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Die Plattform der Schweizer Biobäuerinnen und Biobauern

Schweinehaltung im Vergleich

Schlaue Bauern und Bäuerinnen machen in Dänemark, Italien und in der Schweiz die Schweine froh. Das Projekt POWER zeigt Vor- und Nachteile ihrer kreativen Haltungssysteme.

Das internationale Projekt Power (Proven welfare and resilience in organic pig production) untersuchte exemplarisch innovative Betriebe, die ihre Schweine in einzigartigen selbst kreierten Systemen im Freiland oder in kombinierten Systemen «indoor/outdoor» halten. Die Motivation hinter dem Tüfteln ist das Tierwohl und die vielfältige Nutzung der Flächen, möglichst arbeitseffizient und bodenschonend. Die Lösungen sind an die individuellen Betriebsstrukturen angepasst und werden laufend optimiert.

Weiterführende Informationen
Beitrag im Bioaktuell 6|2021 (406.1 KB)
Sechs Haltungssysteme aus Europa im Überblick (463.4 KB)
Magazin Bioaktuell (Rubrik Magazin)

Dänemark

Mastschweine werden in Dänemark nach der Absetzzeit im Freiland im Stall gemästet. Tragende Zuchtsauen müssen jedoch während 150 Tagen Zugang zum Freiland haben. Die Tiere kommen oft nur zum Decken in einen Stall mit Auslauf. Tragezeit, Geburt und Säugezeit verbringen sie auf dem Feld.

1. Der mobile Zuchtstall auf der Weide

Die Zucht im Freiland realisiert ein untersuchter Betrieb durch den Einbau einer vollständigen Abferkelbucht in die Freilandhütte. Sie ist gross genug, um darin stehen zu können und sie ist mit dem Traktor verschiebbar. Dies verringert Ferkelverluste und vereinfacht das Management. Eine Hütte hat vier Abteile mit einzelnen Ausläufen. In jedem Abteil ist eine Zuchtsau mit ihrem Wurf untergebracht. Nach sechsmonatiger Nutzung durch die Schweine folgt ein Weidewechsel und die Fläche wird während zwei Jahren als Acker genutzt. Ein ausgeklügeltes System macht das Zäunen effizient: Die Drähte lassen sich durch Kurbeln an einem Zaunpfosten schnell ein- und ausrollen.

Vorteile: Vereinfachtes Zuchtmanagement im Freiland, Verringerung der Ferkelverluste
Nachteile: Nur auf ebenen Parzellen möglich, kostenintensiv bei der Herstellung

2. Jeden Tag eine neue Weide

Die 450 Schweine eines Mastbetriebs im nördlichen Jütland geniessen ein Nomadenleben. Jeden Tag werden ihre Ställe mitsamt der angebauten Umzäunung des 180 Quadratmeter grossen Auslaufs ein- bis zweimal verschoben. Ein Kettenfahrwerk unter den Hütten macht dies mithilfe eines Traktors einfach und schnell möglich. Die Tiere laufen währenddessen innerhalb des Auslaufs mit. Dank Kameras lässt sich überwachen, dass sich kein Schwein dabei verletzt. Der Betrieb hat drei dieser Hütten für je 150 Mastschweine im Einsatz. Nach der eintägigen Nutzung wird die Fläche drei Jahre als Acker genutzt. 

Vorteile: Kurze Nutzungsdauer der Fläche, einfacher Weidewechsel
Nachteile: Nur auf flachen Parzellen möglich, kostenintensiver Einsatz

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Schweiz

In der Schweiz spielt die Freilandhaltung von Schweinen eine untergeordnete Rolle. Nur für Galtsauen ist ein Wühlareal oder Weidezugang vorgeschrieben.

3. Der Anhänger mit allem

Bei der Bewirtschaftung von Dauergrünland mit Schweinen muss die Grasnarbe möglichst intakt bleiben, um keine Beikräuter zu fördern und den Futterwert der Fläche zu erhalten. Diesen Herausforderungen entspricht der «Saukarawan» eines Betriebs im Solothurnischen. Auf der fahrbaren Plattform für zehn Mastschweine befinden sich Tränke, Futterautomat und Liegebereich. Kot und Harn fallen durch Spalten auf die Weide. So belasten diese stärker beanspruchten Zonen den Boden nicht. Zu beiden Seiten dieses Anhängers lassen sich Tore öffnen, die den Weidegang ermöglichen. So entstehen durch flexibles Zäunen zwei Weideflächen pro Standort. Die Plattform muss also nur halb so oft verschoben werden. Beim Weidewechsel zur nächsten Parzelle fahren die Schweine auf der Plattform mit. Im Winter muss die Anlage frostsicher gemacht werden.

