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Einsatz von organischen Handelsdüngern im Bioackerbau

Die Stickstoffversorgung stellt im Biolandbau eine besondere Herausforderung dar. Ein Grundsatz des Biologischen Landbaus lautet, zuerst den Boden zu «füttern», damit dieser die Pflanze ernähren kann. Ein weiterer Grundsatz sind geschlossene Kreisläufe auf dem Betrieb. Darum werden im Biolandbau hauptsächlich Hofdünger eingesetzt, wohingegen schnelllösliche Stickstoffdünger, die das Bodenleben umgehen, ausgeschlossen sind.

Grundsätzlich sollen die Nährstoffe über Hof- und Recyclingdünger in geschlossenen Kreisläufen zur Verfügung stehen. Doch durch die zunehmende Spezialisierung, insbesondere auf viehschwachen Betrieben, entstehen Lücken in der Stickstoffversorgung (N). Eine mögliche Lösung sind organische Handelsdünger.

Herkunft und Eigenschaften

Organische Handelsdünger zeichnen sich durch die natürliche Herkunft und eine hohe Nährstoffdichte aus. Sie werden meist aus Schlachtnebenprodukten wie Federn, Horn oder Leder hergestellt. Es ist sinnvoll, diese Produkte nicht zu verschwenden, sondern ihre Nährstoffe im Kreislauf zu erhalten. Leider stammen diese Schlachtnebenprodukte nicht aus der Schweiz, sondern aus ausländischer konventioneller Tierhaltung. Einiges teurer sind Produkte auf pflanzlicher Basis wie beispielsweise aus Pilzbiomasse oder Körnerleguminosen. Diese Dünger werden vermehrt von «veganen» Biobetrieben (wie zum Beispiel Gemüsebaubetriebe) nachgefragt. Organische Handelsdünger sind granuliert oder flüssig und können mit dem Düngerstreuer oder im Bewässerungswasser von Gewächshäusern eingesetzt werden.

Verfügbarkeit des Stickstoffes

Der Stickstoff muss bei den organischen Handelsdüngern erst durch die Mikroorganismen im Boden umgesetzt werden, damit er für die Pflanzen verfügbar wird. Dieser Prozess hängt von der Temperatur ab und benötigt Feuchte. Je feiner der Handelsdünger aufbereitet wird, desto rascher die Umsetzung. Die häufigsten Biohandelsdünger sind pelletiert und werden innerhalb von vier bis acht Wochen mineralisiert. In Versuchen zeigte sich, dass rund 70 Prozent des Gesamtstickstoffes von der Kultur genutzt werden kann. Bei den gröberen Hornspänen wird der Stickstoff über einen längeren Zeitraum freigesetzt und umgekehrt gibt es auch Produkte aus hydrolisierten Schlachtnebenprodukten, die durch den zusätzlichen Aufschlussschritt schneller mineralisiert werden sollen.

Einsatz und Wirtschaftlichkeit

Handelsdünger haben den Vorteil, dass sie vielseitig einsetzbar sind und der Stickstoff besser planbar ausgebracht werden kann (gezielte N-Zufuhr). Im Biogemüsebau ist das gängige Praxis: Gemüsebaubetriebe halten in der Regel keine Tiere und können daher den Nährstoffbedarf der intensiveren Kulturen nur teilweise über zugeführte Hof- und Recyclingdünger decken. Der im Biolandbau angestrebte Nährstoffkreislauf ist in diesem Fall nicht geschlossen.

Der Einsatz von organischen Handelsdüngern ist nur in Kulturen mit hohem Produkterlös ökonomisch sinnvoll. Im Kartoffelanbau kann mit Handelsdüngern ein Mehrertrag von zehn bis zu 30 Prozent erzielt werden. Handelsdünger werden vor allem geschätzt, weil die Stickstofffreisetzung zügig und berechenbarer ist. 

Versuche im Kartoffelanbau

Bei Getreide, Mais und Raps werden organische Handelsdünger nur selten eingesetzt, bei Biokartoffeln hingegen fast standardmässig. Sie gelten als vorteilhaft für Ertrag und Qualität, insbesondere in Bezug auf die Rhizoctoniaanfälligkeit. Bei einem Projekt vom FiBL und Bio Suisse wurde untersucht, ob Handelsdünger Hofdünger ersetzen können. In den Versuchen mit Kartoffeln zeigte sich: Mit Handelsdünger bildeten die Pflanzen mehr Laub, nahmen mehr Stickstoff und Kalium auf und erzielten leicht höhere Erträge. Ursache ist die schnellere Verfügbarkeit des Stickstoffs. Rindergülle und Presswasser liefern den Stickstoff langsamer, was bei Kartoffeln problematisch sein kann, da eine späte Nachlieferung die Unkrautentwicklung fördert und die Abreife verzögert. Bei Qualitätsmerkmalen und Krankheitsbefall ergaben sich bisher keine klaren Unterschiede. Am besten scheint eine Kombination: Hof- und Recyclingdünger als Basis, ergänzt durch Handelsdünger.

Fazit

Handelsdünger sind kein Ersatz für Hof- und Recyclingdünger, können aber gezielt Lücken schliessen; vor allem bei viehschwachen Betrieben oder Kulturen mit hohem Stickstoffbedarf in kurzer Zeitspanne wie Kartoffeln oder Gemüse.

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