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Torfreduktion bei Gemüsejungpflanzen

Ab 2025 gilt im biologischen Anbau die Obergrenze von 60 Prozent Torfgehalt bei Gemüse- und Kräuterjungpflanzen in Erdpresstöpfen. Zwar besitzt Torf als Substratkomponente hervorragende Eigenschaften, jedoch sind der Abbau und die Trockenlegung von Torfmooren sehr umweltschädlich. Die Gemüse- und Kräuterbranche wird aktiv und reduziert den Torfgehalt freiwillig.

Torf ist ein sehr vielseitiges Naturmaterial, das seit Jahrhunderten vor allem zur Verwendung als Brennmaterial abgebaut wird. Erst in den letzten Jahrzehnten hat Torf als Substrat grosse Bedeutung erlangt. Aktuelle Schätzungen gehen von einem jährlichen Verbrauch von 80 000 Kubikmetern Torf für Import und Produktion von Schweizer Gemüse- und Kräuterjungpflanzen aus.

Torfmoore sind nebst ihrer wichtigen Bedeutung für die Biodiversität die grössten landgebundenen Kohlenstoffdioxid-Speicher weltweit. Das Klimagas wird beim Torfabbau in grossen Mengen freigesetzt. Als Substrat speichert Torf enorm viel Wasser, ist sehr homogen, gut pressbar und frei von potentiellen Krankheitserregern.

Kein Torfabbau in der Schweiz
Seit 1987 ist der Torfabbau in der Schweiz verboten. 2012 hat der Bundesrat ausserdem ein stufenweises Torfausstiegskonzept verabschiedet, worauf ab 2017 Absichtserklärungen zum Torfausstieg in verschiedenen Branchen folgten. Letztes Jahr folgten nun auch die Vertreter der Gemüse- und Kräuterproduktion.

Senkung der Torfanteile im Gemüsebau
Für die Verwendung von Torf besteht im Knospe-Anbau seit 2013 die Obergrenze von maximal 70 Prozent Torfanteil im Substrat, wogegen im konventionellen Anbau bisher keine Beschränkung existiert. Ab 2025 senkt die BioSuisse ihre Obergrenze nochmals und gibt für Jungpflanzen in Erdpresstöpfen einen maximalen Torfgehalt von 60 Prozent vor.

Ebenfalls werden die maximalen Torfgehalte für Topfpflanzen, sowie Balkon-, Beet- und Staudenkulturen verringert (siehe Tabelle unten). Die im Jahr 2022 unterzeichnete Absichtserklärung sieht nun vor, den Torfgehalt von Anzuchtsubstraten auch im konventionellen Anbau für Jungpflanzen bis 2025 auf 70 Prozent zu senken, und in einem weiteren Schritt bis 2028 auf 40 Prozent zu reduzieren.
 

Quelle: Bio Suisse Bio Suisse
Maximaler Torfgehalt aktuell
Bio Suisse
Maximaler Torfgehalt ab 2025
Anzuchtsubstrate für Jungpflanzen 70 % 60 %
Kultursubstrate für Beet- und Balkonpflanzen und Stauden 30 % 0 %
Kultursubstrate für Topfpflanzen (inkl. Kräuter) 50 % 30 %

Projekt zur Torfreduktion
Mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt (BAFU) wird seit 2022 ein Projekt zur Torfreduktion im Gemüse- und Kräuteranbau durchgeführt. Involviert sind neben dem FiBL auch die ZHAW und Agroscope und natürlich verschiedene Substrathersteller sowie Produzentinnen und Produzenten von Jungpflanzen- und Gemüse.

Bis 2026 sollen Substratmischungen verschiedener Hersteller, und speziell auch der Einsatz von Kompost, getestet, sowie mögliche Produktionsanpassungen von Aussaat bis zur Ernte geprüft werden, um den Torfanteil soweit wie möglich zu reduzieren.

Erste Resultate
Erste Resultate deuten darauf hin, dass handelsübliche Substrate sehr unterschiedliche Qualitäten, in Bezug auf die Fähigkeit Krankheiten zu unterdrücken, haben. Weiter kann das je nach Erreger einerseits mit der Kompostqualität, aber auch mit der Art der Düngung zusammenhängen.

Erste Praxisversuche im biologischen Anbau 2023, bei welchen Jungpflanzen mit 50 Prozent im Vergleich zu 70 Prozent Torfanteil produziert und gepflanzt wurden, zeigten keine sichtbaren Unterschiede im Ertrag. Zwar waren die Jungpflanzen teilweise beim Auspflanzen etwas kleiner, jedoch entwickelten sie sich schnell und konnten mühelos aufholen.

Die Praxisversuche werden 2024 weitergeführt: Im biologischen Gemüsebau werden voraussichtlich zwei Mischungen mit 40 Prozent Torfanteil in Erdpresstöpfen an Salat und Fenchel im grösseren Stil getestet, im konventionellen Anbau mit 50 Prozent Torfgehalt.

Auf einem kleinen Betrieb werden zusätzlich Versuche mit kompostierter Hanffaser aus dem Kanton Waadt durchgeführt, um zu schauen wie weit sich die Torfmenge auch in kleinen, lokalen Systemen reduzieren lässt.

Patricia Schwitter, FiBL

Weiterführende Informationen

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 26.02.2024

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