Schorfbulletin vom 25.04.2025
Aktuelle Lage
Die Niederschläge der vergangenen Tage haben in allen Regionen zu intensiven Sporenausstößen geführt. Dies wurde erneut durch die Auszählungen der Sporenfallen bestätigt. Es ist davon auszugehen, dass das derzeitige Potenzial an ausstossbaren Sporen weitgehend erschöpft ist.
Für weite Teile der Schweiz sind bis in die Nacht auf Samstag anhaltende Niederschläge vorhergesagt. In Kombination mit den aktuell tiefen Temperaturen ist verbreitet mit langanhaltender Blattnässe zu rechnen. Entsprechend hoch ist das Risiko für Schorfinfektionen.
An Standorten, an denen in den letzten Tagen größere Niederschlagsmengen gefallen sind, ist davon auszugehen, dass der vorbeugende Schutzbelag durch Abwaschung (> 20 mm) oder Neuzuwachs seit der letzten Applikation unzureichend geworden ist. In dieser Situation wird empfohlen, heute Abend oder im Verlauf des morgigen Vormittags eine Stopp-Behandlung durchzuführen. Dabei sollte neben den lokalen Niederschlagsprognosen besonderes Augenmerk auf die Windverhältnisse gelegt werden, da diese maßgeblich die Qualität der Applikation beeinflussen.
Die in den Modellen integrierte Blattnässemodellierung ist bewusst konservativ ausgelegt, um keine trügerische Sicherheit hinsichtlich der Infektionsgefahr zu vermitteln. Die tatsächliche Abtrocknung der Blätter wird neben den klimatischen und mikroklimatischen Bedingungen auch durch die Phänologie der Pflanzen beeinflusst. Für eine verlässliche Interpretation der Modellberechnungen ist es daher unerlässlich, die an den Referenzstationen gemessene Blattnässedauer mit den örtlichen Bedingungen zu vergleichen. Nur so kann die lokale Infektionslage besser eingeschätzt werden.
Während ein frühzeitiges Abtrocknen eines Blattnässesensors im Modell das Ende eines Infektionsereignisses signalisiert, kann es in Beständen mit verzögerter Abtrocknung dennoch zu einem weiteren Anstieg des Infektionsrisikos kommen. Um die Aussagekraft der Modellierung zu erhöhen, werden auch Messwerte sehr hoher relativer Luftfeuchtigkeit als Blattnässe in die Berechnungen einbezogen.
Wie bereits im letzten Bulletin empfohlen, sollten die Bestände jetzt gezielt auf erste Schorfsymptome kontrolliert werden. Eine engmaschige Beobachtung insbesondere empfindlicher Sorten sowie feuchter Bereiche mit langsamer Abtrocknung ermöglicht eine frühzeitige Erkennung einer sich aufbauenden Schorfepidemie, wodurch sich die Behandlungsstrategie gezielt auf bevorstehende Sekundärinfektionen ausrichten lässt.
Bezüglich Mittelwahl und Konzentrationen beachten Sie bitte die Empfehlungen im Bioobstbulletin sowie dem entsprechenden FiBL-Merkblatt.
Schorfbulletin vom 16.04.2025
Die Niederschläge der vergangenen Tage haben laut Modellberechnungen zu mehreren intensiven Sporenausstössen geführt – dies konnte durch die Auszählungen der Sporenfallen bestätigt wurde. Auch wenn davon auszugehen ist, dass ein grosser Teil des Potentials an reifen Sporen bereits freigesetzt wurde, ist in den kommenden Tagen mit weiteren Ausstossereignissen und möglichen Infektionen zu rechnen.
Die Wetterprognosen für das Osterwochenende und die darauffolgende Zeit sind derzeit sehr wechselhaft. Daher wird empfohlen, die lokalen Vorhersagen genau zu beobachten und die Anlagen vorsorglich mit einem präventiven Belag zu schützen. In der aktuellen Situation ist eine Erneuerung dieses Belags – neben der möglichen Abwaschung durch Regen – vor allem vom Neuzuwachs abhängig.
