Biokartoffelsortenprüfung
Der biologische Kartoffelbau hat andere Ansprüche an eine Kartoffelsorte als der konventionelle. Insbesondere hat die Phytophthora-Resistenz eine viel grössere Bedeutung (speziell im Hinblick auf einen kupferfreien Anbau). Weitere Unterschiede bestehen bei anderen Krankheiten, bei der Nährstoffversorgung, aber auch bei den Ansprüchen des Marktes. In den nächsten Jahren sollen die Anstrengungen im Hinblick auf einen kupferfreien Anbau im biologischen Landbau mit einem Vorversuch mit zirka 40 Sorten verstärkt werden. Die besten Sorten kommen in ein Netz aus 6 Praxisversuchen, wo die Kartoffeln grossflächig in Streifen angebaut werden. Ziel ist, möglichst bald ein Sortiment an Sorten zur Verfügung zu haben, das den Ansprüchen des Biolandbaus gerecht wird. In der ersten Phase werden nur festkochende Sorten geprüft, da in diesem Segment der Bedarf am grössten ist. Die Vermarktung der Prüfsorten erfolgt über den Grossverteiler Coop.
Bericht Kartoffelsortenversuche 2019 (3.1 MB)
Kupferfreier Anbau von Biokartoffeln Bericht Sortenversuch 2019 (2.6 MB)
Bericht Kartoffelsortenversuche 2018 (3.3 MB)
Bericht Kartoffelsortenversuche 2017 (2.8 MB)
Bericht Kartoffelsortenversuche 2016 (1.5 MB)
Bericht Kartoffelsortenversuche 2015 (1.9 MB)
FiBL-Sortenprüfungen 1996 bis 2010 (Webseite Organic Eprints)
Praxisversuche 2012-2017
Seit 2012 werden jährlich 3 bis 4 neue Sorten auf ihre Eignung für den Bio-Anbau geprüft. Die Sorten werden aus den Vorversuchen von Agroscope ausgewählt und über 2 Jahre auf 6 Praxisbetrieben geprüft. Die Versuchssorten werden nebeneinander in einem Streifenversuch angelegt mit einer Grösse von jeweils rund 20 a pro Sorte. Das FiBL führt die Bonituren der verschiedenen Krankheiten durch und erhebt die Erträge. Agroscope macht die Qualitätsuntersuchungen. Die Versuche werden in Zusammenarbeit mit der Terraviva AG, fenaco und Rathgeb Biolog durchgeführt. Im 2017 wurden die vier festkochenden Sorten Soraya, Passion, Anuschka und Goldmarie angebaut. Die Referenzsorte war bis und mit Saison 2017 Charlotte. Ab 2018 wird die Sorte Erika als Referenz angebaut.
Sorte | Allians |
Züchter | Europlant |
Zulassung | D/F 2003 |
Im Sortentest | 2014 |
Krautfäule | ++ |
Ertragsbildung | mittelfrüh |
Stärken | Krautfäule, guter Geschmack |
Schwächen | Rhizoctonia, Schorf |
Sortenliste | - |
Sorte | Campina |
---|---|
Züchter | Solana |
Zulassung | D 2009 |
Im Sortenest | 2013-2015 |
Krautfäule | + |
Ertragsbildung | sehr früh |
Stärken | Ertrag, Kochtyp, Knollenqualität |
Schwächen | Geschmack |
Sortenliste | - |
Sorte | Coquine |
---|---|
Züchter | Grocep |
Zulassung | FR 2008 |
Im Sortenest | 2015 |
Krautfäule | ++ |
Ertragsbildung | mittelfrüh |
Stärken | Geschmack, gute Alternaria-Resistenz |
Schwächen | Schorfanfälligkeit, geringes Ertragspotenzial |
Sortenliste | - |
Sorte | Princess |
---|---|
Züchter | Solana |
Zulassung | D 1998 |
Im Sortenest | 2013-2014 |
Krautfäule | + |
Ertragsbildung | früh |
Stärken | Kochtyp, Knollenqualität |
Schwächen | Rhizoctonia, Knollenfäule |
Sortenliste | - |
Sorte | Vitabella |
---|---|
Züchter | KWS |
Zulassung | NL 2011 |
Im Sortenest | 2014-2015 |
Krautfäule | +++ |
Ertragsbildung | früh |
Stärken | Krautfäule-Resistenz |
Schwächen | Alternaria, Knollenform |
Sortenliste | ✓ |
Sorte | Soraya |
---|---|
Züchter | Norika |
