Regulierung von Problempflanzen im Alpgebiet
Es gibt nur wenige gezielte Versuche zur Regulierung von Problempflanzen im Berggebiet. Zudem fokussierten etliche dieser Versuche auf Herbizide, die teilweise nicht mehr zugelassen sind.
Umfrage zur Regulierung von Problempflanzen im Alpgebiet
Eine breit angelegte Umfrage bei 130 Futterbauexpertinnen und -experten aus Kantonen, Beratung, Landwirtschaftsschulen, AGFF, Agroscope, FiBL, Ökobüros, Naturparks und weitere interessierte Persone hat wertvolles praktisches Erfahrungswissen zur Regulierung von Problempflanzen im Alpgebiet zusammengetragen.
31 Rückmeldungen zu 24 Problempflanzen, ergänzt durch weitere Recherchen, wurden in der Publikation Agroscope Transfer Nr. 487 (2023) veröffentlicht.
Zentrale Erkenntnisse
Jede Problempflanze ist anders, dennoch lassen sich einige gemeinsame Linien festhalten:
- Früh handeln: Wenn Einzelpflanzen frühzeitig eingedämmt werden, ist der Aufwand verhältnismässig gering. Wenn sie nicht reguliert werden, entwickeln sie sich zum Problem, das nur mit sehr viel Aufwand behoben werden kann.
- Viele Problempflanzen profitieren von Störungen und Lücken im Bestand. Eine geschlossene, intakte Grasnarbe bremst die Ausbreitung von Problempflanzen.
- Es gibt kaum selektive Herbizide für die im Alpgebiet relevanten Problempflanzen und beim Einsatz von Breitbandherbiziden entstehen Lücken, die wieder von Problempflanzen besiedelt werden.
- Die meisten Problempflanzen gehören zu einer von zwei Kategorien:
- Gefördert durch Übernutzung
- Gefördert durch Unternutzung
- Ein standortangepasstes Weidemanagement ist der effizienteste Weg, um Problempflanzen zu regulieren und ihre Wiederausbreitung langfristig zu verhindern. Dazu gehören ein angemessener Weidedruck und geeignete, nicht zu schwere Weidetiere.
- Regulierungsmassnahmen sind nur dann sinnvoll, wenn die Ursachen (Über- oder Unternutzung) durch ein angepasstes Weidemanagement langfristig behoben werden.
- Problempflanzen sind hartnäckig und ausdauernd (unterirdische Speicherorgane, hohe Regenerationsfähigkeit, schnelle Ausbreitung, etc.). Erfolgreiche Regulierung ist keine einmalige Massnahme, sondern bedeutet, mehr Ausdauer zu zeigen als die Problempflanze.
Kontakt Agroscope
Caren Pauler
Versuchsstation Alp- und Berglandwirtschaft
Agroscope
Reckenholzstrasse 191
8046 Zürich
058 485 03 70
E-Mail
agroscope.ch
Direktzahlungen und rechtliche Vorgaben

Ob frisch oder getrocknet: Alpenkreuzkraut bleibt giftig. Deshalb nur mit Schutzkleidung regulieren und das Schnittgut vollständig beseitigen, bevor die Tiere wieder auf die Weide kommen. Foto: FiBL, Franz Josef Steiner
Werden bei Alpkontrollen zu viele Problempflanzen festgestellt, drohen im Wiederholungsfall Kürzungen der Direktzahlungen. Die Konferenz der Landwirtschaftsämter der Schweiz (KOLAS) hat dafür einen Massnahmenkatalog sowie Merkblätter und Musterpläne erstellt, welche den betroffenen Alpbewirtschaftern Orientierung bieten.
Massnahmenkatalog der KOLAS für ausgewählte Problempflanzen
Merkblatt für Alpbewirtschafter (Verfasst von der KOLAS Zentralschweiz)
Massnahmenplan gegen Problempflanzen (Muster)
Herbiziden ist Gift für die Tiere
Das Beweiden von Flächen mit Giftpflanzen, die zuvor mit Herbiziden behandelt wurden, ist für Tiere besonders gefährlich. Ein zentraler Aspekt ist deshalb der Umgang mit dem Besprühen solcher Pflanzen.
In der EU ist das Besprühen von giftigen Pflanzen wie Kreuzkräuter unter anderem mit Herbiziden auf Viehweiden verboten, es sei denn, die besprühten giftigen Pflanzen wurden vor dem Beweiden entfernt. Der Grund dafür ist, dass mit Herbiziden behandelte Pflanzen einen salzigen Geschmack entwickeln, der dazu führt, dass sowohl Wildtiere als auch Nutztiere sie fressen.
In der Schweiz dürfen und werden Biotiere auf Alpen gesömmert die Herbizide anwenden. Es gibt keine Absetzfrist. Einzig die Tiere müssen nach der Alpung mit der TVD Nummer des Heimbetriebes abgemeldet werden und die Sömmerungsweide muss nach DZV anerkannt sein.
Praxisnahe Unterstützung
Mit dem Verbundprojekt «Patura Alpina» arbeiten Agridea, FiBL, Agroscope und das Büro Alpe daran, das Wissen rund um Problempflanzen im Sömmerungsgebiet aufzuarbeiten und digital zugänglich zu machen. Gefördert vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), werden Inhalte auf der Projektwebsite, über Kurzfilme auf YouTube sowie im digitalen Netzwerk der Alpwirtschaft verbreitet und laufend aktualisiert (www.patura-alpina.ch).
Weiterführende Informationen
Problempflanzen auf Alpen im Frühjahr bekämpfen (Rubrik Unkrautregulierung
Alpwirtschaft (Rubrik Grünland)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 19.08.2025