Die momentane Phase zählt zweifellos zu den entscheidenden Hauptinfektionsperioden der diesjährigen Primärsaison. In Anlagen mit empfindlichen Sorten oder Vorjahresbefall sollte bei anhaltend feuchter Witterung und erhöhtem Infektionsrisiko zusätzlich eine abstoppende Behandlung in Betracht gezogen werden, um stark ansteigende Infektionsereignisse zu unterbinden.
Die Inkubationszeit der ersten Infektionen Ende März ist mittlerweile abgeschlossen. Daher wird empfohlen, die Bestände ab sofort regelmässig auf erste Symptome an den Rosettenblättern zu kontrollieren. Von diesen frühen Befallsstellen können Konidien ausgewaschen werden, die wiederum zu sekundären Infektionen führen können (vgl. RIMpro-Grafik "Sekundäre Infektionen"). Diese Konidien reifen rasch heran und benötigen – im Vergleich zu Ascosporen – eine kürzere Blattnassdauer, um Infektionen zu verursachen. Dies sollte bei der Planung der Behandlungen entsprechend berücksichtigt werden.
Schorfbulletin vom 11.04.2025
Die frühlingshaften Temperaturen der vergangenen Tage haben sowohl die Nachreifung der Ascosporen als auch die phänologische Entwicklung der Apfelbäume deutlich beschleunigt. Infolge dieser raschen Entwicklung ist derzeit von einem sehr hohen Sporenpotential auszugehen.
Für Sonntag wird in allen Regionen der Schweiz mit hoher Niederschlagswahrscheinlichkeit gerechnet. Abhängig von der Intensität der Niederschläge sowie der Tageszeit – da der Sporenausstoss lichtabhängig erfolgt – ist davon auszugehen, dass ein Grossteil der herangereiften Ascosporen freigesetzt wird.
In Kombination mit der zu erwartenden Blattnassdauer ergibt sich daraus ein sehr hohes Infektionsrisiko.
Empfohlene Maßnahmen:
- Es wird dringend empfohlen, alle Apfelanlagen vor den prognostizierten Niederschlägen mit einer präventiven Pflanzenschutzmaßnahme zu behandeln.
- Sollte der Regen länger andauern, ist unter den gegebenen Bedingungen eine zusätzliche Stop-Behandlung während der Keimungsphase der Sporen sinnvoll, um einen massiven Infektionsverlauf zu unterbrechen.
- Da es sich nach aktuellem Stand sehr wahrscheinlich um eine der Hauptinfektionsperioden der Primärsaison handelt, raten wir insbesondere in Anlagen mit Vorjahresbefall zu einer ergänzenden Stop-Behandlung, unabhängig vom zu erwartenden Abwaschungsgrad der vorher aufgebrachten Beläge.
Wir empfehlen, diese Maßnahmen zeitnah zu planen und die lokalen Wettervorhersagen in den kommenden Tagen aufmerksam zu verfolgen, um die optimalen Entscheidungen aus den Aussagen des Infektionsmodells ableiten und somit den Schutz der Anlagen sicherzustellen zu können.
Schorfbulletin vom 20.03.2025
Die Niederschläge des vergangenen Sonntags haben laut den Sporenfallen-Auszählungen zu den ersten geringen Ausstößen von Apfelschorf-Ascosporen geführt. Dies stimmt weitgehend mit den Berechnungen des RIMpro-Modells überein. Es ist davon auszugehen, dass die steigenden Temperaturen die Reifung der ausstoßbaren Sporen derzeit begünstigen.
Laut aktuellen Wettervorhersagen ist für das kommende Wochenende sowie die darauffolgenden Tage mit einer erhöhten Niederschlagswahrscheinlichkeit zu rechnen. Infolgedessen könnte es zum ersten ernstzunehmenden Sporenausstoß kommen. Das damit verbundene Infektionsrisiko hängt vor allem vom Potenzial an überwinternden Sporen (Vorjahresbefall), der Blattnassdauer und der Anfälligkeit der Sorten ab.
