Absetzdurchfall bei Ferkeln
Vorbeugen ist das A und O
Absetzdurchfall entsteht in der Regel durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Eine zentrale Rolle spielen Futterumstellung und Krankheitserreger.

Eine verlängerte Säugezeit reduziert das Risiko von Absetzdurchfall. Sie ermöglicht einen langsamen Übergang von Muttermilch zu fester Nahrung, die Verdauung kann sich besser anpassen. Foto: FiBL, Barbara Früh

Das Immunsystem der Ferkel baut sich langsam auf, während die passive Immunität aus dem Kolostrum kontinuierlich abnimmt. Dabei entsteht eine heikle Übergangsphase, das Immunloch. Grafik: FiBL
Treffen beide Faktoren zusammen, steigt das Risiko für Absetzdurchfall erheblich. Zudem ist das Immunsystem der Ferkel auch im Alter von sechs Wochen noch nicht voll entwickelt (immunologische Lücke, «Immunloch»).
Stress vermeiden
Jede Art von Stress schwächt das Immunsystem und macht die Tiere anfälliger für Erkrankungen.
Beim Absetzen entsteht Stress zum Beispiel durch:
- Überlastung der Verdauung (abrupte Futterumstellung, Hunger oder Überfressen)
- Kontakt mit neuen oder zahlreichen Krankheitserregern
- Trennungsschmerz (Trennung von der Mutter oder den Geschwistern)
- Überforderung (neue Umgebung, Rangkämpfe mit neuen Buchtengenossen)
- Ungünstiges Stallklima (zu kalt, Nässe, Zugluft)
Je mehr dieser Stressfaktoren ausgeschaltet werden können, umso besser.
Beispiele für ein stressminderndes Management sind:
- Frühzeitig vor dem Absetzen mit der Beifütterung von Festfutter beginnen
- Säugezeit verlängern, um eine schonendere Umstellung zu ermöglichen
- Beim Absetzen nur die Sau aus der Bucht nehmen, die Ferkel bleiben einige Tage in vertrauter Umgebung
- Wurfgeschwister nicht trennen
- Die Häufigkeit der Fütterung und den Futtergehalt ums Absetzen anpassen
- Sicherstellen, dass in der ersten Woche alle Ferkel gleichzeitig fressen können
- Jederzeit Zugang zu einwandfreiem Wasser anbieten, gleiches Tränkesystem in Abferkel- und Absetzbucht einsetzen
- Für Wärme, Hygiene und gutes Stallklima sorgen
- Würfe, die sich noch nicht kennen, nicht mischen; ggf. vor dem Absetzen Kontakt über einen Ferkelschlupf ermöglichen
Tritt Durchfall häufig im Bestand auf, muss die Ursache eindeutig diagnostiziert werden. Bei starkem, wässrigem Durchfall sofort handeln und spätestens am zweiten Tag die Hoftierärztin oder den Hoftierarzt hinzuziehen. Für genug Wärme, Flüssigkeitsaufnahme (zum Beispiel über eine Elektrolytlösung) und für besonders gute Hygiene sorgen.
Mittel aus der Komplementärmedizin
Arzneipflanzen (Phytotherapie) und Homöopathika können einen wertvollen Beitrag zur Vorbeugung und Behandlung von Durchfallerkrankungen leisten und den Selbstheilungsprozess unterstützen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Ferkel vital sind und eine sichere Diagnose besteht. Eine homöopathische Behandlung sollte möglichst bestandesindividuell zusammengestellt werden.
Als Beispiel für einen Arzneipflanzentee kann das folgende Rezept empfohlen werden:
Eichenrindentee
(pro Ferkel und Tag)
- Fünf bis zehn Gramm Eichenrinde während 10 bis 30 Minuten kochen, um die Gerbstoffe zu lösen.
- Der Tee wird ergänzt mit der WHO-Lösung (einen Liter Wasser mit 20 Gramm Bioglukose, 3,5 Gramm Speisesalz, 2,5 Gramm Speisesoda und 1,5 Gramm Kaliumchlorid), um Elektrolyte und Puffersubstanzen zuzuführen.
Auch die Moro'sche Karottensuppe eignet sich bei Durchfall und kann erkrankten Ferkeln mehrmals täglich frisch angeboten werden.
Vorbeugende Massnahmen rund um die Fütterung sind im Artikel «Ferkel beim Absetzen richtig füttern» zusammengefasst (siehe weiterführende Informationen).
Barbara Früh und Verena Bühl, FiBL
Weiterführende Informationen
Ferkel beim Absetzen richtig füttern (gleiche Rubrik)
Merkblatt «Erfolgreiches Absetzen der Bioferkel» (FiBL Shop)
Merkblatt «Kälber und Ferkel mit Arzneipflanzen stärken» (FiBL Shop)
Merkblatt «Verlängerte Säugezeit in der Bioferkelproduktion» (FiBL Shop)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 05.08.2025