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Biohochstamm-Erfahrungsaustausch: 20 Prozent weniger Ernte

Im Zentrum des Erfahrungsaustauschs Ende August 2023 im Kanton Luzern standen aktuelle Themen für den Hochstammanbau aus Forschung, Beratung und Praxis. Besichtigt wurden der Archehof in Hildisrieden sowie der Haldihof in Weggis. Bio Suisse informierte über die Marktlage. Auf einen Ernteausgleichbeitrag wird verzichtet. Die diesjährige Mostobsternte ist um ein Fünftel geringer als im Vorjahr.

Der Neuhof in Hildisrieden ist ein ProSpecieRara-Archehof, der sich dafür einsetzt, seltene Rassen und Sorten in der landwirtschaftlichen Produktion zu erhalten. In der umfangreichen Obstsortensammlung mit über 600 Hochstammbäumen werden über 350 verschiedene Sorten kultiviert. In der Umgebung finden neben Apfel-, Birnen-, Kirschen- und Zwetschgenbäumen auch alte Tierrassen ein Zuhause.

Hochstamm-Obstbäume «vermieten»

Urs Amrein präsentierte seinen Hof anlässlich des vom FiBL mit Bio Suisse organisierten und von Coop und Ramseier unterstützten Erfahrungsaustausches der Biomostobstproduzenten und -produzentinnen. Der ehemalige Informatiker überlegte sich, wie er das Risiko für den Ertragsausfall seiner 640 Hochstammbäume an seine Kundinnen und Kunden delegieren könnte. So kam er auf die Idee, seine Bäume zu vermieten.

Jeder Baumpate, jede Baumpatin zahlt 110 Franken pro Baum und Jahr und darf die Früchte seines angeschriebenen Baumes ernten und über das Erntegut verfügen. Die Pflegearbeiten und den Schnitt macht Amrein selber, für den Pflanzenschutz hat er einen Baumwärter angestellt. Neun Teilzeitangestellte helfen ihm, die rund 500 Kundinnen und Kunden informiert zu halten. Die ausgeklügelte Website Patenbaum.ch gibt jederzeit Auskunft über die Erntedetails der Bäume. Aus Haftungsgründen müssen die Kundinnen und Kunden die Leitern selber stellen. Einige nehmen nur ein paar Früchte für sich und lassen den Rest für andere Baumpatinnen und -paten stehen.

Die grosse Diversität der Sorten mit unterschiedlichsten Reifezeitpunkten ist anspruchsvoll. Alte Sorten brauchen meistens bis zu zehn Jahre bis zum Vollertrag. Die geschickte Abstimmung zwischen der Beweidung der Flächen und die Spritzungen der Bäume erfordert aufgrund der Absetzfrist für den Futterbau eine sorgfältig durchdachte Planung.

Unterdurchschnittliche Bio-Mostobst-Ernte erwartet

Sabine Haller von Bio Suisse erläuterte das neue Übermengenkonzept für Biomostäpfel, das zum Ziel hat, die Festlegung eines Betrags für den Ernteausgleich im Biobereich möglichst zu verhindern. Die diesjährige Ernte von Biomostbirnen wurde auf 515 Tonnen und die Biomostäpfel auf 3'180 Tonnen geschätzt. Dies bezieht sich nur auf die Menge im Ernteausgleichssystem. Die Gesamternte ist unterdurchschnittlich und ist etwa ein Fünftel geringer als die Ernte 2022. Es wird deshalb auf ein Ernteausgleichbeitrag verzichtet.

Die Produzentinnen und Produzenten forderten wegen der gestiegenen Produktionskosten (höherer Stundenlohn, höhere Kosten für Pflanzenschutzmittel) eine Richtpreisanpassung von zwei Franken pro hundert Kilogramm bei den Mostäpfeln und vier Franken pro hundert Kilogramm bei den Mostbirnen. Im Produktzentrum Mostobst vom Schweizer Obstverband einigten sich die Vertreter aus Produktion und Mostereien schlussendlich auf eine Richtpreiserhöhung von zwei Franken pro hundert Kilogramm bei den Birnen (Suisse Garantie (SGA), konventionell und Bio) eine. Bei den Mostäpfeln konnte nur bei konventioneller sowie SGA-Ware eine Preiserhöhung von einem Franken pro hundert Kilogramm realisiert werden.

