Züchtung neuer Sorten für die Schweiz

Beim FiBL-Feldtag 2023 wurden die teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirte eingeladen, die Zuchtstämme mithilfe eines digitalen Evaluierungstools direkt im Feld zu beurteilen. Foto: FHNW Basel, Felipe Castelblanco
Das FiBL betreibt seit 2014/15 Vorstufenzüchtung für neue Sorten von Weisser Lupine. In den letzten Jahren wurde hierfür zunehmend mit der Getreidezüchtung Peter Kunz (gzpk) zusammengearbeitet, mit dem gemeinsamen Ziel, einen Beitrag zur heimischen Produktion von pflanzlichem Eiweiss zu leisten und so eine Reduktion von Soja-Importen zu erreichen.
Die beiden wichtigsten Zuchtziele sind dabei eine verbesserte Resistenz gegenüber der Brennfleckenkrankheit (Anthraknose) und sehr tiefe Alkaloidgehalte, aber auch Frühreife, Unkrautunterdrückungsvermögen, Standfestigkeit und natürlich Kornertrag werden in der Selektion beachtet.
Anthraknoseresistenz
Das FiBL hat über 1 000 genetische Ressourcen auf Resistenz gegen Anthraknose geprüft und mit den besten von ihnen Kreuzungen angesetzt. Die Nachkommenschaften wurden unter hohem Krankheitsdruck auf dem Feld und im Klimakammertest selektiert. Einige aus der langjährigen Arbeit hervorgegangene Zuchtstämme sind vielversprechend und werden zurzeit und in den kommenden Jahren gemeinsam mit der Getreidezüchtung Peter Kunz daraufhin geprüft, ob sie als Sorten zugelassen werden können. Einer der Zuchtstämme weist dabei nur etwas tiefere Erträge als die Sorte «Frieda», aber sehr niedrige Alkaloidgehalte auf.

Die Grafik zeigt den Durchschnittsertrag der älteren Sorten von 2020 bis 2024 an den Standorten Leibstadt und Feldbach, Standorten mit sehr hohem Krankheitsdruck (10.6 Dezitonne pro Hektare rote Linie). Der Durchschnittsertrag der beiden resistenteren deutschen Sorten Frieda und Celina 2020 bis 2024 an denselben Standorten ist 2.5 mal höher (27.4 Dezitonne pro Hektare, grüne Linie). Diese Sorten hatten jedoch in den letzten Jahren vermehrt massiv überhöhte Alkaloidgehalte (Gehaltsangaben von 2024 in den farbigen Kacheln unter den Balkendiagrammen). Der FiBL-Zuchtstamm 141 lag 2024 ertraglich zwischen den älteren und den resistenteren Sorten, hatte jedoch den tiefsten Alkaloidgehalt aller geprüften Sorten. Grafik: FiBL
In mehreren Projekten wird die Genetik der Lupine und des Erregers der Anthraknose, Colletotrichum lupini, untersucht, um dadurch die Züchtung zu unterstützen. Dies geschieht auch in Zusammenarbeit mit europäischen Partnern in mehreren EU-Projekten (LiveSeeding, IPMorama).
Projekt «LiveSeeding» (FiBL Projektdatenbank)
Projekt «IPMorama» (FiBL Projektdatenbank)
Alkaloidarmut, «süsse» Lupinen
Nur die Zuchtstämme mit sehr niedrigen Alkaloidgehalten werden bei der FiBL-Lupinenzüchtung weiterverfolgt, und es wird mit Hilfe von Insektenschutznetzen streng darauf geachtet, dass zwischen den Linien keine unbeabsichtigten Kreuzungen durch Insektenbestäubung stattfinden. Durch diese Massnahme kann das Alkaloidniveau des FiBL-Genpools auf sehr niedrigem Niveau gehalten werden.
Zusätzlich verfolgt das FiBL aber auch noch den Ansatz, zwei verschiedene Gene für Alkaloidarmut in einer Zuchtlinie zu vereinigen. Hierfür wurden Einzelpflanzen gesucht, die für beide (rezessiven) Gene reinerbig sind, sogenannte Doppelmutanten. Dies gelang in den letzten Jahren mit Methoden der klassischen Kreuzungszüchtung, kombiniert mit molekularer Diagnostik, also ohne den Einsatz von Gentechnik, gelungen (Projekte LUPINNO SUISSE und DIVINFOOD).
Die reinerbigen Individuen in dieser Population haben einen stabil niedrigen Alkaloidgehalt von nur einem Zehntel des empfohlenen Grenzwertes für die menschliche Ernährung. Sie befinden sich zurzeit in der vierten Generation und werden auf agronomische Eigenschaften und Anthraknoseresistenz geprüft. Die entsprechende wissenschaftliche Publikation von András Patyi, Miriam Kamp et al. wurde im Juli 2025 in der Zeitschrift BMC Plant Biology veröffentlicht.
Artikel (nur auf Englisch) (Website BMC)
Projekt «LUPINNO Suisse» (FiBL Projektdatenbank)
Projekt «DIVINFOOD» (FiBL Projektdatenbank)
Vermehrung, Erhaltungszüchtung, Sortenregistrierung, Kommerzialisierung

Vorstellung des Projektes LuZIA durch Miriam Kamp (gzpk) und Christine Arncken (FiBL) beim Flurgang im Lupinenzuchtgarten des FiBL in Leibstadt am 22.07.2025. Foto: FiBL, Mariateresa Lazzaro
Für die anstehenden nächsten Schritte der Vermehrung, Erhaltungszüchtung, Sortenregistrierung und Kommerzialisierung ist die Getreidezüchtung Peter Kunz (gzpk) als gemeinnützige, praktische Züchtungsorganisation der Wunschpartner des FiBL.
Weiterführende Informationen
Getreidezüchtung Peter Kunz (Website gzpk)
Projekt Lupinenzüchtung und -innovation für verbesserte Anbaueignung in der Schweiz (LuZIA) (FiBL Projektdatenbank)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 15.09.2025