Beat Riedweg betreibt auf dem Biohof Schönboden in Schongau einen eigenen Hofladen und ist mit seinen Produkten auf den Wochenmärkten in Zürich und Affoltern am Albis präsent. Er weiss aus eigener Erfahrung, wie komplex die Abläufe in der Direktvermarktung sein können. Sein Betrieb hat 341 Endkund*innen, 31 Zuliefernde und muss 89 Kommunikationen über 6 verschiedene Bestellwege koordinieren.
Reibungslos wie im Bienenstock
Das raubte Riedweg viel Zeit und Nerven und so hat er gemeinsam mit Entwickler Andrien Wegschneider und Digitalexperte Tobias Merz die App Beyeli entwickelt. Ziel der drei war es, dass Produzent*innen mehr Zeit für das haben, was sie wirklich begeistert – die Produktion biologischer Lebensmittel – während die App Serviceprozesse automatisiert, standardisiert und digitalisiert. Inspirieren liessen sie sich dabei von der Organisation eines Bienenstocks – daher auch der Name Beyeli.
Vom Lagerbestand bis zur Rechnungsstellung
Die digitale Plattform sammelt den Informationsfluss entlang der gesamten Lieferkette. Für Produzent*innen, Händler*innen und Hofläden bietet Beyeli konkret folgende Funktionen:
- Lagerverwaltung: Das «Warenlager» hilft, den Überblick über Ablaufdaten und Verfügbarkeit von Produkten zu behalten und diese auf der Plattform zum Verkauf anzubieten.
- Bestellwesen: Bestellungen bei Partnern, die per E-Mail ausgelöst und bestätigt werden können
- Rechnungsstellung: Rechnungsstellung, -validierung und -versand
- Transparenz: Detaillierte Produktübersicht und die Möglichkeit, Lieferant*innen zu suchen
- Kundenkontakte und Vorbestellungen: Verwaltung von Kundenkontakten und die Möglichkeit für Vorbestellungen
- Terminplanung: Abhol- oder Liefertermine können abgestimmt werden.
Im Fokus standen für Riedweg, Wegschneider und Merz die Handelskette von der Produktion bis in den Laden, sodass Endkund*innen ihre Lebensmittel gebündelt an einem Abholungs- oder von einem Versandpunkt einkaufen können. Die Zahlungsabwicklung basiert momentan noch auf der Ausstellung von Rechnungen. Auch Konsumierende können die App nutzen und darüber einkaufen. Durch die Integration von Twint und Kartenzahlung soll das zukünftig noch leichter werden. Aufgrund der anfallenden Gebühren wurde das aber bisher noch nicht umgesetzt.
Ein zweites Biomondo?
Damit könnte die App zum digitalen Hofladen werden und mit Plattformen wie Biomondo konkurrieren. Riedweg wünscht sich auch hier lieber Vernetzung als Wettbewerb, bisher hätte aber die Kapazität gefehlt, um den Austausch mit Bio Suisse zu suchen. «Wir machen das alle in unserer Freizeit neben Arbeit und Familie», so Riedweg. Sie möchten sich nun auf die Suche nach Finanzierung machen, denn einerseits koste das Betreiben der Plattform jeden Monat Geld, andererseits würden sie gerne eine*n Programmierer*in anstellen, um beispielsweise mehr Zeit für die Vernetzungsarbeit zu haben.
Anfänglicher Aufwand zahlt sich aus
Beat Riedweg weiss, dass bei der Verwendung der App zu Beginn ein Initialaufwand anfallen kann, bis die Nutzenden alles eingerichtet haben: «Das Erfassen eines neuen Partners oder Produktes braucht ein wenig Zeit, aber dafür geht es dann bei jeder weiteren Bestellung schneller.». Ihn entlastet die App schon jetzt beim Erstellen von Lieferscheinen und der anschliessenden automatisierten Rechnungsstellung.
Ein stetiger Problemlösungsprozess
Aktuell nutzen etwa 180 Personen die App, vor allem aus dem Netzwerk von Beat Riedweg. Viele davon haben die Entwicklung der Plattform miterlebt und hätten zu Beginn viel Geduld gebraucht. «Ich hatte das Glück, dass sie meine Produkte wollen und darum auch bereit waren, ein paar Frustmomente zu ertragen», schmunzelt Riedweg. Denn die Entwicklung einer App sei ein stetiger Prozess des Problemlösens.
Das Bienenvolk soll wachsen
Auch jetzt kommen immer wieder Erweiterungen hinzu, die wichtigen Abläufe funktionieren laut Riedweg aber einwandfrei. Er ist auf der Suche nach Nutzenden: Produzent*innen, Händler*innen und Hofläden. «Falls mal ein Fehler auftritt, kann man sich jederzeit bei uns melden, in der Regel ist das im Nu behoben», meint Riedweg und ist überzeugt: «Beyeli vereinfacht den Alltag auf dem Hof enorm.»
Corinne Obrist, FiBL
Weiterführende Informationen
Mehr zu Beyeli (beyeli.ch)