Gekauft wird mit den Augen

Auf dem Haldihof in Weggis produziert Bruno Muff mit 500 alten und jungen Hochstammobstbäumen seit 18 Jahren hochklassige Spirituosen, Edelbrände und Essig streng nach biologischen Richtlinien und mit einem grossen Herz für die Natur. Der Obstgarten wird kompromisslos extensiv geführt und nicht behandelt.

Am Nachmittag betonte der Hochstammproduzent und Brenner Bruno Muff, dass die Vermarktung und die Veredelung die grösste Hebelwirkung auf den Gewinn hätten. Mit seinem fünf Hektaren grossen Betrieb und in Zusammenarbeit mit zwanzig Hochstammproduzenten und -produzentinnen aus der Region produziert er in seiner Brennerei und Essigmanufaktur mehr als 350 edle Produkte, die grösstenteils online verkauft werden.

«Wir wollen nicht von staatlichen Geldern leben, Direktzahlungen machen nur vier Prozent unseres Gewinns aus», erklärt Bruno Muff. «Die Schweizer und Schweizerinnen sind zu bünzlig, es muss einem nicht alles gelingen. Wenn die Hälfte der Produkte zum Erfolg werden, ist es schon super. Für den Kaufentscheid ist das Aussehen des Produkts wichtiger als der Inhalt – daher lieber einen Traktor mit etwas weniger PS kaufen und dafür einen Grafiker oder eine Grafikerin anstellen», rät er.

Unpasteurisierter Essig für die Darmflora

Zur Entlastung der Lager an Konzentrat darf Knospe-Essig ab 2024 auch aus Bioapfelsaftkonzentrat hergestellt werden. Dazu ist allerdings eine Deklaration notwendig. Neu muss der Essig auch nicht mehr pasteurisiert werden.

Der Brenner legt grossen Wert auf naturbelassene Produkte und produziert seine Essige und Balsamicos nur aus Direktsaft. Er betonte an der Veranstaltung, wie wesentlich es für die Darmflora sei, unpasteurisierten Essig zu konsumieren, in dem die Essigbakterien noch aktiv seien.

Drei neue Mostapfelsorten von Agroscope

Perrine Gravalon von Agroscope ermutigte die Teilnehmenden dazu, Namensvorschläge für die drei neuen robusten Mostapfelkandidaten (ACW 11303, 15097 und 16426) zu unterbreiten, die diesen Winter zum Sortenschutz angemeldet werden. Bei der Saftdegustation konnte sich jeder selber überzeugen.

Diese robusten und ertragreichen Sorten sind aus der Tafelapfelzüchtung gestrichen worden, weil sie nicht sämtliche strengen Anforderungen an einen modernen Tafelapfel erfüllten. Mit ihren vielfältigen Eigenschaften eignen sie sich jedoch gut für die Direktvermarktung, sowie für die Herstellung von Apfelsaft oder Apfelschnitzli. Bei Interesse bitte direkt mit dem Autor Kontakt nehmen.

Thierry Suard, FiBL

Weiterführende Informationen

Modellrechnungen für Biohochstamm-Mostäpfel 2023 preislich aktualisiert (Rubrik Obstbau)
Projekt Patenbaum (Website Archehof)
Archehof (Betriebswebsite)
Haldihof (Betriebswebsite)
Marktinformationen Bio Suisse (2.0 MB) (PDF)
Agroscope Apfelselektionen für die Verarbeitung (1.1 MB) (PDF)
Sortenblatt ACW 11303 (247.8 KB) (PDF)
Sortenblatt ACW 15097 (234.3 KB) (PDF)
Sortenblatt ACW 16426 (243.0 KB) (PDF)

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 11.09.2023

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