Hans Braun vom Lehenhof ist ein Pionier der antibiotikafreien Milchvieh-Haltung. «Wir haben seit 2005 bei Milchkühen kein Antibiotika mehr eingesetzt», sagt er. Der Betrieb habe damals Probleme mit dem Biomilch-Absatz gehabt, nach neuen Möglichkeiten gesucht und sich zu diesem Schritt entschieden. «Bisher konnten wir aber nur 10 bis 15 Prozent der Milch tatsächlich so mit Mehrwert absetzen», betont Braun. Dank der neuen Aldi-Linie könne er nun sämtliche Biomilch aus antibiotikafreier Tierhaltung entsprechend vermarkten.
Weiterhin Interesse an der Knospe
Ist das neue Label eine Reaktion darauf, dass Aldi das Knospe-Label von Bio Suisse nicht nutzen darf? Jérôme Meyer, CEO von Aldi Suisse verneint: «Wir hätten den Schritt auch gemacht, wenn wir die Knospe hätten.» An der Bio Suisse Knospe sei Aldi Suisse aber noch immer interessiert.
Aldi Suisse arbeitet bereits seit drei Jahren am Programm. Unterstützt wird der Discounter dabei von Urs Niggli, Direktor des Instituts für Agrarökologie und langjährigem Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FiBL.
Umfassende Nachhaltigkeitsbewertung
Er sei gefragt worden, wieso er mit Aldi zusammenarbeite, sagt Niggli: «Endlich können wir vieles, was wir jahrelang am FiBL in Sachen Antibiotika-Reduktion, Biodiversität und anderen Bereichen erarbeitet haben, in der Praxis umsetzen», so Niggli.
Was Aldi mache, sei eine beschleunigte Umsetzung jahrzehntelanger Forschung. Zudem verfüge man von allen Produzentinnen und Produzenten über eine umfassende Nachhaltigkeitsbewertung, nicht nur über Stichproben. «Das soll nicht nur den Konsumentinnen und Konsumenten dienen, sondern den Betrieben auch zeigen, wo sie noch optimieren können», sagt der Bioexperte.
Zunächst 180 Betriebe
Bio Suisse mit seinen 7500 Betrieben könne solche Richtlinien nicht so einfach umsetzen. Das kleinere Programm von Aldi Suisse bringe das nun aber auf den Markt, so Niggli. «Retour aux Sources» startet mit 30 Milchbetrieben sowie 150 Betrieben, die schon bisher für Aldi Suisse produzierten.
Es sei herausfordernd gewesen, die getrennte Verarbeitung der Milch zu garantieren, so Jérôme Meyer. Dank einer engen Zusammenarbeit mit Emmi, sei dies nun aber möglich. Emmi holt die Milch täglich bei je 15 der Produzentinnen und Produzenten gesondert ab, am nächsten Tag sind jeweils die anderen 15 dran.
Jonas Ingold, LID-Mediendienst Nr. 3576 vom 13. Mai 2022 (gekürzte Fassung)
Weiterführende Informationen
Über «Retour aux Sources» (Website Aldi Suisse)
«Retour aux Sources» und Nachhaltigkeitsbewertung (Website Aldi Suisse)