Da die Wetterprognosen derzeit noch mit einer gewissen Unsicherheit behaftet sind, sollten die lokalen Vorhersagen in den nächsten Tagen aufmerksam verfolgt werden. Mindestens Anlagen mit anfälligen Sorten oder starkem Vorjahresbefall sollten vor der nächsten Niederschlagsperiode durch die Applikation einen präventiven Belages geschützt werden. Bei toleranten Sorten besteht – je nach Befahrbarkeit – die Möglichkeit, eine beginnende Infektion durch eine Stop-Behandlung zu unterbinden.
Insgesamt ist das erwartete Infektionsrisiko als gering bis mäßig einzustufen. Dennoch ist es entscheidend, einen frühen Befall durch Apfelschorf auf jungen Trieben zu vermeiden, um das Risiko sekundärer Infektionen durch Konidien hinauszuzögern und so den weiteren Verlauf der Saison positiv zu beeinflussen.
Update zum Schorfbulletin 14.03.2025
Nach den Niederschlägen der vergangen Tagen wurden gemäss den Auszählungen der Sporenfallen an den Standorten Frick und Lindau (Strickhof) keine Fänge von Apfelschorf Ascosporen verzeichnet. Für die Modelle wurde Bereitschaft der Sporen zur Reifung (Biofix) für den 10.03. definiert, allerdings ist davon auszugehen, dass die kühlen Temperaturen die Reifung ausstossbarer Sporen verzögern.
Schorfbulletin vom 11.03.2025
In fast allen Lagen der Schweiz schreitet die phänologische Entwicklung der Apfelbäume voran und vielerorts wurde in den vergangenen Tagen Knospenaufbruch gemeldet. Sollte in Ihrer Region die phänologische Entwicklung deutlich verfrüht sein, können Sie dies gerne an mailto:mathias.ludwig(at)fibl.org melden.
In den Sporenfallen an den Standorten Frick, Lindau, Wädenswil, Güttingen und Changins wurden bislang noch keine ausgestossenen Ascosporen verzeichnet. Sowohl aus Deutschland wie auch aus Teilen Frankreich wurden zwar im Labor nachgewiesene reife Sporen, aber ebenfalls keine Ausstösse gemeldet.
Sobald der Knospenaufbruch erreicht ist, kann es potentiell zu Infektionen durch Apfelschorf kommen. Allerdings ist davon auszugehen, dass die kühlen Nachtemperaturen der vergangenen Woche wie auch die trockenen Bedingungen im Allgemeinen die Heranreifung von Sporen verzögert haben. Generell ist die Gefahr für Infektionen mit Apfelschorf daher derzeit als gering bis vernachlässigbar einzustufen.
Dennoch ist davon auszugehen, dass in frühen Lagen oder Standorten mit deutlich verfrühter phänologischer Entwicklung auch die Reifung ausstossbarer Sporen entsprechend fortgeschritten ist.
In dieser Situation wird vor den nächsten Niederschlägen sicherheitshalber die Applikation eines präventiven Schutzbelages empfohlen.
Behalten Sie die phänologische Entwicklung ihrer Anlagen gut im Blick und entscheiden sie situativ.
In dieser Zeit der Saison besteht immer eine relativ grosse Unsicherheit ob es zu Sporenausstössen kommt und ob Infektionsbedingungen erfüllt sind. Das Prognosemodell ist aber sehr gut verifiziert und parallel dazu verfolgen wir den Sporenausstoss durch das Auszählen von Sporenfallen. Wird halten sie in den kommenden Bulletins hierzu auf dem Laufenden.
Bei Fragen zu unseren Prognosen dürfen Sie sich gerne jederzeit mit uns in Verbindung setzten.
Wir wünschen allen einen guten Saisonstart.
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 25.04.2025