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Moderhinke auf Biobetrieben bekämpfen

Am 1. Oktober 2024 startet ein nationales Programm zur Bekämpfung der Moderhinke, einer schmerzhaften, ansteckenden Klauenerkrankung bei Schafen. Innerhalb von fünf Jahren soll die Zahl der von Moderhinke betroffenen Betriebe auf unter ein Prozent reduziert werden. Auch für Biobetriebe steht ein Massnahmenpaket zur Verfügung.

Ab Oktober 2024 werden für fünf Jahre jeweils zwischen 1. Oktober und 31. März alle Schafherden mit Tupferproben auf das Vorhandensein des Erregers der Moderhinke untersucht. Schafhaltungen mit positivem Ergebnis werden mit einer einfachen Sperre 1. Grades belegt, das heisst kein Tierverkehr, ausser zur direkten Schlachtung und müssen ihre Herden sanieren.

Klauenpflege als Schutz- und Bekämpfungsmassnahme

  • Hellen, befestigten Behandlungsplatz und geschliffenes Werkzeug verwenden.
  • Tier sicher fixieren, idealerweise in einem Klauenpflegestand.
  • Klauen reinigen.
  • Überstehende Tragränder auf die Höhe der Sohle zurückschneiden.
  • Unterhöhlte und losgelöste Hornteile & verändertes Klauenhorn entfernen.
  • Nach dem Ausschneiden erkrankter Klauen ist das Werkzeug nach jedem Tier zu desinfizieren. Die Einweghandschuhe sind zu wechseln, wenn nach dem Klauenschnitt kein Klauenbad erfolgen kann.
  • Abgeschnittenes Horn ist nach der Klauenpflege über den Kehricht zu entsorgen.

Mittel für das Klauenbad auf Biobetrieben

Unmittelbar nach dem Klauenschnitt erfolgt für die ganze Herde ein Klauenbad. Als Klauenbademittel steht das für den Schweizer Markt zugelassene Biozid-Produkt «Desintec® HoofCare Special D» zur Verfügung. Da die Behandlungen im Rahmen einer staatlich angeordneten Bekämpfung stattfinden, darf das zur Bekämpfung behördlich vorgeschlagene Mittel im Biolandbau eingesetzt werden, auch wenn es nicht in der Betriebsmittelliste steht.

Jedes Bad muss ins Behandlungsjournal
Jedes Klauenbad muss im Behandlungsjournal notiert werden. Da für das Klauenbad ein Biozid genutzt wird, ist das Klauenbad nicht im Sinne einer chemisch-synthetischen Behandlung zu verstehen und auch mehrfach gebadete Tiere können als biologisch vermarktet werden.

Antibiotika können helfen
Bei Einzeltieren mit hochgradigen Klauenveränderungen kann der Einsatz von Antibiotika den Heilungsprozess beschleunigen. Wichtig ist dabei auf einen sachgemässen Einsatz zu achten. Ein kritisches Antibiotikum ist nur dann einzusetzen, wenn ein Antibiogramm es als einzig wirksames Mittel ausweist, oder nur einzig ein Antibiotikum der kritischen Wirkstoffgruppen für die betreffende Krankheit und die zu behandelnde Tierart zugelassen ist.

Bei Schafen, welche schlecht auf die Behandlung ansprechen, sollte auch darüber nachgedacht werden, diese Tiere zu schlachten.

Weitere Informationen zum Antibiotikaeinsatz

Was beim Klauenbad zu beachten ist

  • Bei dreckigen Klauen ist eine Vorreinigung nötig, z.B. durch eine vor dem Klauenbad platzierte Wanne mit Wasser, durch welche die Schafe zuerst laufen müssen.
  • Im Rahmen des nationalen Bekämpfungsprogramms ab 1. Oktober 2024 ist für Biobetriebe die Verwendung des Klauenbademittels «Desintec® HoofCare Special D» empfohlen.
  • Die Konzentration von Desintec® sollte 6 dl Konzentrat auf 10 Liter Wasser (6%ig) betragen, der Flüssigkeitsspiegel in der Wanne ca. 6 cm hoch sein. Im Winter ist empfohlen, die Klauenbadelösung mit warmem Wasser anzusetzen.
  • Die Badedauer beträgt für Schafe zweimal pro Woche 10 Minuten.
  • Spritzer lassen sich zum Beispiel mit einer Schaumstoffmatte in der Badewanne vermeiden.
  • Für eine bessere Einwirkung der Badelösung sollen die Tiere nach dem Bad für eine Stunde auf trocknem, befestigtem Boden stehen.
  • Das Klauenbad ist nach 100-150 Tieren, jedoch mindestens einmal täglich neu anzusetzen.
  • Laut Etikett: Die gebrauchte Badelösung lässt sich über die Jauchegrube oder auf dem Miststock entsorgen, darf aber nicht ins Abwasser gelangen.

