Mikroorganismen als Pflanzenstärker
Das FiBL untersucht in verschiedenen Projekten den Einsatz von Mikroorganismen zur Pflanzenstärkung bei unterschiedlichen Kulturpflanzen. Dabei prüfen die Forschenden, ob und in welchem Umfang die Produkte ihre Wirkung entfalten.
Im Boden befinden sich Bakterien und Pilze, die Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff für Pflanzen besser verfügbar machen und dadurch ihr Wachstum fördern können. Andere Mikroorganismen regen das Wurzelwachstum an oder helfen Pflanzen, sich gegen Schädlinge zu verteidigen. Es ist daher wenig überraschend, dass immer mehr Produkte mit Mikroorganismen auf dem Markt angeboten werden.
Wirksamkeit und Potential
Nach Abschluss verschiedener Projekte am FiBL in Zusammenarbeit mit weiteren Forschungsinstitutionen, sieht das FiBL für Anwendungsmöglichkeiten für mikrobielle Präparate vor allem in nährstoffarmen Böden (mit einem Humusgehalt unter 2 Prozent), bei extremen pH-Werten (sehr alkalischen oder sauren Böden), oder im Falle von klimatischem Stress. Eine Kombination mit Kompost als Dünger, besonders in humusarmen Böden, wirkt sich meist sehr positiv aus. Zudem hat sich gezeigt, dass Kulturpflanzen wie Tomate, die im Gewächshaus in mikrobiell schwachen Substraten angezogen werden, von einer Beimpfung mit Mikroben profitieren können. In krankheitsbefallenen Böden haben sich Produkte mit symbiotischen Mykorrhizapilzen als wirksam erwiesen, um das Pflanzenwachstum zu fördern.
Herausforderungen
Die Anwendung von Mikroben zur Wachstumssteigerung von Kulturpflanzen ist mit mehreren Herausforderungen verbunden. Ein wesentlicher limitierender Faktor ist die variable Wirksamkeit mikrobieller Produkte, die stark von standortspezifischen Bedingungen wie Bodenbeschaffenheit, Klima, Konkurrenz mit der natürlichen Mikrobenpopulation und anderen Umweltfaktoren abhängt. Zudem ist die Produktqualität oft inkonsistent und wird mitunter als mangelhaft bewertet. Ein weiterer Hemmfaktor sind die hohen Kosten mikrobieller Produkte, die eine sorgfältige Wirtschaftlichkeitsprüfung erfordern, um zu beurteilen, ob der erzielte Ertragszuwachs die Investitionen rechtfertigt. Diese Einschränkungen erschweren eine breite Anwendung mikrobieller Produkte in der Landwirtschaft.
Bereits bewilligte Produkte
In der Betriebsmittelliste des FiBL sind einige Produkte als Mikroorganismenpräparate (Bakterien, Mykorrhiza) sowie Boden- und Pflanzenhilfsstoffe (Pflanzen- oder Algenextrakte, alleine oder zusammen mit Mikroben, Kalk, Gesteinsmehlen, Kleie, Melasse, …) aufgeführt. Diese Produkte sind für die biologische Produktion erlaubt, da sie die Kriterien der im Biolandbau zugelassenen Betriebsmittel erfüllen. Das bedeutet aber nicht, dass sie durch das FiBL oder andere unabhängige Forschungsinstitute getestet wurden oder dass ihre Wirkung erwiesen wäre. In der Schweiz werden diese Produkte, die relativ teuer sind, bis jetzt vor allem im Zierpflanzenbau, im Hobbygartenbau und auf Golfplätzen verwendet.
Unternehmen, die an der Vermarktung solcher Produkte interessiert sind, können deren Wirksamkeit durch das FiBL oder andere unabhängige Institute testen lassen.
FIBL, Natacha Bodenhausen und Sarah Symanczik
Weiterführende Informationen
Betriebsmittelliste (FiBL Shop)
Merkblatt «Mikrobielle Biostimulanzien» (FiBL Shop)
Artikel zu «Wirksamkeit von Bioeffekten» (auf Englisch) (Website frontiersin.org)
Artikel zu «Pflanzenwachstum» (auf Englisch) (Website Nature.com)
Artikel zu «Bewertung kommerzieller arbuskulärer Mykorrhizainokulanten» (auf Englisch) (Website sciencedirect.com)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 13.05.2025