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Biodiversität: Agrarallianz verzichtet auf Parole und setzt auf Dialog

Meldung  | 

Die ohnehin geringen Chancen der Biodiversitäts-Initiative auf eine Annahme sind weiter geschrumpft. Die Agrarallianz verzichtet auf eine Parole und will sich anderweitig für die Harmonie zwischen Biodiversität und Landwirtschaft einsetzen. Damit geht sie einen ähnlichen Weg wie Bio Suisse.

Biodiversität ist nicht nur ein Blickfang, sondern auch ein wichtiges Element in der Produktion. Foto: Markus Jenny, Agrarallianz

«Die Agrarallianz engagiert sich jenseits vom Debattenlärm rund um die Biodiversitäts-Initiative für das erfolgreiche Zusammenspiel von Biodiversität und Landwirtschaft», heisst es in einer Mitteilung des lockeren Zusammenschlusses von progressiven Landwirtschafts- und Umweltorganisationen. Dazu gehören unter anderen auch Bio Suisse, IP-Suisse, die Kleinbauernvereinigung und der WWF Schweiz.

Rücksicht auf heterogene Zusammensetzung
Wichtigster Entscheid im Zusammenhang mit der Initiative ist, dass keine Parole zur Abstimmung vom 22. September gefasst wird. Hier muss die Agrarallianz wohl auch Rücksicht nehmen auf ihre eher heterogene Zusammensetzung. Während die Umweltorganisationen der Initiative positiv gegenüberstehen, dürfte etwa bei IP-Suisse keine Mehrheit für ein Ja zu holen sein.

Mit ihrem Schritt geht die Agrarallianz einen ähnlichen Weg wie Bio Suisse: Auf Antrag des Vorstands hat die Delegiertenversammlung vom vergangenen April mit grossem Mehr von 67 zu 24 Stimmen auf eine Parolenfassung verzichtet. Präsident Urs Brändli sprach von einem «taktischen Ja». Der Vorstand hatte zuvor eine Ja-Parole gefasst, man werde diese aber nur sehr passiv und auf Anfrage kommunizieren. Zugleich soll versucht werden, die Aufmerksamkeit auf die Biodiversitäts-Leistungen des Biolandbaus zu lenken.

Bio Suisse hat ungute Erinnerungen
Grund für diesen Entscheid ist die Sorge, dass aus einer Ja-Nein-Abstimmung an der DV möglicherweise eine Nein-Parole resultiert hätte. Auch viele Biolandwirt*innen stehen der Initiative skeptisch gegenüber. Diese Skepsis hält Urs Brändli für nachvollziehbar, weil die Initiative je nach Interpretation eine starke Einschränkung der Bautätigkeit und weitere Konsequenzen zur Folge haben könnte.

Ein solcher Entscheid würde von der Kundschaft, namentlich den sogenannten «Heavy buyers», also den regelmässigen Biokäufer*innen schlecht goutiert, so befürchtet man bei Bio Suisse wohl nicht zu Unrecht. Hier erinnert man sich ohne grosse Freude an die hitzigen Diskussionen um die Trinkwasser-Initiative. Hier hatten die Bio Suisse Delegierten im Vorfeld zur Abstimmung im Juni 2021 die Nein-Parole gefasst, was einige Irritation bei der Kundschaft auslöste.

Fünf Punkte «jenseits von Ja und Nein»
Zurück zur Agrarallianz. «Das Thema Biodiversität ist zu wichtig, um einem emotional geführten Abstimmungskampf zum Opfer zu fallen», schreibt sie in ihrer Mitteilung. Die Agrarallianz stehe für mehr Zusammenarbeit. Sie veröffentlicht daher fünf aus ihrer Sicht zentrale Punkte im aktuellen Umfeld. Diese stünden «jenseits von Ja und Nein»:

  • Der Handlungsbedarf ist unbestritten
    Trotz der grossen Anstrengungen seit Einführung des Direktzahlungssystems ist es bisher nicht gelungen, den Rückgang der Biodiversität im Kulturland aufzuhalten. Dies liegt einerseits an der unzureichenden Fläche von naturnahen Lebensräumen in der Tal- und Hügelzone. Andererseits erreichen die Biodiversitätsförderflächen (BFF) häufig nicht die notwendige Qualität oder werden am falschen Standort angelegt.
  • Ohne Biodiversität keine Landwirtschaft
    Biodiversität ist eine essenzielle Grundlage für die landwirtschaftliche Produktion. Sie stellt unverzichtbare Ökosystemleistungen zur Verfügung – von der Nährstoffmobilisierung in den Böden über die Bereitstellung einer vielfältigen Genetik bis hin zur Schädlingskontrolle und zur Bestäubung der Kulturen. Artenreiche Lebensräume sind produktiver und resilienter als artenarme.
  • Biodiversitätsförderung und Nahrungsmittelproduktion gehen Hand in Hand
    Mehrere grosse Projekte undProgramme von IP-Suisse, Bio Suisse und weiteren Produzent*innen(-organisationen) zeigen auf, dass Biodiversität und Landwirtschaft erfolgreich miteinander kombiniert werden können.
  • Beratung ist der Schlüssel zum Erfolg
    Für die gezielte Biodiversitätsförderung im Kulturland sind ökologisches und agronomisches Fachwissen unabdingbar. Wissenschaftliche Untersuchungen und konkrete Projekte zeigen auf, dass Betriebe mit gesamtbetrieblicher Beratung sowohl eine grössere Wirkung für die Biodiversität erzielen, als auch das landwirtschaftliche Einkommen steigern können.
  • Biodiversitätsförderung ist eine Querschnittsaufgabe
    Die Agrarallianz setzt sich für eine wirkungsvolle und effiziente Biodiversitätsförderung im Rahmen der nächsten Agrarpolitik AP 2030+ ein. Die Agrarallianz ist überzeugt: Die Landwirtschaft muss ihren Teil zur Förderung der Biodiversität leisten – aber andere Sektoren auch. Die Biodiversität ist unsere Lebensgrundlage und soll von der Politik als Querschnittsaufgabe angepackt werden.

Adrian Krebs, FiBL

Weiterführende Informationen

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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