Die Anbauflächen für biologisches Steinobst wurden in den letzten Jahren kontinuierlich ausgeweitet, um der steigenden Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher gerecht zu werden. Die Zunahme der Flächen und die damit verbundene Steigerung des Produktionsvolumens sind vor allem auf die Umstellung verschiedener Betriebe auf Bio zurückzuführen. Dies gilt insbesondere für den Aprikosenanbau im Wallis. Die Begeisterung wird jedoch durch die Witterungseinflüsse getrübt, die allzu oft die Ertragssicherheit dieser besonders anfälligen Kultur gefährden.
Frost im Frühjahr
Wie schon in den letzten Jahren wurden auch zu Beginn der Anbausaison 2023 bereits in den Wintermonaten milde Temperaturen erreicht, die den Austrieb der Aprikosenbäume auf manchen Parzellen beschleunigten. Auf den Walliser Anbauflächen in der Ebene, wo die Bäume am frühesten austreiben, wurden die bodennahen Zweige besonders stark vom Frost beeinträchtigt.
Die betroffenen Knospen bleiben schwarz, sehen trocken aus und entwickeln sich nicht weiter: Dieses Jahr gehen daraus keine Blüten und somit auch keine Früchte hervor. Auf den entsprechenden Parzellen sind beträchtliche Ernteausfälle zu verzeichnen, insbesondere bis zu einer Höhe von etwa 1,80 Metern über dem Boden.
Pilzbefall aufgrund der Niederschläge
Andere Anbauflächen wiesen hingegen ein hohes Blühpotenzial auf. Allerdings gingen während der Blüte der meisten Parzellen in der Ebene selten gesehene Niederschlagsmengen nieder.
In dieser Phase, in der die Bäume besonders anfällig für Monilinia laxa sind – den für Blüten- und Zweigmonilia verantwortlichen Erreger –, fielen durchschnittlich 150 Millimeter Regen. Dieser Pilz, der durch feuchte Bedingungen begünstigt wird, entwickelt sich bereits bei winterlichen Temperaturen. Er führt zum Absterben der befallenen Blüten und breitet sich dann entlang der Zweige aus. Die befallenen Organe werden braun, sterben ab und tragen somit keine Früchte.
Die Bedingungen im März waren also besonders günstig für Monilia-Infektionen und führten in den am stärksten betroffenen Parzellen zu Totalausfällen. Die hohe Anfälligkeit mancher Sorten, zum Beispiel Bergarouge oder Orangered, bestätigte sich, während andere wie Flopria oder Swired weniger Schäden erlitten. Parzellen mit späten Sorten sind ebenfalls weniger stark betroffen, da diese erst nach der niederschlagsreichen Periode in Blüte standen.
Pflanzenschutzmittel wurden abgewaschen
Mit biologischen Pflanzenschutzstrategien konnte der Krankheitserreger im Allgemeinen nicht wirksam bekämpft werden. Schon 15 bis 20 Millimeter Regen reichen nämlich aus, um natürliche Kontaktmittel abzuwaschen, was einen Schutz während der gesamten Niederschlagsperiode unmöglich macht. Nichtsdestotrotz konnten in Versuchen mit einem neuen Produkt mit stoppender Wirkung, das die vorbeugenden Massnahmen ergänzt, vielversprechende Ergebnisse erzielt werden.
Sowohl im biologischen als auch im integrierten Anbau waren laut der Mehrheit der Walliser Aprikosenproduzentinnen und -produzenten «noch nie so viele durch diese Krankheit verursachte Schäden zu beklagen». Die Schäden treten normalerweise erst etwa einen Monat nach der Infektion auf. Aufgrund der ungünstigen Bedingungen zu Beginn des Frühjahrs 2023 zeigten sich die ersten Symptome jedoch teils sehr schnell.
Schäden erst spät sichtbar
Da die durch Monilia verursachten Schäden jedoch nicht sofort sichtbar sind, steckten die Erzeugerinnen und Erzeuger weiterhin Geld in die Vorbeugung gegen Frostgefahr, die Anfang April mehrfach bestand. Trotz der ergriffenen Massnahmen kam es in einigen Gebieten auch zu frostbedingten Verlusten, die jedoch im Vergleich zu den Schäden durch Monilia geringer ausfielen.
In der Folge wurde bei einigen Sorten, zum Beispiel bei Harogem, auch ein starker Fruchtfall beobachtet. Das regnerische Wetter während der Bestäubung war nämlich auch für den Fruchtansatz nicht optimal.
Angesichts der Auswirkungen der zunehmenden Wetterkapriolen setzen sich die Walliser Aprikosenproduzentinnen und -produzenten vermehrt mit der Frage auseinander, ob sich der Anbau unter Witterungsschutz lohnt. Bisher sind solche Anlagen in der Deutschschweiz und im Kanton Waadt weiter verbreitet als im Wallis.
Mechanischer Schutz: teuer in der Anschaffung
Die hohen Kosten, die die geschützten Anlagen verursachen, sind nur im Rahmen einer Direktvermarktung tragbar, die ein hohes Einkommen erzielt und den Verkauf der Ernte garantiert. Einerseits ist der Witterungsschutz sehr gut geeignet, um durch Bakterienbrand verursachte Schäden zu begrenzen, da er die Ansammlung von Wasser im Boden reduziert. Andererseits schafft er ein Mikroklima, das den Befall durch andere Krankheiten wie Echten Mehltau sowie durch Schädlinge wie Blattläuse und Milben begünstigt. Deshalb sind noch weitere Studien erforderlich.
Flore Araldi und Robin Sonnard, FiBL
Dieser Artikel ist in der Zeitschrift Agrihebdo Nummer 21 vom 26 mai 2023 erschienen.
Weiterführende Infos
Obstbau (Rubrik Pflanzenbau)
Pflanzenschutz Bulletins (Rubrik Pflanzenbau)
Film: Blüten- und Zweigmonilia in Bioaprikosen regulieren (Rubrik Pflanzenbau)