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Weg vom Öl – erneuer­bar Heizen im Bio­gemüse­bau

Meldung  | 

Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern rückt im Biogemüsebau näher. 2040 sollen laut Branchenstrategie alle Schweizer Gewächshäuser fossilfrei beheizt werden, Bio Suisse möchte bis 2030 einen Anteil von 80 Prozent erneuerbarer Energie erreichen. Beim FiBL Erfahrungsaustausch Biogemüse in Berikon zeigten Fachleute und Produzierende, wie der Wandel gelingen kann – und wo die Herausforderungen liegen.

Der Gemüsebaubetrieb Müller Steinmaur ersetzte 2005 seine Ölheizung durch eine Holzschnitzelheizung. Foto: Müller Steinmaur

Laut Daniel Meier von der DM Energieberatung lohnt es sich zuerst zu optimieren und erst dann zu investieren. Foto: FiBL, Corinne Obrist

Wie hoch Wärmekosten und technische Schwierigkeit sind, hängt auch von der Dimensionierung einer Heizlösung auf Grund- oder Spitzenlast ab. Foto: DM Energieberatung

Kapital-, Energiekosten sowie Ausgaben für Bau und Unterhalt unterscheiden sich je nach Heizlösung. Foto: DM Energieberatung.

Bio Suisse habe schon lange Vorgaben für das Beheizen von Gewächshäusern, doch nun sei die Energiestrategie auf Anraten der Fachgruppe Biogemüse angepasst worden. Matthias Meyer, Junior Projektmanager Gemüse bei Bio Suisse erklärte: «Weil der Markt immer früher im Jahr Produkte aus Gewächshäusern verlangt, wird die Heizbeschränkung für gut isolierte Gewächshäuser um einen Monat nach vorne geschoben.» Die Weisung tritt am 01. Januar 2030 in Kraft, wer bereits 80 Prozent erneuerbare Energien einsetzt, kann schon 2026 früher mit Heizen starten. Die Heizbeschränkung gilt dann vom 01. November bis zum 31. Januar.

Erst optimieren, dann investieren

Auch der Schweizerische Gemüseverband und Jardin Suisse haben sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 fossilfrei zu werden. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, Daniel Meier von der DM Energieberatung AG meint: «Momentan ist die Branche noch nicht auf Zielkurs.» Bevor neue Heizsysteme geplant würden, lohnen sich laut Meier einfache betriebliche Massnahmen, wie mehr Schirmstunden, spätere Starttermine bei Warmkulturen, niedrigere Solltemperaturen sowie konsequentes Abdichten und Isolieren. «Ein bis zwei Grad weniger während Kälteperioden bringen kaum Ertrags- oder Qualitätseinbussen, senken aber den Energieverbrauch deutlich», so Meier.

Zusätzlich liessen sich mit Investitionen in Kesselersatz, der Isolation von Heizleitungen, dem Einbau eines zweiten Energieschirms oder der Dämmung der Seitenwände mit Noppenfolie Energie sparen, bevor ein Heizungsersatz umgesetzt werde. Die Amortisationszeit liege in diesen Fällen meist zwischen sechs und zehn Jahren.

Die richtige Dimensionierung ist entscheidend

Wer seine fossile Heizung durch eine erneuerbare Heizlösung ersetzen möchte, hat verschiedene Optionen:

  • Holzheizungen
  • Wärmepumpen mit Abwasser, Grundwasser oder Luft
  • Anschluss an einen Wärmeverbund
  • Serverheizungen
  • Umstieg auf hydriertes Pflanzenöl aus Abfällen oder Biogas

Wichtig ist laut Daniel Meier die richtige Dimensionierung der Heizung. «Früher wurden Anlagen auf Spitzenlasten mit 1800 Kilowatt ausgelegt – heute reichen oft 600 Kilowatt plus ein Wärmespeicher mit 200 Kubikmetern», erklärte Meier. Alte Ölkessel könnten als Reserve stehen bleiben, um die Versorgungssicherheit zu Spitzenzeiten und im Notfall zu gewährleisten.

Holzschnitzel und Wärmespeicher in der Praxis

Wie die Umstellung aussehen kann, zeigte Samuel Müller von Müller Steinmaur: Er ersetzte bereits 2005 seine Ölheizung durch eine Holzschnitzelheizung. Die Heizung ist ausgelegt auf 2 Megawatt, betrieben wird sie mit 800-1400 Kilowatt. Die Schnitzel stammen aus der Sägerei im Nachbardorf.

Die Wärme kommt in einen Speicher mit 100 000 Litern Fassungsvermögen. Die alte Ölheizung hat er als Notheizung behalten.

«Holz ist ein träges System, deshalb muss man den Wärmebedarf im Voraus abschätzen und bei extremen Kälteeinbrüchen vorzeitig reagieren», sagte Müller. Wichtig sei auf der anderen Seite auch, immer etwas Reserve im Speicher einzuplanen, denn wenn zu viel Wärme produziert werde, werde es zu heiss im System. Ökonomisch hat sich der Umstieg für Müller gelohnt, bei der Anschaffung erhielt der Betrieb grosszügige Fördergelder und profitiert nun von einem relativ konstanten Holzpreis.

Schrittweise zu mehr Energieeffizienz

Wer sich überlegt, wie der eigene Betrieb energieeffizienter werden kann, sollte in einem ersten Schritt mit betrieblichen Massnahmen starten und Lastspitzen reduzieren. Bei einem Umstieg auf erneuerbare Heiztechnik ist der Zeithorizont entscheidend. Betriebe, die in Zeiträumen von fünf bis acht Jahren rechnen, empfiehlt Daniel Meier nicht mehr in neue Systeme investieren, sondern eher auf Biogas oder aufbereitete pflanzliche Öle aus Abfällen zu setzen.

Wer längerfristig plane, könne die fossile Heizung durch eine Wärmepumpe, einen Fernwärmeanschluss, eine Pelletheizung oder eine Serverheizung ersetzen. Das sei aber mit hohen Investitionskosten verbunden. «Durchschnittlich steigen die Gesamtkosten bei einem Umbau auf eine fossilfreie Lösung um etwa 35 Prozent», so Meier. Unterstützung erhalten Betriebe beim Umstieg auf erneuerbare Energien durch kantonale Förderprogramme und Stiftungen wie Myclimate.

Corinne Obrist, FiBL

Weiterführende Informationen

Klimamassnahmen für Betriebe im Bereich Energie (Rubrik Klima)

Förderinstrumente für den Umstieg auf erneuerbare Energien: 
Energiefranken (energiefranken.ch)
Myclimate (myclimate.org)

DM Energieberatung (dmeag.ch)

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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