Gute Wüchsigkeit kompensiert Schäden durch Rapsschädlinge
Das FiBL Projekt COLORS zeigt: Hybridsorten schneiden bei starkem Erdfloh- und Glanzkäferbefall am besten ab. Für den Biolandbau überzeugt die Liniensorte Collector.
Wer im Biolandbau Raps anbaut, hat bei der Sortenwahl wenig Spielraum: Zugelassen sind nur HOLL-Hybriden (High Oleic, Low Linolenic), die ohne den Einsatz der umstrittenen CMS-Technik (cytoplasmatische männliche Sterilität) gezüchtet wurden, sowie klassische Liniensorten, die reinerbig und nachbaufähig sind.
Im konventionellen Anbau dominieren leistungsstarke Hybriden, die durch den Heterosiseffekt – die Kreuzung zweier unterschiedlicher Elternlinien – höhere Erträge und bessere Vitalität liefern. Die Züchtung konzentriert sich stark auf diesen Markt, wodurch der Biolandbau weitgehend aussen vor bleibt. Entsprechend gross ist der Bedarf, das Angebot an Biorapssorten zu erneuern – um die Erträge zu stabilisieren und den Schädlingsdruck besser zu bewältigen.
Rapssorten mit besserer Schädlingstoleranz identifizieren
Das dreijährige Projekt COLORS, das von 2022 bis 2024 unter der Leitung von Agroscope, FiBL und weiteren Partnern durchgeführt wurde, hatte zum Ziel, Rapssorten mit besserer Toleranz gegenüber Schädlingen unter Bio- und Extensobedingungen zu identifizieren und zu vergleichen. Finanziert wurde es vom Bundesamt für Landwirtschaft, teilweise auch von Bio Suisse über Knospe-Ackerbaubeiträge.
Für den Bioanbau relevant ist der FiBL Sortenversuch, der auf fünf Biobetrieben in der Deutsch- und Westschweiz stattfand. Angebaut wurden die zwei klassischen Hybridsorten DK Exlibris und Picasso, die drei klassischen Liniensorten Collector, Sammy und Vision sowie die zwei HOLL-Sorten V316 OL und V350 OL. Der Fokus lag auf der genauen Überwachung von Rapsglanzkäfern und -erdflohlarven. Davon ausgehend, dass Liniensorten weniger wüchsig sind, wurde ihre Saatdichte auf 70 Körner pro Quadratmeter erhöht. Bei den Hybrid- und HOLL-Sorten lag sie bei 50 Körnern pro Quadratmeter. Gesät wurde in Reihen, um das mechanische Hacken zwischen den Reihen zu erleichtern. Die Dünge- und Pflegemassnahmen erfolgten gemäss den betriebsüblichen Standards.
Kaum Sortenunterschiede bei günstigen Bedingungen
«Bei günstiger Witterung im Frühjahr und geringem Schädlingsdruck zeigten sich kaum Unterschiede zwischen Hybrid-, Linien- und HOLL-Sorten», fasst Mathias Christen vom FiBL zusammen. Sobald jedoch der Druck durch Erdflohlarven stieg (ab zirka 20 Larven pro Pflanze) oder ungünstige Witterungsbedingungen herrschten, stellte er bei allen Sorten einen Ertragseinbruch fest, wobei deutliche Unterschiede zwischen den Sorten zu beobachten waren. Beim Rapsglanzkäfer spielte vor allem die Frühjahrswitterung eine entscheidende Rolle: «Ertragsverluste traten nur auf, wenn eine verlängerte Blühperiode dazu führte, dass die Käfer länger im Bestand verweilten», erklärt der FiBL Berater.
Reduzierter Wuchs und Ertrag bei Schädlingsdruck
Über den gesamten Versuchszeitraum erzielten die Hybridsorten die höchsten Erträge, selbst bei starkem Erdflohlarvenbefall. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei den Rapsglanzkäfern. «Die klassischen Hybridsorten haben das Potenzial, unter Stressbedingungen mehr Seitentriebe und Blüten zu bilden und so die Schäden auszugleichen», erklärt Mathias Christen.
Linien- und HOLL-Sorten reagierten hingegen bei hohem Befallsdruck mit reduziertem Wuchs und Ertrag (siehe Grafik). Positiv fiel jedoch die noch junge Liniensorte Collector auf, die unter moderatem Schädlingsdruck mit früher Blüte und kräftigem Wachstum gute Erträge lieferte. Die HOLL-Sorten blieben ertraglich leicht hinter den klassischen Liniensorten zurück.
Pflege spielt ebenfalls entscheidende Rolle
Abgesehen von der Wahl der richtigen Sorte spielt auch die Pflege im Rapsanbau eine zentrale Rolle. Mathias Christen betont: «Raps erfordert viel Aufmerksamkeit und Hingabe. Man muss die Kultur schätzen, die richtigen Pflegemassnahmen ergreifen – vom Düngen zum optimalen Zeitpunkt über das Hacken bis hin zum passenden Saatzeitpunkt. Wer auf Schädlinge vorbereitet ist und die richtigen Massnahmen trifft, hat eine Chance, dass der Raps gut gedeiht und überlebt.»
Ackerbohne als mögliche Schutzkultur
Mit der diesjährigen Aussaat startet das Nachfolgeprojekt CAPRI (2025 bis 2027), das die Einsaat von Ackerbohne in Raps untersucht. Frühere Studien zeigen, dass Ackerbohnen als Schutzkultur dienen können, da beim gemeinsamen Anbau weniger Schäden durch Schädlinge auftreten. Diese Ansätze wollen die Forschenden nun gezielt weiterverfolgen.
Hybridsorten bleiben für klassischen Bioraps verboten
Die Fachgruppe Ackerbau von Bio Suisse beantragte, Hybridsorten für klassischen Raps auch im Biolandbau zuzulassen, da die Sortenverfügbarkeit von Liniensorten begrenzt ist und es aufgrund des kleinen Marktes für diese kaum noch Züchtungsfortschritte gibt. Zudem erzielen Hybriden besonders bei starkem Schädlingsdruck stabilere Erträge. Dies würde die Versorgungssicherheit für die Käufer erhöhen und ihnen erlauben, den Markt mit Schweizer Rohstoffen weiter auszubauen.
Die Markenkommission Anbau (MKA) lehnte die Zulassung von Hybridsorten für den Schweizer Anbau kürzlich ab. Laut MKA stehen bei klassischem Raps – anders als bei den zugelassenen HOLL-Hybriden – noch samenfeste Sorten als Alternative zur Verfügung. Liniensorten tragen zudem dazu bei, die genetische Vielfalt im Anbau zu erhalten. Mit der Ablehnung verfolgt die MKA das Ziel, unabhängig von Saatgutkonzernen zu bleiben und die Züchtung von Liniensorten weiter zu fördern. Zudem verweist sie auf die neue EU-Ökoverordnung, die ab 2037 nur noch Biosorten im Anbau erlaubt.
Katrin Erfurt, Bio Suisse
Dieser Artikel ist im Bioaktuell Magazin, Ausgabe 5|2025 erschienen.
Weiterführende Informationen
Sortenliste Futterbau und übrige Ackerkulturen (Rubrik Sortensuche)
Projekt "COLORS" (fibl.org)
Nachfolgeprojekt "CAPRI" (fibl.org)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 26.06.2025