Zulassung | DE 2008 |
Im Sortenest | 2016-2017 |
Krautfäule | +/- |
Ertragsbildung | früh |
Stärken | Schorf, Knollenqualität |
Schwächen | Knollenform, grossfallend |
Sortenliste | ? |
Sorte | Passion |
---|---|
Züchter | Bretagne Plants |
Zulassung | FR 2014 |
Im Sortenest | 2016-2017 |
Krautfäule | ++ |
Ertragsbildung | früh |
Stärken | Krautfäule, Ertrag |
Schwächen | Geschmack, Knollenform |
Sortenliste | ? |
Sorte | Anuschka |
---|---|
Züchter | Europlanz |
Zulassung | DE 2004 |
Im Sortenest | 2013, 2017 |
Krautfäule | + |
Ertragsbildung | früh |
Stärken | Knollenqualität |
Schwächen | Knollenform, Rhizoctonia |
Sortenliste | ? |
Sorte | Goldmarie |
---|---|
Züchter | Norika |
Zulassung | DE 2013 |
Im Sortenest | 2017-2018 |
Krautfäule | +/- |
Ertragsbildung | mittelspät |
Stärken | Geschmack, Knollenform |
Schwächen | Auflauf, Blattgesundheit |
Sortenliste | ? |
Praxisversuch 2017

Unterschiede am 26.05.2017 im Auflauf am Standort Champtauroz (v.l.n.r.): Charlotte, Goldmarie, Soraya, Anuschka, Passion. (Foto: FiBL, Marion Schild)
Hier werden nur ausgewählte Versuchsergebnisse dargestellt. Detaillierte Informationen zum Praxisversuch 2017 finden Sie im Bericht Kartoffelsortenversuche 2017 (oben).
Kulturentwicklung 2017
Auflauf
Die Sorte Goldmarie erwies sich im Auflauf als etwas träge im Vergleich zu den restlichen Sorten. Auch bei Anuschka war eine leichte Verzögerung zu beobachten, gemessen an Passion oder Soraya. Passion läuft zwar früh auf, zeigte aber einen unregelmässigen Auflauf mit vielen Fehlstellen (Rhizoctonia oder Schorf). Bei der Testsorte Anuschka konnte an mehreren Standorten Fadenkeimigkeit festgestellt werden.
Krautfäule

Grosse Unterschiede in der Blattgesundheit zwischen den Sorten Passion (links) und Goldmarie (rechts) am Standort Bibern am 01.08.2017 (Foto: FiBL, Marion Schild)
Mit regelmässigen Kupfergaben konnte die Krautfäule vielerorts bis zum Schluss in Schach gehalten werden. Erst im Spätsommer als die meisten Versuchsorten bereits in die Abreife gingen, brach eine Krautfäule-Welle aus. Bezüglich Krautfäule lassen sich dieses Jahr deshalb keine Aussagen machen.
Blattgesundheit
Das Jahr 2017 war insgesamt ein sehr gutes Kartoffeljahr. Die Blattgesundheit war bei Reihenschluss auf allen Standorten sehr gut. Erst gegen die Abreife hin machten sich Trocken- und Hitzestresssymptome bemerkbar. Insbesondere bei der Sorte Goldmarie war die Blattgesundheit schlechter als bei den anderen Sorten. Am Standort Bibern ist die Referenzsorte Charlotte aufgrund starken Colletotrichum-Befalls komplett abgestorben.
Probegrabungen und Eingangstaxationen 2017

Unterschiedliche Flachschorfsymptomstärke in Abhängigkeit des Standortes, resp. Bodens. Von links nach rechts: Wauwilermoos, Ferenbalm, Champtauroz. (Foto: FiBL, Marion Schild)
Bei den Ertragspotentialen gab es heuer keine grossen Unterschiede zwischen den Sorten. Dies könnte jedoch auch damit zusammenhängen, dass die Probegrabungen relativ früh erfolgten. Aus der folgenden Grafik wird ersichtlich, dass Goldmarie von der Sortierung her den grössten Anteil an Knollen in der gewünschten Kalibrierung von 30-60 mm aufweist. An zweiter Stelle ist Charlotte mit einem vergleichbaren Ertragspotential von rund 385 dt/ha. Das eher tiefe Ertragspotential der Sorte Soraya lässt sich u.A. mit der folgenden Grafik erklären.
