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Anpassung der Biofischzucht an neue Umweltbedingungen

Der Klimawandel wird zukünftig vermehrt Einfluss auf die Bioaquakultur in der Schweiz nehmen. Das äussert sich in verschiedenen Wetterextremen, die in Häufigkeit und Stärke zunehmen. Das FiBL und die ZHAW haben in einem gemeinschaftlichen Projekt, finanziert vom Coop Fonds für Nachhaltigkeit und Bio Suisse, die Schweizer Biofischzuchtbetriebe zu den Auswirkungen auf ihre Produktion befragt. Darauf aufbauend werden Anpassungsmassnahmen für die Schweizer Biofischzucht erarbeitet.

Die beiden wichtigsten Wetterextreme sind Dürre- und Hitzeperioden. Starkregen kann zwar lokal sehr starke Auswirkungen haben, aber die Anpassungsmassnahmen dafür müssen betriebsspezifisch entsprechend der örtlichen Gegebenheiten erfolgen.

Die befragten Biofischzuchten haben jetzt schon deutliche Einbussen durch Extremwetterlagen. Die Verringerung der Produktionsmenge in klimatisch schlechten Jahren gegenüber normalen Jahren beträgt im Mittel 33 Prozent.

Ausrichtung der befragten Betriebe
In der Schweiz gibt es aktuell nur rund 15 Biofischzuchtbetriebe. Davon haben sechs Betriebe an der Befragung teilgenommen, die jedoch zusammen über 80 Prozent der Schweizer Biofische produzieren.

Alle befragten Betriebe arbeiten mit Regenbogenforellen, die Hälfte der Betriebe zusätzlich mit Bachforellen und jeweils ein Betrieb produziert Saiblinge und Karpfen.

Das ist besonders interessant, weil Karpfen eigentlich als «die besseren» Biofische gelten. Sie sind Allesfresser mit einem geringeren Proteinbedarf. Die Schwierigkeit besteht im Absatz: Karpfen haben in der Schweiz einen sehr geringen Stellenwert als Speisefische.

Wasserknappheit ist spürbar
Insbesondere Bioforellenzuchten sind auf ausreichende Mengen von relativ kaltem Wasser angewiesen und haben aufgrund der Biorichtlinien weniger Handlungsspielraum, um sich an Wetterextreme anzupassen.

Den Befragungsergebnissen zufolge reduziert sich das zur Verfügung stehende Wasser in einigen Fällen aufgrund von Dürreperioden um die Hälfte. Eine so starke Reduktion der Wassermengen bedeutet eine hohe Planungsunsicherheit für die Betriebe: Ein Produktionszyklus dauert entsprechend der Bio Suisse Richtlinie mindestens 18 Monate. Das heisst zu Zeiten des Fischbesatzes ist nur schwer oder gar nicht absehbar, ob eine Dürreperiode bevorsteht.

Sauerstoffmangel bei Dürre und Hitze
Dürreperioden müssen nicht notwendigerweise im Sommer auftreten, wenn sie aber mit Hitzeperioden zusammenfallen, ist die Auswirkung umso stärker.

Insbesondere der im Wasser gelöste und für die Fische zur Verfügung stehende Sauerstoff wird dann schnell knapp. Aber auch für die Ausschwemmung von Stoffwechselprodukten sind bestimmte Wassermengen nötig, die bei Dürre nicht mehr zur Verfügung stehen.

Anpassung erfordert Umdenken
Es gibt vergleichsweise einfache Massnahmen, um Auswirkungen von Hitze- und Dürreperioden zu reduzieren. Die sicherlich günstigste und wirkungsvollste Massnahme ist die Zugabe von technischem oder Reinsauerstoff (100 Prozent O2) zur Sauerstoffanreicherung des Wassers.

Wärmeres Wasser hat eine physikalisch geringere maximale Sauerstofflöslichkeit als kälteres Wasser. Gleichzeitig benötigen Fische, insbesondere Salmoniden, bei höheren Temperaturen auch deutlich mehr Sauerstoff. Normale Belüftungsmethoden, wie beispielsweise die Wasserführung über Kaskaden, reichen kaum aus, um die benötigte Menge O2 ins Wasser einzubringen. Reinsauerstoff schafft hier Abhilfe und hat noch weitere positive Nebeneffekte wie zum Beispiel ein gesteigertes Wohlbefinden der Fische und eine effizientere Verdauung.

Die Massnahme war jedoch bisher in der Bioproduktion nicht erlaubt, weil sie theoretisch auch dazu dienen könnte, die Besatzdichte über das erlaubte Maximum zu erhöhen. Neu dürfen die Schweizer Biofischzüchter und -züchterinnen bei Salmoniden technischen Sauerstoff einsetzen. Der politische Diskurs zu diesem Thema ist noch nicht abgeschlossen, allerdings handelt es sich bei den Biofischzüchtern und -züchterinnen in der Schweiz um eine zahlenmässig kleine Interessensgruppe. Auch Betriebe in Europa streben aufgrund der sich verändernden Umweltbedingungen eine Lockerung der EU-Bioverordnung hinsichtlich dem Einsatz von technischem Sauerstoff an.

Wasser wiederverwenden 
Eine weitere Massnahme zur Anpassung an den Klimawandel ist die Teilkreislaufanlage. Das bedeutet, dass ein Teil des Wassers aus der Produktion nach entsprechender Reinigung wiederverwendet wird. Geschlossene indoor Kreislaufanlagen sind in der Bioproduktion nicht erlaubt. Die Wassermengen für die Wiederverwendung in der Teilkreislaufanlage sind begrenzt, bieten aber genug Spielraum für eine Anpassung an zukünftige Wassermangellagen.

Simona Moosmann, Timo Stadtlander, FiBL

Weiterführende Informationen

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 18.10.2023

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