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Biozierpflanzentagung zum biologischen Pflanzenschutz

Über vierzig Gärtnerinnen und Gärtner aus der West- und Deutschschweiz trafen sich Ende August am FiBL in Frick AG zu Fachvorträgen und zum Austausch mit dem Schwerpunkt Pflanzenschutz. Die Teilnehmenden erhielten auch einen Einblick in die Forschungsarbeiten.

Die Biozierpflanzentagung richtete sich wie bereits letztes Jahr an Umstellungsbetriebe und Knospe-Gärtnereien. Sie umfasste Vorträge, Praxisübungen zur Blattlausbestimmung und Rundgänge in den Freiland- und Laborversuchen vom FiBL.

Mit den Grussworten von Mona Thomi, Leiterin der Fachgruppe Biogärtnereien von Bioterra, wurde die Tagung eröffnet. Die Mitgliedorganisation von Bio Suisse setzt sich für die produzierenden Knospe- und Demeter-Gärtnereien ein, hilft bei Fragen in der Praxis und organisiert Kurse, Tagungen und Arbeitskreise. Sie bietet eine attraktive Plattform, die den Teilnehmenden wärmsten empfohlen wurde.

Angela Deppeler, Produktmanagerin für Zierpflanzen bei Bio Suisse, informierte zusammen mit Kathrin Huber, Beraterin für Zierpflanzen beim FiBL, über die aktuellen Knospe-Anforderungen an Umsteller- und Knospe-Betriebe. Bei der Einhaltung der Richtlinien gibt es immer wieder knifflige Fragen zu lösen und betriebseigene Lösungen zu suchen, das zeigte sich in ihren Vorträgen. Herausforderungen für Biozierpflanzen-Betriebe sind zum Beispiel die Wahl von torffreien oder torfreduzierten Substraten oder die eingeschränkte Verfügbarkeit von Vermehrungsmaterial in Bioqualität.

Ganzes System einbeziehen
Hans-Jakob Schärer, Experte für Phytopathologie am FiBL, vermittelte die Komplexität zum biologischen Pflanzenschutz. Nur durch den Einbezug des ganzen Systems kann die biologische Regulierung von Schädlingen und Krankheiten gelingen. Dabei spielen vorbeugende Massnahmen eine entscheidende Rolle: sie unterstützen die Pflanzen im gesunden Wachstum und bauen auf ein regulierendes, intaktes Ökosystem.

In einem packenden Referat folgten Beispiele aus der angewandten Forschung aus dem Obst- und Rebbau, zum Beispiel wie mit gezielten Schnittmassnahmen Blattläuse reguliert oder dem Einsatz von Kompost Krankheitserreger unterdrückt werden können. Zu einigen Beispielen bekamen die Teilnehmenden am Nachmittag im Labor oder in den Aussenanlagen einen Einblick in laufende Forschungsprojekte.

Regulierung von Blattläusen
Im Mikroklima der Gewächshäuser zählen Blattläuse zu den unbequemen Mitbewohnerinnen der Zierpflanzen. Die Ausbreitung bei optimalen Bedingungen unter Glas kann exponentiell erfolgen, und als Überträgerinnen von Viren sind sie gar gefürchtet. Im Bioanbau sind Gärtnerinnen und Gärtner gefordert.

«Nicht jede Röhrenblattlaus lässt sich gleich regulieren», sagte Toni Ruprecht, Kursleiter und Experte in Sache Pflanzenschutz im biologischen Zierpflanzenanbau. Der Mitarbeiter von Andermatt Biocontrol Suisse AG erläuterte den Lebenszyklus und das Verhalten der Tiere. Einige der Arten überwintern mit einem Wirtswechsel an Gehölzen, andere wie die Pfirsichblattlaus kann das ganze Jahr in Gewächshäusern anzutreffen sein. Nicht bei allen Arten ist die Regulierung mit Schlupfwespen möglich. Einige Blattläuse sind nur mittels Räuber, zum Beispiel Marienkäferlarven, oder mittels biologischer Spritzmittel in Schach zu halten.

