«Die grosse Mehrheit der Teilnehmenden profitiert von den ProBio-Gruppen»
Léa Sommer koordiniert die Austauschgruppen ProBio bei Bio Suisse. Anfang 2025 führte sie eine Umfrage unter den Teilnehmenden durch – mit sehr ermutigenden Ergebnissen.
Was genau ist ProBio – und welche Rolle hast du in diesem Projekt?
Léa Sommer: Bio Suisse und das FiBL haben 2015 unter dem Namen «Provieh» begonnen, Weiterbildungen für Biotierhalter*innen anzubieten. Daraus haben sich nach und nach zwei Schwerpunkte entwickelt: einerseits Weiterbildungstage, andererseits Austauschgruppen zu spezifischen Themen. 2020 wurde das Projekt in «ProBio» umbenannt und das Angebot auf alle Produzentinnen und Produzenten ausgeweitet. Damals habe ich angefangen. Ziel ist es, Bäuerinnen und Bauern zu ermutigen, selbstständig Austauschgruppen zu gründen und zu leiten – oder, wo nötig, sich von Bioberater*innen begleiten zu lassen.
Wie fügt sich ProBio in die Strategie von Bio Suisse ein – und wie läuft das konkret ab?
ProBio versteht sich als Gegenleistung für die Beiträge und das Engagement unserer Mitglieder. Zudem ist es Teil der Klimastrategie von Bio Suisse. Jährlich stehen uns rund 100'000 Franken zur Verfügung – für Weiterbildungen und die Entschädigung der Moderatorinnen und Moderatoren. Inzwischen gibt es knapp 60 Gruppen mit jeweils 6 bis 25 Personen. Sie organisieren sich selbstständig und treffen sich drei- bis sechsmal pro Jahr auf den Betrieben ihrer Mitglieder. Zusätzlich können sie externe Fachleute einladen. ProBio ist für viele auch ein direkter Draht zu Bio Suisse, denn wir pflegen engen Kontakt zu den Gruppen. Ich würde sagen: Es ist tatsächlich eines unserer wichtigsten Projekte!
Du hast zu Jahresbeginn eine Umfrage durchgeführt. Was war das Ziel?
Nach fünf Jahren wollten wir wissen, welche Wirkung das Projekt tatsächlich hat. Auch wenn ich schon viele positive Rückmeldungen erhalten hatte, wollte ich handfeste Zahlen. Uns interessierte zum Beispiel, ob alle Themen relevant sind und welchen konkreten Nutzen die Gruppen bringen. Die Rücklaufquote der Umfrage war gut, und die Resultate zeigen ein sehr positives Bild – mit wichtigen Hinweisen für die Weiterentwicklung.
Was kam dabei heraus?
40 Prozent der Befragten gaben an, dass sie von den Gruppen profitieren, weitere 45 Prozent sogar, dass sie sehr stark profitieren. Die Gruppen ermöglichen Einblicke in andere Betriebe, regen zum Umdenken an und schaffen Raum für Erfahrungsaustausch. Besonders wertvoll sind sie bei Themen wie Bodengesundheit, Düngemanagement oder Tierhaltung, Gesundheit und Wohlbefinden der Tiere. Auch Anbautechniken werden intensiv behandelt. Gleichzeitig erfüllen die Gruppen eine wichtige soziale Funktion: Wer auf seinem Betrieb vor grossen Veränderungen steht oder mit gesundheitlichen oder arbeitsbedingten Belastungen kämpft, profitiert am meisten von der Teilnahme. Für die Zukunft zeigt sich, dass wir insbesondere beim Thema Klima und bei der Kreislaufwirtschaft auf den Betrieben mehr Unterstützung bieten sollten.
Und welche Wünsche hast du für die Zukunft von ProBio?
In erster Linie, dass Bio Suisse das Projekt langfristig weiterführt und wir zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten finden. Zudem wäre es ein grosser Gewinn, wenn mehr Frauen als Moderatorinnen tätig wären und sich insgesamt mehr Frauen in den Gruppen engagierten – das wäre auch ein Signal für mehr Gleichstellung. Und nicht zuletzt hoffe ich, dass in der Westschweiz noch mehr Gruppen entstehen. Dort gibt es bisher weniger als zehn.
Das Interview führte Emma Homère, es erschien im Bioaktuell Magazin 10|2025.
Ergebnisse
Weiterführende Informationen
Das Projekt ProBio (Projektwebsite)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 10.09.2025
