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Freiheit und Sicherheit fürs Tier

Landwirtinnen und Landwirte zeigen in einer Serie, mit welchen Ideen sie die Abläufe auf ihrem Betrieb verbessern. Christian Müller hat ein stressfreies Fressgitter für verbesserte Abläufe auf dem Milchviehbetrieb entwickelt. Es ist besonders für horntragende Kühe geeignet, aber nicht nur.

«Stell dir vor, du musst durch einen Gartenhag schauen, da siehst du links und rechts nichts», erklärt Christian Müller den Vergleich mit Kühen, deren Kopf in einem Gitter mit vertikalen Sprossen steckt. Die Fressgitter auf dem Rütihof im aargauischen Hellikon berücksichtigen, dass Kühe seitlich schlechter und nur zweidimensional sehen. Deshalb müsse «alles in die Waagrechte», damit die Kuh ihren Kopf besser bewegen könne. So kann das Tier den Abstand besser einschätzen, wenn sich eine Artgenossin nähert. Bei eingeschränkter Sicht verlassen sich Kühe in einer solchen Situation auf ihr Gehör und verlassen vorsichtshalber das Fressgitter frühzeitig, um nicht einen Hornstoss zu riskieren.

Christian Müller hat für seine Milchkühe ein eigenes Fressgitter entwickelt, das er auf Anfrage in drei verschiedenen Varianten herstellen lässt. Der Typ «Eidgenoss» eignet sich für Milch-, Ammen- und Mutterkühe, mit oder ohne Horn. Für Jungvieh gibt es den Typ «Tell», für kleine Jungtiere im Alter von vier Monaten bis ein Jahr den Typ «Walterli».

Mit Patriotismus habe die Namensgebung nichts zu tun, so der biodynamische Landwirt. Vielmehr gehe es ihm darum, dass die Freiheit und Sicherheit der Kühe im Zentrum stehen. Das bedeute, dass die Kühe nach hinten sehen, aus dem Fressgitter leicht rein und raus sowie es seitlich verlassen können. Die Kuh müsse möglichst stressfrei fressen können. Das FiBL-Merkblatt «Laufställe für horntragende Milchkühe» fasst die wichtigsten Anforderungen für die Gestaltung von Fressgittern zusammen. Es bestätigt, dass waagrechte Rohre zwischen den Fressplätzen den Kühen ermöglichen, nach hinten zu sehen, Bedrohungen wahrzunehmen und darauf zu reagieren.

«Alles muss zusammenpassen»
Die Fressgitter werden nicht standardisiert produziert, sondern den Bedingungen vor Ort angepasst. Bei der Beurteilung eines Stalls sind die Länge der Futterachse oder Barrenmauer, die Abstände und Aufteilung der Stallstützen sowie die Spannweite der Hörner wichtig. Die Fressplatzbreite beim Typ «Eidgenoss» kann deshalb auch zwischen 80 und 110 Zentimetern variieren. Christian Müller ist es wichtig, dass eine Änderung am Fressgitter den bestehenden Stall berücksichtigt und das Haltungssystem sowie die Tiere selbst im Blick hat.

Die Fressgitter eignen sich für Herden mit Stier, für hornlose Kühe oder auch Rassen mit grösseren Hörnern, solange diese nicht allzu stark zur Seite gehen. Sie wurden vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen bewilligt. Die Sprossen sind liegend angebracht, sodass die Kuh den Kopf drehen und nach hinten sehen kann. Die Elemente des Fressgitters sind unten auf einem starken Vierkanttragrohr verschraubt. Sie können von dort gelöst und verstellt werden. Bei einer plötzlichen Bewegung öffnet der Schliessbügel sofort. Die grosse Öffnung im oberen Bereich erlaubt der Kuh, sich ungehindert rückwärts oder mit einem seitlichen Kopfschwung davonzumachen.

Mit der massiven Schliessbügellagerung fixiert der Bügel die Tiere, ohne allmählich auszuleiern. Für Christian Müller sehr wichtig, denn: Können Kühe das geschlossene Fressgitter beim Fressen trotzdem verlassen, bringen sie Unruhe in die Herde. Einer Entwicklung wie dem Fressgitter geht laut Christian Müller langes Beobachten voraus. Bevor er etwas bastle, wie er sagt, schaue er lieber, wie eine Änderung in das bestehende System passt.

Dass aus Prototypen oder Einzelstücken Modelle entstehen, die auch auf anderen Höfen eingesetzt werden, sei eigentlich nicht sein Ziel. «Es ist ja wirtschaftlich nicht so interessant, etwas selbst zu entwickeln», sagt er. Wenn es aber zu einem fertigen Produkt komme, sei es wichtig, einen guten Partner zu finden. «Es ist ein Unterschied, ob du individuelle Lösungen realisierst oder etwas baust, das auch für andere funktioniert».

Die Firma Friedli Metalltechnik aus Niederönz BE produziert die Gitter und montiert sie auch vor Ort. Für Christian Müller ist es wertvoll, dass er bei Anfragen für eine Beratung mit anderen Kolleginnen und Kollegen in Kontakt kommt. Nur für den eigenen Hof seien gute Ideen ja eigentlich zu schade, findet er.

Jeremias Lütold, FiBL

Weiterführende Informationen

Merkblatt Laufställe für horntragende Milchkühe (FiBL Shop)
fressgitter.ch (Webseite von Christian Müller)

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 02.02.2024

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