David Marchand (links) und Michaël Farny (rechts), Weinbau- und Önologieexperten der FiBL Suisse romande, leiten den Versuch «VineRoot4Clim» – hier posieren sie auf der Parzelle der Domaine du Mont d'Or in Sion (VS). Foto: Claire Berbain
Im Frühjahr 2025 wurden drei Parzellen von jeweils 1200 m² mit insgesamt 800 Pflanzen an der Waadtländer Côte in Changins, auf dem Versuchsbetrieb des FiBL in Frick und auf dem Mont d'Or in Sion (VS) bepflanzt. Eine vierte Parzelle wird 2026 im Kanton Graubünden in Zusammenarbeit mit dem Plantahof bepflanzt. Foto: Claire Berbain, FiBL
Die jüngsten klimatischen Veränderungen stellen den Schweizer Weinbau vor grosse Herausforderungen. Sie führt zu häufigeren Dürreperioden und Hitzewellen, die sich nicht nur auf die Menge und Qualität der Ernten auswirken, sondern auch auf den Fortbestand des Weinbaugebiets.
Grosse Herausforderungen für die Branche
Der Verzicht auf Herbizide, die Anstrengungen für mehr Biodiversität, eine bessere Bodenbedeckung und einen gesünderen Boden sind zudem grosse Herausforderungen für die gesamte Branche.
Die Schweizer Winzer*innen stehen daher vor einer neuen Herausforderung: Wie kann unter Berücksichtigung des Klimawandels eine qualitativ hochwertige Weinproduktion in ausreichender Menge gewährleistet werden und wie lassen sich gleichzeitig nachhaltigere Anbaumethoden integrieren?
Derzeit gibt es nur einen einzigen, wenig geeigneten Wurzelstock
In der Schweiz und insbesondere in der Romandie wird derzeit der Grossteil der Rebflächen mit einem einzigen Wurzelstock (3309C) bepflanzt. Dieser hatte in der Vergangenheit den Vorteil, dass er insbesondere die Frühreife der Reben in unseren Breitengraden begünstigte. Nun erweist sich die Unterlage jedoch als wenig geeignet für Trockenheit und die zunehmende Begrünung in den Weinbergen, die eine Folge des reduzierten Herbizideinsatzes ist. Es gibt jedoch zahlreiche andere Unterlagsreben, von denen einige für südlichere Klimazonen besser geeignet sind.
Das vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) finanzierte und vom FiBL geleitete Projekt VineRoot4Clim will in den nächsten drei Jahren das Potenzial zahlreicher Unterlagsreben, darunter auch einige vielversprechende Neuzüchtungen, für die Anpassung an den Klimawandel im Wallis, im Genferseebecken sowie in der Nord- und Ostschweiz zu bewerten.
20 Unterlagensorten im Test
Es wurden 20 Unterlagensorten ausgewählt: 14 sind an ein südlicheres Klima angepasst und sechs werden in unseren Breitengraden häufig verwendet und dienen als Referenz. Die ausgewählten Sorten wurden mit Pinot Noir gepfropft, der in der Schweiz am häufigsten angebauten Rebsorte (3760 Hektaren im Jahr 2023 laut BLW), die in unseren Regionen durch die globale Erwärmung bedroht ist (zu frühe Reifung, Welke).
Diese Rebsorte wird auch in anderen internationalen Forschungsprojekten verwendet, die in engem Zusammenhang mit dem Projekt VineRoot4Clim stehen (z. B. Bordeaux Sciences Agro, Conseil Interprofessionnel des Vins d'Alsace).
Vier Parzellen von je 1200 m²
Nach einer umfassenden Vorbereitungsphase für die Pflanzen in Zusammenarbeit mit der Baumschule Jaquerod in Aigle VD startete das Projekt im Frühjahr 2025 mit der Pflanzung von Versuchsflächen in Nyon VD – unter der Aufsicht von Agroscope Changins – auf dem Weingut Mont d'Or in Sion VS und in Frick AG – koordiniert vom FiBL. Die drei Parzellen sind jeweils etwa 1200 m² gross und enthalten je 800 Pflanzen, d. h. 4 Wiederholungen von 10 Rebstöcken für jeden Unterstock. Eine vierte Parzelle wird 2026 im Kanton Graubünden in Zusammenarbeit mit dem Plantahof bepflanzt.
Alle Versuche werden begleitet, um das Anpassungspotenzial an den Klimawandel hinsichtlich der phänologischen und physiologischen Eigenschaften der Reben, der Qualität und Quantität der Ernte sowie ihrer Fähigkeit zur Anpassung an Wasser- und Stickstoffstress zu bewerten.
Untersuchung des Sortenverhaltens
Dieses innovative und in seinem Umfang für die Schweiz einzigartige Projekt soll einen wesentlichen Beitrag zur Anpassung des Weinbaus an den Klimawandel und zu seiner Entwicklung hin zu einer nachhaltigeren und ressourcenschonenderen Zukunft leisten. Es ergänzt andere Projekte der Kantone und von Agroscope (die auch Projektpartnerin ist), die das Verhalten einer Auswahl südlicher Unterlagsreben bei anderen Rebsorten (Arvine, Chasselas, Cornalin) untersuchen.
Das Projekt VineRoot4Clim ist eine Sortenverhaltensstudie, was bedeutet, dass konkrete Ergebnisse erst mittel- bis langfristig zu erwarten sind. Um möglichst umfassende Erkenntnisse zu gewinnen, müssen die Messungen während der gesamten Lebensdauer der Rebstöcke durchgeführt werden. Tatsächlich kann die Entwicklung der verschiedenen Modalitäten je nach Alter, Jahrgangsbedingungen usw. variieren. Hinzu kommt, dass sowohl die Anpflanzung der Unterlagsreben als auch ihre Anpassung im Laufe der Zeit variabel sind. Vorläufige Ergebnisse werden jedoch in einigen Jahren vorliegen, und es werden Besichtigungen der verschiedenen Versuchsanlagen für Winzer*innen organisiert.
Michaël Farny, FiBL (der Artikel ist am 13. Juni 2025 in der Fachzeitung Agri Hebdo erschienen)
Weiterführende Informationen
Weitere Informationen zum Projekt (fibl.org)