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MO im Gespräch: «Austausch ist ein Schlüssel zum Fortschritt»

Meldung  | 

Stéphane Challandes aus Fontainemelon ist Präsident von Bio Neuchâtel. Im Gespräch mit bioaktuell.ch erläutert er seine Sicht auf den Markt und die Bio-Bewegung in seinem Kanton.

«Wir haben derzeit 120 Mitglieder», sagt der Präsident von Bio Neuchâtel, Stéphane Challandes. Foto: Claire Berbain, FiBL

Wir haben unter dem Titel «MO im Gespräch» eine lockere Serie von Interviews gestartet, in der die Präsidenten und Präsidentinnen der Mitgliedorganisationen (MO) von Bio Suisse zu Wort kommen. Eine Gelegenheit, mit ihnen darüber zu sprechen, was sie antreibt, welche Projekte sie derzeit verfolgen und welche Hoffnungen und Sorgen sie als Produzenten und Produzentinnen haben. Stéphane Challandes, hat 2016 auf Bio umgestellt und ist seit 2020 Präsident von Bio Neuchâtel. Der 60-Hektaren-Betrieb, den der 60-jährige zusammen mit seinem 28-jährigen Sohn Simon bewirtschaftet, liegt im Val de Ruz auf 800 Metern Höhe.

Stéphande Challandes, was ist das «Festin Bio Neuchâtelois», das ihr im Verband gerade organisiert habt?

Stéphane Challandes: Es ist eine Premiere, die auf Initiative des Jardin des Turricules, einem Mitglied von Bio Neuchâtel ins Leben gerufen worden ist: die Organisation eines aussergewöhnlichen Essens in Zusammenarbeit mit einem Restaurant, in diesem Fall der Brasserie Le Cardinal in Neuenburg, bei dem Bio- und lokale Produkte im Mittelpunkt stehen. Rund dreissig zertifizierte Produzent*innen aus Neuenburg lieferten die Rohstoffe für dieses Menü, das rund hundert Personen geniessen durften. Diese aussergewöhnliche Initiative, die wiederholt werden soll, ist Teil der Strategie des Verbandes, der unter anderem darauf abzielt, Bioprodukte in der Gastronomie zu fördern.

Was unternehmen sie weiter, um die Biobewegung auf kantonaler Ebene voranzubringen?

Neben der Anstellung einer Person, die sich speziell um die Betreuung der sozialen Netzwerke kümmert, und der Finanzierung eines auf Solarenergie spezialisierten Beraters für die Mitglieder versuchen wir, auf kantonaler Ebene Marktanteile in der Gemeinschaftsverpflegung zu gewinnen. Das ist eine langwierige Arbeit – man muss sich in die bestehenden Netzwerke integrieren und sich als vollwertiger Akteur in den Lieferketten etablieren –, aber sie ist strategisch sehr wichtig.

Der Biolandbau steht vor zahlreichen agronomischen Herausforderungen, insbesondere im Ackerbau. Wie reagiert Ihr Verband auf die technischen Probleme, mit denen ein Teil der Produzenten konfrontiert ist?

Wir profitieren von einem Netzwerk von Versuchsflächen, das von einer besonders aktiven und dynamischen Pro-Bio-Gruppe organisiert wird. Neben der Beobachtung, dass Höhenlagen zunehmend für den Anbau von Getreide und Kartoffeln geeignet sind, erforschen wir verschiedene agronomische Ansätze, um Disteln, Blacken und Quecken zu bekämpfen, die für viele von uns tatsächlich ein Problem darstellen.

Mein Sohn und ich bewirtschaften seit zwei Jahren auf unserem Gut eine Versuchsfläche, die dem Anbau von Getreide, Lupinen und Rüben auf Beeten gewidmet ist. Diese Praxis ist inspiriert von den Erfolgen deutscher und belgischer Kollegen, die wir über soziale Netzwerke entdeckt haben. Im vergangenen Jahr haben wir etwa zehn Besichtigungen unseres Versuchsfeldes organisiert, an denen mehr als 300 Personen, darunter auch konventionelle Landwirt*innen teilgenommen haben, um sich über diese Technik zu informieren und sich mit uns auszutauschen.

Ich bin überzeugt, dass der kollektive Ansatz, der eng mit der Philosophie der Biobewegung verbunden ist, eine effektivere Lösung von Problemen ermöglicht. Der Austausch von Erfahrungen motiviert und inspiriert! Das ist einer der Schlüssel zum agronomischen Fortschritt.

Wie geht es dem Verein Bio Neuchâtel derzeit?

Wir haben derzeit 120 Mitglieder. Ihre Zahl ist stabil – der regelmässige Zustrom neuer Mitglieder, insbesondere von relativ grossen Betrieben, gleicht die Abgänge aufgrund von Pensionierungen aus.

Bio Neuchâtel zeichnet sich zudem durch eine grosse Solidarität und eine grosse Offenheit gegenüber allen Strömungen und Modellen aus. Wir arbeiten sehr gut mit allen Akteuren der Landwirtschaft im Kanton sowie mit den staatlichen Stellen zusammen. Übrigens finden die Fachtagungen der Landwirtschaftskammer dieses Jahr zum ersten Mal auf einem Biobetrieb statt, das ist ein untrügliches Zeichen!

Gibt es Tätigkeitsbereiche, die Ihnen besonders Sorge bereiten?

Die Lage für Berggebiete und Viehzüchter in Höhenlagen wird immer schwieriger. Zwischen Blauzungenkrankheit, Nodulärer Dermatitis (Lumpy Skin-Krankheit) und nun auch noch dem Wolf stehen die 40 000 Rinder und ihre Halter, die auf unseren Alpen leben, eindeutig unter Druck.

Der Weinbau ist für mich ein weiterer Grund zur Sorge. Die Neuenburger stehen wie alle ihre Schweizer Kollegen vor einem extrem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Zwei Drittel der 600 Hektar Rebfläche in Neuenburg sind biologisch bewirtschaftet. Das entspricht etwa der Hälfte der Winzer. Ich bin zuversichtlich, dass ihre Knospe-Zertifizierung, die bisher nur wenig Beachtung fand, aus kommerzieller Sicht zu einem Vorteil werden wird.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Biolandbaus in Ihrer Region?

Ich wünsche mir mehr Robustheit: Wie können wir unsere Strukturen so stabil machen, dass sie Krisenzeiten, insbesondere wirtschaftliche Krisen, überstehen? Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass kurze Vertriebswege eine gute Lösung sind, um die finanziellen Margen der landwirtschaftlichen Betriebe zu sichern!

Interview: Claire Berbain, FiBL

Weiterführende Informationen

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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