Niklaus Herzog vom Brunnhof und Mathias Christen vom FiBL berichten über die Erfahrungen im Anbau von Lein. Foto: FiBL, Corinne Obrist
Niklaus Herzog bewirtschaftet auf dem Brunnhof 15 Hektare Ackerfläche. Auf dem schweren, tonigen Lehmboden ist er aktuell mit der Weizensorte Wiwa unterwegs. Diese säte er am 22. Oktober nach Hirse als Vorkultur. «Der Bestand ist gut aufgelaufen, allerdings breitet sich der Ackerfuchsschwanz stark aus», meint Herzog.
Ackerfuchsschwanz: Das zähe Ungras
David Metzger vom Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg beschreibt Ackerfuchsschwanz als das meistverbreitete Ungras im Ackerbau: «Er ist sehr konkurrenzstark und kann Ertragseinbussen von bis zu 30 Prozent verursachen.» Besonders kritisch ist die Herbstkeimung – späte Saattermine beim Wintergetreide helfen, ebenso der Wechsel zu Sommerkulturen. Mechanische Massnahmen, ein hoher Anteil Kunstwiese und breitblättrige Sorten sind weitere wirksame Bekämpfungsstrategien. Schweinegülle und Bodenverdichtungen, so eine Praxisbeobachtung, scheinen das Problem sogar zu verstärken – möglicherweise durch hohe Phosphorgehalte.
Weizensorten als Politikum
Mit der Wahl der Sorte Wiwa trifft Herzog auf viel Zustimmung bei Mathias Christen vom FiBL. «Wiwa ist besonders unter schwierigen Bedingungen zuverlässig, in den letzten Jahren wurde die Sorte jedoch von der ertragsstarken Montalbano überholt», so Christen. Montalbano erziele allerdings nur ungenügende Proteingehalte. Laut Hans-Georg Kessler von Biofarm kommt die Nachfrage nach hohen Proteingehalten vonseiten der Verarbeitenden, die ansonsten Gluten beimischen müssen. Die Anwesenden bedauern den Fokus auf Gluten und sprachen sich im Sinne der Verträglichkeit für eine längere Teigführung aus.
Lein – schön, aber anspruchsvoll zu ernten
Öllein baut Niklaus Herzog wegen der guten Nachfrage und der schönen blauen Blüten an: «Lein ist eine Imagekultur, die den Menschen grosse Freude bereitet.» Er erzielt Erträge zwischen null und 17 Kilo pro Hektare. Lein verursache wenig Aufwand, doch die Ernte stelle eine Herausforderung dar. Herzog berichtet von Direktdrusch und Schwaddrusch-Versuchen. Bei starker Verunkrautung empfiehlt sich ein Schwaddrusch, da sonst hohe Feuchtigkeit im Erntegut zu erwarten ist. Ein Direktdrusch kann erfolgen, wenn die Kultur gut ausreifen kann.
Sortenspektrum von Sonnenblumen erweitern
Laut Mathias Christen sind Sonnenblumen eine dankbare Biokultur: einfach im Anbau und mit geringen Nährstoffansprüchen. Allerdings standen bisher kaum Biosorten zur Auswahl. Deshalb testet er klassische und «high oleic» (HO) Sorten. Das Öl von HO-Sonnenblumen ist hoch erhitzbar und wird insbesondere für die industrielle Verarbeitung genutzt. Entscheidend ist die Frühreife der Sorten, denn je später die Ernte, desto eher drohen Fäulnisprobleme.
Soja: interessant bei gesicherter Abnahme
Soja ist laut Matthias Klaiss vom FiBL eine interessante Körnerleguminose: Sie kommt gut mit Trockenheit aus und ist bei guter Hacktechnik unproblematisch im Anbau. Während an Speisesoja hohe Qualitätsanforderungen gestellt würden, sei Futtersoja eher auf Ertrag gezüchtet. Für Speisesoja können Erlöse von 220 Franken pro Dezitonne erzielt werden, für Futtersoja erhält man 168 Franken pro Dezitonne. Allerdings ist der Markt für Speisesoja laut Hans-Georg Kessler mehrheitlich gesättigt.
Mehr Hacken ist nicht gleich mehr Humusabbau
Auf den FiBL Versuchsfeldern berichtet Meike Grosse von einem Versuch, welcher die Auswirkung mechanischen Hackens auf Humusgehalt und Nährstoffverfügbarkeit untersucht. Überraschenderweise führte Hacken nicht zu Humusabbau. Im Gegenteil, die CO₂-Emissionen waren beim Pflugverfahren ohne Hackdurchgang am höchsten. «Dieses Ergebnis entspricht nicht dem, was wir erwartet hätten», sagt Grosse, «die Ursachen müssen wir weiter diskutieren.»
Schwefel nicht vergessen
Zum Abschluss des Flurgangs ruft Aline Dallo vom FiBL den Teilnehmenden die wichtige Rolle von Schwefel in Erinnerung. Schwefel ist als Baustein von Aminosäuren essenziell für das Pflanzenwachstum. Früher sorgte die atmosphärische Deposition für eine reichliche Versorgung, heute ist der Bedarf oft ungenügend gedeckt. Kulturen wie Zuckerrüben, die in der Vegetationsperiode wachsen, können den Bedarf über die Mineralisierung aus der organischen Substanz decken. Andere, wie Winterraps brauchen Schwefel schon bevor er vom Boden nachgeliefert wird. Dallo rät, mit einem Schätzrahmen zu prüfen, ob am eigenen Standort das Risiko eines Schwefelmangels besteht.
Corinne Obrist, FiBL
Weiterführende Informationen
Schätzrahmen und Risikobeurteilung für den Schwefelbedarf der Kulturen (211.8 KB)
Ackerfuchsschwanz (Rubrik Unkrautregulierung)
Sortenversuche Biomahlweizen (Rubrik Ackerbau)
Qualität Sonnenblumenöl (Rubrik Ackerbau)
Biosoja (Rubrik Ackerbau)
Projekt Folgenabschätzung der mechanischen Beikrautregulierung auf Umwelt und Ertrag (fibl.org)