Vorteile: Schonende und flexible Flächennutzung, kurze Nutzungsdauer, auch auf Parzellen mit Hangneigung möglich
Nachteile: Gruppengrösse ist beschränkt, nicht erweiterbar

4. Mobile Hütten nach dem Baukastenprinzip

Dank isolierten Hütten aus verzinktem Stahl, welche ein Betrieb im Kanton Zürich direkt aus England importiert, können die Berkshire-Schweine das ganze Jahr draussen verbringen. Die Sauen ferkeln in speziell eingerichteten Abferkelhütten. Erst mit drei bis vier Monaten werden die Jungtiere in die Mastgruppe integriert. Bis dahin leben sie mit Sauen und Eber auf einer Parzelle. Die Hütten sind in diversen Grössen erhältlich. Sie sind schnell und einfach zusammengebaut. Einmal auf der Weide, lassen sich die Hütten dank am Dach befestigtem Haken oder Balken mit dem Frontlader verschieben. Der untersuchte Betrieb hält die Schweine innerhalb der Fruchtfolge auf Kunstwiesen mit eingesäten Futterpflanzen. Die Flächen werden einmal jährlich gewechselt. Entsprechend ihrem Alter werden die Tiere im Jahresverlauf aber auf verschiedene Parzellen gebracht.

Vorteile: Hütten sind kostengünstig und schnell aufzubauen, ihr Handling ist einfach, auch auf unebenem Gelände möglich
Nachteile: Das Management der Tiere ausschliesslich im Freiland ist anspruchsvoll, starke Beanspruchung des Bodens

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Italien

Die ganzjährige Freilandhaltung von Schweinen ist in Italien weit verbreitet. Mastschweine sind zu sechzig Prozent im Freiland gehalten und säugende Sauen und Jager sogar zu 95 Prozent. Häufig werden auch Waldflächen oder Buschlandschaften als Weiden für Schweine genutzt. Solche Parzellen machen es den Schweinen möglich, ihre Temperaturansprüche ganzjährig auf natürliche Weise zu befriedigen.

5. Viel Grün für guten Speck

In der extensiven Freilandhaltung eines italienischen Betriebs leben die zehn Zuchtsauen der Rasse Cinta Senese und der Eber ganzjährig in einem grossen Olivenhain. Zum Schutz vor Raubtieren finden Geburt und die ersten Wochen der Säugezeit in einem Stall mit betoniertem Auslauf und Zugang zu offenem Boden statt. Während der Wachstumsperiode beweiden die Mastschweine jene Fruchtfolgeflächen, die sich um den Stall befinden, und können so diverse Futterpflanzen direkt von der Weide fressen. Nach zwei Wochen wird die Parzelle gewechselt. Die Wintermonate verbringen die Mastschweine in einem grossen umzäunten Gebiet mit Büschen und Bäumen. Der hohe Grünfutteranteil erhöht nachweislich den Linolensäuregehalt in Rückenspeck und Muskelfleisch.

Vorteile: Diverse Flächennutzung, geringe Bodenbelastung durch extensives Weidesystem
Nachteile: Hoher Aufwand zum Zäunen der Flächen, komplexes Produktionssystem

6. Ein Wald für Schweine

In diesem untersuchten System leben die Mastschweine in Gruppen von zwanzig Tieren auf zwei Hektaren grossen Parzellen mit Wäldern und offenen Weideflächen. Kleine fixe Unterstände bieten Schutz vor der Witterung. Die grosse Fläche pro Tier stellt sicher, dass sich das Ökosystem Wald von der Nutzung durch die Schweine erholt. Zudem werden die Parzellen nach zwei bis drei Monaten gewechselt und dann für länger als ein Jahr nicht mehr beweidet. Die Fütterung der Schweine in den Morgenstunden verringert ihre Wühlaktivität und schont so die Waldfläche ebenfalls. 

Vorteile: Geringe Bodenbelastung durch extensives Weidesystem, Haltung der Schweine in sehr natürlicher Umgebung, wenig Infrastruktur
Nachteile: Hoher Flächenbedarf, hoher zeitlicher Aufwand zum Zäunen der Flächen und Kontrollieren der Herden

Dieser Beitrag von FiBL-Mitarbeiterin Anna Jenni erschien im Bioaktuell Magazin 6|2021.

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