Tipps für Schafhaltende

Vor Moderhinke vorbeugen und schützen
Folgende Massnahmen helfen bei der Vorbeugung gegen Moderhinke:

  • Zukauf nur aus Moderhinke-negativen Herden. Im Zweifelsfall mit Tupferprobe auf Moderhinke-Erreger testen.
  • Neuzukäufe aus Betrieben mit unklarem Moderhinke-Status: Immer mit Tupferprobe auf Moderhinke-Erreger testen, bevor sie in die Herde integriert werden
  • Gemeinschaftsweiden, Alpen nur mit Moderhinke-negativen Herden
  • Regelmässige Klauenpflege

Wenn Klauenpflege und Baden nicht hilft
Bei manchen Schafen reichen Klauenpflege und -bad nicht, um die Moderhinke zu heilen. Hier könnte auch ein Antibiotikaeinsatz erfolgen. Dies sollte im Hinblick auf Resistenzen gegenüber kritischen Antibiotika möglichst vermieden werden. Da eine erhöhte Anfälligkeit auch meist tierindividuell ist, sollte auch darüber nachgedacht werden, diese Tiere zu schlachten. Da bei Moderhinke die Erblichkeit auch eine Rolle spielt, lässt sich so auch mittelfristig die Anfälligkeit des gesamten Bestandes reduzieren.

Informationen zur Moderhinke

Bakterien verursachen die Moderhinke
Der Erreger der Moderhinke ist der bösartige Stamm des Bakteriums Dichelobacter nodosus. Der gutartige Stamm verursacht nur milde Symptome, welche auch ohne Behandlung wieder verschwinden. Die Ergebnisse der Tupferproben sind nur dann positiv, wenn der vermehrungsfähige, bösartige Stamm vorhanden ist.

  • Das Bakterium kann sich nur unter Luftabschluss im Klauenhorn von Schafen, und Wildwiederkäuern vermehren.
  • Es produziert gewebeablösende Substanzen.
  • Ausserhalb der Klaue überlebt das isolierte Bakterium maximal vier Wochen.
  • In Klauenhornresten kann das Bakterium deutlich länger überleben. Deshalb dürfen die Klauen nicht auf der Weide geschnitten werden, wo Klauenreste zurückbleiben können. Klauenreste sind nicht auf dem Miststock, sondern im Kehricht zu entsorgen.

Folgen der Erkrankung
Infektionen führen neben den gravierenden Folgen auf das Wohlbefinden der Schafe auch zu wirtschaftlichen Einbussen:

  • Längere Mastdauer der Lämmer
  • Geringere Milchleistung von Auen
  • Schlechtere Wollqualität

Ansteckung mit Moderhinke
Die wichtigsten Risikofaktoren für eine Ansteckung mit Moderhinke sind die folgenden:

  • Kontakt mit erkrankten Tieren (Tierzukäufe, Gemeinschaftsweiden, Alpen, Ausstellungen)
  • Ungereinigte Klauenwerkzeuge, abgeschnittene Klauenteile
  • Nicht gereinigte Transportfahrzeuge und Treibwege

Beschleunigte Entwicklung der Krankheit
Die Risikofaktoren für eine beschleunigte Entwicklung der Moderhinke sind die folgenden:

  • Warme Umgebungstemperatur 10 °C
  • Stark feuchte bis nasse Böden
  • Hohe Besatzdichte
  • Verletzungen im Bereich der Zwischenklauenhaut
  • Schlechte Klauenpflege

Moderhinke erkennen

Von der Ansteckung bis zum Krankheitsausbruch dauert es etwa zwei bis drei Wochen. Zunächst tritt eine Entzündung der Zwischenklauenhaut auf. Erst später lässt sich im Zwischenklauenbereich eine typisch süsslich-faulig riechende Ausschwitzung feststellen. Ohne Behandlung führt die Moderhinke zu einer Lösung des Klauenhorns. Zunächst im Zwischenklauen- und Ballenbereich und letztendlich zum vollständigen Ausschuhen.

Weiterführende Informationen

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 19.03.2024

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