Trotz (oder wegen) dem guten Kartoffeljahr waren die diversen Mängel dieses Jahr hoch. Am meisten Mängel wurden bei der Sorte Passion (Flachschorf, grossfallend) mit einem Mittel über alle Standorte von 45% beanstandet. Goldmarie wies 21% Mängel (Flachschorf, Grüne), Anuschka (Drycore, grossfallend) und Charlotte 19% (Silberschorf/Colletotrichum, missförmig) und Soraya 14% Mängel (Drahtwurm, grossfallend) auf. Auch im letzten Jahr war der Anteil an mangelhafter Ware bei der Sorte Passion sehr hoch.
Praxisversuch 2016
Hier werden nur ausgewählte Versuchsergebnisse dargestellt. Detaillierte Informationen zum Praxisversuch 2016 finden Sie im Bericht Kartoffelsortenversuche 2016 (oben).
Kulturentwicklung 2016
Auflauf
Aufgrund der schlechten Witterung im Frühjahr fiel der Pflanz-, resp. Auflaufzeitpunkt an den verschiedenen Standorten sehr unterschiedlich aus. Vielerorts wurde wegen der häufigen Niederschläge erst sehr spät gepflanzt.
Wie im Prüfjahr zuvor war das Pflanzgut der Sorte Coquine von sehr schlechter Qualität (Schlagschäden, Phoma, kleines Kaliber). Die Sorte Coquine hinkte im Auflauf den anderen Sorten deutlich hinterher und verfaulte an vielen Stellen noch vor dem Keimen komplett.
Krautfäule
Das Jahr 2016 war von der Krautfäule gezeichnet. Die optimalen Bedingungen für den Schadpilz Phytophthora infestans führten vielerorts zum kompletten Ausfall anfälliger Sorten. Die neue Testsorte Passion überzeugte an allen Standorten mit ihrer starken Resistenz. Bis zum Schluss blieb die Sorte grün und wüchsig. Auch die Sorte Coquine wies eine sehr starke Krautfäule-Resistenz aus. Soraya hingegen zeigte eine leichte Anfälligkeit, wobei am Standort Münsingen das Kraut komplett eingegangen ist – wahrscheinlich aufgrund einer starken Sekundärinfektion mit Colletotrichum.
Blattgesundheit
Die Blattgesundheit litt erheblich unter der lang anhaltenden Nässe im Frühjahr und der darauf folgenden Trockenheit im Spätsommer. Es gab es viele Folgeschäden wie Schneckenfrass, Nährstoffmangel (vorwiegend Magnesiummangel bei Coquine), Alternaria, Sprühflecken, Grauschimmel und natürlich Mischinfektionen mit Krautfäule.
Probegrabungen und Eingangstaxationen 2016
Bei den Probegrabungen lieferte Passion (410 dt/ha) mit Abstand den höchsten Ertrag. Soraya (278 dt/ha) lieferte einen mittleren Ertrag während Coquine (188 dt/ha) und Charlotte (206 dt/ha) vergleichbar tief waren. Durch die schwierige Witterung gab es sehr viele Knollen mit Wachstumsrissen, Frassschäden und grüne Flecken. Am Standort Münsingen fiel bei Passion der hohe Befall mit Dry core und Drahtwürmern auf. Die diversen Mängel waren bei Passion am höchsten mit 40%, gefolgt von Charlotte mit 29%, Soraya 26% und Coquine 21%. Trotz den vielen Mängeln erreichte Passion den höchsten marktfähigen Ertrag.
Ausgemusterte Knollen wegen diversen Mängeln vom Standorten Münsingen. Hier vor allem Drahtwurmschäden, Dry core, mechanische Schäden, Frasschäden und Grüne (Fotos: FiBL, Marion Schild)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 05.08.2020