Die Wahl der Sorten sollte den Nährstoffverhältnissen vor Ort angepasst werden. Foto: FiBL, Mathias Christen
Indexwerte von Ertrag und Proteingehalt der gelisteten Mahlweizensorten aller Standorte der FiBL-Streifenversuche von 2011-2024, sortiert nach Ertragsleistung, GZPK-Sorten sind gelb untermalt. Um Jahres und Standorteffekte zu bereinigen wurden Indexwerte in % errechnet, wobei das Sortenmittel je Versuchsstandortes und Jahr 100% ergibt. Dargestellt als Boxplots zur Sichtbarkeit der Streuung. Datengrundlage gemäss Prüfjahre auf Bild 9. Pro Jahr wurden acht Standorte erhoben
Alle Versuchsstandorte der Jahre 2011 bis 2024, regional gruppiert: grün = Ostschweiz; blau = mitte-Ost; grau=Mitte-West; gelb=Jura; rot=Westschweiz.
Indexwerte von Ertrag und Proteingehalt der gelisteten Mahlweizensorten der FiBL-Streifenversuche von 2011-2024 in der Ostschweiz.
Indexwerte von Ertrag und Proteingehalt der gelisteten Mahlweizensorten der FiBL-Streifenversuche von 2011-2024 in der Region Mitte-Ost.
Indexwerte von Ertrag und Proteingehalt der gelisteten Mahlweizensorten der FiBL-Streifenversuche von 2011-2024 in der Region Mitte-West.
Indexwerte von Ertrag und Proteingehalt der gelisteten Mahlweizensorten der FiBL-Streifenversuche von 2011-2024 im Jura.
An acht Standorten über das ganze Schweizer Ackerbaugebiet verteilt werden jährlich verschiedene Mahlweizensorten getestet. Diese haben zuvor eine dreijährige Versuchsphase von Agroscope in Kleinparzellenversuchen erfolgreich durchlaufen. Vor einer Aufnahme in die Sortenliste Biogetreide des FiBL werden die potenziell geeigneten Sorten weitere drei Jahre in Streifenversuchen getestet.
Gute Datengrundlage für regionale Unterschiede
«Aus über 15 Jahren verfügen wir über sehr umfangreiches Datenmaterial, das sich nach wie vor auch für neue Fragestellungen nutzen lässt», erklärt Mathias Christen, der die Sortenversuche am FiBL leitet. Eine Auswertung der Daten auf die Proteinwerte und Erträge in Bezug auf die Standorte etwa zeige klare Unterschiede des Sortenpotenzials je nach Region auf.
«Wir sehen, dass ertragsbezogene Sorten vor allem in Regionen mit nährstoffreichen Böden gute Ergebnisse erzielen». Qualitätsbezogene Sorten, also solche mit höheren Proteinwerten würden hingegen in Regionen mit geringeren Nährstoffgehalten besser ausfallen, so der Fachmann für Ackerkulturen.
Sortenwahl eine Frage der Stickstoffversorgung
«Künftig muss man einfach besser darüber Bescheid wissen, wie sich Nährstoffe auf das Ertragsniveau der verschiedenen Sorten auswirken und in welchen Regionen sich der Anbau welcher Sorten besonders anbietet», erklärt Mathias Christen. Für die Sortenversuche könnte das heissen, die ausgebrachten Stickstoffmengen an den verschiedenen Standorten in den Datenauswertungen stärker miteinzubeziehen.
Zwar bilden ertragsstarke Sorten auf nährstoffarmen Standorten an einer Ähre mehr Körner aus als qualitätsbetonte Sorten, allerdings werden diese dann weniger gut mit Proteinen versorgt. Sorten des sogenannten Einzelährentyps fahren auf solchen Böden mit der Anzahl der Körner herunter, lagern dafür aber mehr Proteine ein. «Begrüssenswert wäre es, wenn künftig die Wahl der Sorten stärker den Nährstoffverhältnissen vor Ort angepasst wird», so Mathias Christen.
Verschiebung der Sortenanteile im Anbau
Eine Auswertung der Sortenanteile in der Schweiz von 2022 bis 2025 zeige zudem die Tendenz auf, dass ertragsbezogene Sorten wie Montalbano im Anbau immer häufiger eingesetzt werden. Allrounder wie die Sorte Wiwa, die sich in Bezug auf Ertrag und Qualität unter sehr unterschiedlichen Bedingungen bewährt hat, hätten hingegen in den letzten Jahren teils stark abgenommen.
Dass zunehmend einige wenige ertragsbezogene Sorten eingesetzt werden, bereitet den Mühlen allerdings Schwierigkeiten, wenn diese Sorten geringe Proteingehalte erzielen. Denn die Mühlen müssen dem Ruf der Bäckereien nach höherer Backqualität des Mehls nachkommen. Das mache nachvollziehbar, dass seitens der Mühlen Forderungen laut werden, gewisse Sorten von der Sortenliste zu entfernen, so Mathias Christen. Die Fachgruppe Ackerkulturen von Bio Suisse setzt sich hingegen weiterhin für ein diverses Sortenangebot ein, da ertragsbezogene Sorten für nährstoffreiche Standorte sehr wertvoll sind. Im Gegenzug hat Bio Suisse sich letzten Winter zusammen mit der gesamten Branche auf eine überarbeitete Version des Proteinbezahlungssystems geeinigt, um zu erreichen, dass Standorte mit einer geringen Nährstoffversorgung eher auf qualitätsbezogene Sorten setzen.
Jeremias Lütold, FiBL