In einem Workshop hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, die häufigsten elf Blattlausarten mittels Bestimmungsschlüssel, Lupen und Binokular zu bestimmen. Toni Ruprecht ging später eingehend auf die verschiedenen Strategien der Regulierung ein. Entscheidend sind dabei viel Fachwissen, genaues Beobachten sowie die Wahl und der Zeitpunkt der Regulierung.

Bodenbürtige Krankheitserreger
Bodenbürtige Krankheiten verursachen in der Landwirtschaft und in Gartenkulturen grosse Schäden und sind im Bioanbau schwierig zu kontrollieren. Durch den Einsatz von geeignetem Kompost kann der Krankheitsdruck reduziert werden.

An einem Posten zeigte FiBL Mitarbeiter Jacques Fuchs Muster verschiedener Komposte und erläuterte deren Qualitäten. FiBL Mitarbeiterin Anja Logo erklärte im Labor ihre Versuche mit Komposten, die eine krankheitsunterdrückende Wirkung zeigen. Das Projekt hat das Ziel, die Mikroben zu identifizieren, die für die suppressive Wirkung von Komposten verantwortlich sind.

Einen Einblick erhielten die Teilnehmenden auch in die Entwicklung von Alternativen zu kupferhaltigen Fungiziden. Als Beispiel dafür wurde das Projekt «Larixyne – a green fungicide solution for European Vineyards» vorgestellt. Das internationale Projekt von FiBL Mitarbeiterin Barbara Thürig und ihrem Team hat zum Ziel, eine wirtschaftlich sinnvolle Kupfer-Alternative zum Beispiel zur Bekämpfung von Falschem Mehltau in Reben zu finden. Ein Rindenextrakt aus der heimischen Lärche hat alle diese erfolgsversprechenden Eigenschaften. Den Teilnehmenden wurde gezeigt, wie lange der Weg dauert, bis alle Schritte der industriellen Produktion von Larixyne erforscht und optimiert sind und ein zukünftiger Markteintritt möglich ist.

Herausforderungen im Bioobstbau
Auf dem Rundgang durch die Obstanlagen, die rund um die FiBL Gebäude situiert sind, folgten Informationen rund um den Pflanzenschutz im Kern- und Steinobst. Kirschen, Aprikosen, Trauben, Äpfel: sie alle leiden unter einem hohen Druck an Schädlingen und Krankheiten. Pilzkrankheiten wie Monilia sind auf Niederschläge angewiesen, damit sie Kirschbäume infizieren können. Weil es keine verlässliche Biopflanzenschutzmittel gegen Monilia gibt, werden Biokirschen für den Tafelanbau gedeckt – so bekommt man das Problem in den Griff, erklärten dazu die FiBL Berater Andi Häseli und Thierry Suard.

Das FiBL sucht nach Systemen, die dem biologischen Erwerbsanbau ermöglicht, wirtschaftlich und in hoher Qualität zu produzieren. In gedeckten Anlagen werden Lösungen für den biologischen Anbau von Aprikosen und Kirschen entwickelt. Auch bei Äpfeln kann ein Regendach vor gefürchteten Krankheiten wie Schorf oder Regenflecken schützen. In Zukunft könnten diese Anlagen möglicherweise mit einer integrierten Photovoltaikanlage genutzt werden, ein entsprechendes Projekt ist in Planung. Geschützte Anbausysteme sind Gärtnerinnen und Gärtnern vertraut und so konnten viele neue Ideen und Impulse für ihren Praxisalltag gewinnen.

Dank und Ausblick
Einen grossen Beitrag zum wertvollen Austausch über die Sprachgrenze hinweg haben die Biogärtnerinnen und -gärtner geleistet. Ein grosser Dank für die gelungene Tagung gilt zudem den Referentinnen und Referenten, den beiden Dolmetscherinnen Karine Contat und Birgit Köppen sowie Roxane Muller vom FiBL, die während des Workshops übersetzte, und Stefanie Leu und Tessa Stuker für das Wirken im Hintergrund. Der nächste Umstellungskurs für den Bereich Zierpflanzen wird am 4. September 2024 bei der Firma Huplant AG bei Holziken AG stattfinden.

Regine Kern Fässler, FiBL

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 19.09.2023

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