.

18,5 Prozent der Rebbaufläche für Bio
Angela Deppeler, Produktmanagerin Wein und Kräuter von der Bio Suisse, präsentierte die Zahlen zum Markt und zur Entwicklung des Bioweinbaus in der Schweiz. Die biologisch bewirtschafteten Rebflächen nehmen weiter zu und machten 2022 rund 2468 Hektaren aus. Dabei handelt es sich um Bio-Verordnungs-, Knospe- sowie Demeterbetriebe. Gegenüber 2021 entspricht dies einer Zunahme von 224 Hektaren.

Der Anteil der Bioflächen an der gesamten Rebbaufläche betrug 2022 18,5 Prozent und 13,6 Prozent der Betriebe waren Knospe oder Demeter zertifiziert.  Die biologische Rebbaufläche hat sich seit 2018 mehr als verdoppelt. Gut 75 Prozent der biologischen Rebbaufläche entfallen auf die Westschweiz. Sowohl in der Romandie als auch in der Ostschweiz sei der Bioweinbau sehr aktiv und dynamisch, sagte Deppeler.

Von PIWI zu KLIWI?
«Gibt es die Diskussion darum, ob die Bio Suisse langfristig im Weinbau nur noch PIWI Sorten anerkennt?», richtete sich eine Frage aus dem Publikum an Angela Deppeler. Laut ihrer Erklärung würden PIWI Sorten als Ergänzung gesehen, als gute Möglichkeit auf dem Weg, eine umweltfreundliche Produktion zu erreichen.

Für Peter Nick vom Karlsruher Institut für Technologie braucht es dafür neben den PIWI Sorten zukünftig auch klimawiderständige Sorten. Der Schritt zu KLIWI Sorten würde sich daraus ergeben, dass durch den Klimawandel neue Schaderreger auftreten.

Esca-Pilz befällt ohne zu schaden
Auch seit langem bekannte Erreger wie die Esca-Krankheit verursachen seit einigen Jahren verstärkt Schäden. Allerdings haben Untersuchungen von Esca auch gezeigt, dass der Esca-Pilz viele Pflanzen befällt, ohne ihnen Schaden hinzuzufügen. Im Gegenteil: Gesunde Rebstöcke produzieren das Polyphenol Resveratrol, worauf der Pilz mit der Abgabe von 4-Hydroxyphenyl-Essigsäure reagiert, die das Wachstum der Rebe stimuliert.

Steht die Rebe jedoch unter klimabedingtem Stress, bildet sie Ferulasäure, worauf der Pilz mit Fusicoccin A reagiert, was die bekannten Schäden am Holz auslöst. Das Beispiel mache laut Peter Nick deutlich, dass Reben durchaus auch in symbiotischer Weise mit Schädlingen leben können und dass die Klimawiderständigkeit der Kulturreben künftig stärker in den Fokus gerät.

Trockentoleranz und die Hilfe der Mykorrhiza
Alain Malard, Winzer und Weinbauberater für Permakultur, stellte seine Überlegungen zu regenerativem Wassermanagment vor (Hydrologie Régénérative). Er präsentierte zudem Erfahrungswerte, wonach diversifizierte Pflanzungen Lösungsansätze gegen Trockenheit enthalten.

Kathleen Mackie-Haas, Forschungsgruppenleiterin Weinbau bei Agroscope, gab einen Einblick in die aktuelle Forschung zu Mykorrhiza-Verbindungen mit Rebwurzeln. Die Innokulation von Reben mit Mykorrhiza im Gewächshaus zeigte eine bessere Entwicklung des Wurzelsystems der Rebe mit längeren Wurzeln und mehr Sekundärwurzeln, eine Erhöhung der Mykorrhiza Population im Boden, verstärkte Biomasseproduktion der Pflanzen sowie eine erhöhte Toleranz gegenüber Wasserstress.

Wasch- und wiederverwendbare Flasche im Test
Nachmittags sprach Sybille Krieger-Weber vom Hefenhersteller Lallemand Önologie über verschiedene Milchsäurebakterien darüber, wie mikrobielle Sicherheit und Stabilisierung der Weine erreicht werden kann. Zudem thematisierte sie Resultate von Vergärungen mit der Hefe Lachancea thermotolerans, welche sich gut ansäuern lässt.

Wie die Flasche zurück zur Abfüllmaschine kommt, hat Laura Paccot vom Projekt Bottle Back erklärt. Die Winzerin der Domaine La Colomb in Féchy VD ist zusammen mit acht Waadtländer Winzerinnen und Winzern davon überzeugt, dass die Weinflasche der Zukunft waschbar, wiederverwendbar und nachhaltig ist.

Bierfass für den Wein
Bottle Back führte zwei Jahre lang Tests für die Wiederverwendung einer gemeinsamen, abwaschbaren Flasche (75 cl) vom Typ Burgunder durch. Im Rahmen dieses Pilotprojekts, das vom Service de la promotion de l'économie et de l'innovation (SPEI) des Kantons Waadt unterstützt wird, wurden insgesamt 80'000 Flaschen in den beteiligten Betrieben in Umlauf gebracht.

Deandra Anderson und Philipp Neveling von Ebb & Flow Keg aus Frankfurt am Main verzichten mit ihrem Start-Up direkt auf Flaschen und präsentierten ihr Vertriebssystem für Biowein in Keg-Fässern, die auch im offenen Bierausschank grosse Verbreitung haben.

Eric Waibel von der Regionalwert Leistungen GmbH und der Bio-Stiftung Schweiz schloss die Bioweinbautagung mit Ergebnissen dazu ab, wie geleistete Mehrwerte auf den Betrieben sichtbar gemacht werden können.

Jeremias Lütold, FiBL

Weiterführende Informationen

Das Projekt Bottleback (www.bottleback.ch)
Biowein aus Fässern (www.ebbflowkeg.com)
Alles zum Bioweinbau auf bioaktuell.ch (Rubrik Weinbau)

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

Möchten Sie die Website zum Home-Bildschirm hinzufügen?
tippen und dann zum Befehl zum Home-Bildschirm hinzufügen nach unten scrollen.