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Bio Suisse-DV will keine Experimente beim Kükentöten-Ausstieg

Meldung  | 

Die Herbst-Delegiertenversammlung der Bio Suisse sagte klar Nein zu einer Neuregelung der Finanzierung in der Eierproduktion. Das Budget 2026 ging ohne Widerstand über die Bühne. Mit «My Bio Suisse» wurde ein Onlineschalter vorgestellt, welcher die Administration auf Betriebsebene erleichtern soll.

Einstimmiges Votum für das Budget: Die Bio Suisse-DV bei der Abstimmung. Foto: Adrian Krebs, FiBL

«Alles was gegen die Natur ist, wird auf Dauer keinen Bestand haben», sagte Bio Suisse-Präsident in seinen eröffnenden Worten. Foto: Adrian Krebs, FiBL

Michael Kipfer holte sich den 20. Grand Prix Bio Suisse. Hier ist er umrahmt von Jury-Präsidentin Madeleine Kaufmann und Bio Suisse-Kommunikationschef Lukas Inderfurth. Foto: Adrian Krebs, FiBL

Selten gab es weniger Diskussionen an einer Bio Suisse Delegiertenversammlung (DV) als letzten Mittwoch. Es stand ein einziger Antrag zur Debatte und dieser gab kaum zu reden. Das einstimmig verabschiedete Budget provozierte nur eine Wortmeldung und die Strategiediskussion endete ebenfalls praktisch unkommentiert.

«Mit der Natur produzieren» als Credo

In seinen einleitenden Worten hatte Urs Brändli Darwin zitiert: «Alles was gegen die Natur ist, wird auf Dauer keinen Bestand haben». Mit der Natur zu produzieren sei das Credo von Bio Suisse. Allerdings gestalte sich dies immer öfter herausforderungsreich: «Zu trocken oder zu nass, zu kalt oder zu heiss – das Wetter fordert uns immer wieder», so Brändli. 

Auch die Biobetriebe müssten einen Beitrag zur Klimasenkung liefern, viel wichtiger sei es aber, sie resilient zu machen. Von Seiten Bio Suisse unterstütze man diese Stärkung nach Kräften. Co-Geschäftsführer Rolf Bernhard seinerseits zeigte sich erfreut, wie resilient das System Bio bereits sei.

Die wichtigsten Entscheide kurz zusammengefasst:

  • Das Budget 2026 verabschiedeten die Delegierten ohne Gegenstimme und Enthaltungen. Präsentiert wurde es erstmals vom neuen Finanzchef Florian Gürtler. Der Voranschlag rechnet mit Einnahmen von 26,4 Millionen Franken (plus 400 000 Franken gegenüber 2025) bei gleichzeitig leicht tieferen Ausgaben. Der prognostizierte Gewinn liegt bei gut 300 000 Franken.   
  • Der vor vier Jahren beschlossene Ausstieg aus dem Kükentöten bleibt unverändert finanziert. In diesem Modell werden die Kosten für die Mast der Bruderhähne auf die Hennen umgelegt und über einen erhöhten Eierpreis weitergegeben an die Konsument*innen. Der Antrag von Bio Fribourg und Bio Genève wollte, dass die erhöhten Kosten für die Hennen nicht durch die Produzent*innen, sondern über ein alternatives Finanzierungsmodell berappt werden sollen. Die Mitgliederorganisationen forderten, dass Bio Suisse der nächsten DV einen Vorschlag unterbreitet, wie die Kosten über ein alternatives Finanzierungsmodell getragen werden könnten. Der Vorstand beantragte Ablehnung. Es sei falsch, kurz vor dem Ziel die Regeln zu ändern. Schon heute würden 80 Prozent der Bruderhähne gemästet, ab 2026 soll diese Quote 100 Prozent betragen. Ein Delegierter befürchtete, dass die Neuregelung gemäss Antrag zusätzlichen administrativen Aufwand zur Folge hätte. Die Delegierten folgten dem Vorstand und lehnten den Antrag mit grosser Mehrheit ab.

Weitere Geschäfte:

  • Co-Geschäftsführer Balz Strasser warf einen umfangreichen Rückblick auf die auslaufende Strategie Avanti 2025. Die angestrebten 25 Prozent Biobetriebe seien mit aktuell 18,9 Prozent deutlich verfehlt worden. Am Ziel hält die Bio Suisse aber fest. Neu ist in der im Frühjahr verabschiedeten Strategie 2030 ein Ziel von 10 000 Betrieben formuliert worden, dies dürfte dann zum Zeitpunkt der Erreichung in etwa 25 Prozent der dannzumal noch existierenden Betriebe entsprechen, prognostizierte Strasser. Er kündigte an, dass in der neuen Strategie auch die Knospe gestärkt werden soll, wobei ein Fokus auch auf der Entschlackung der Richtlinien liege.
  • Andreas Hofmann, Leiter Digitalisierung & IT bei Bio Suisse, präsentierte den Delegierten das kürzlich lancierte Portal «My Bio Suisse». Es ermögliche den Mitgliedern, einfache Mutationen wie einen Betriebsleiterwechsel selbst vorzunehmen, TVD-Vignetten zu bestellen und jederzeit alle Rechnungen und Urkunden einzusehen. Die Prozesse seien transparent und die Mehrfacheingabe von Informationen entfalle. Auch der Biodiversitäts- und der Klimacheck laufen künftig über «My Bio Suisse». Die Einführung geschehe in Wellen. Die Mitglieder würden dazu persönlich angeschrieben. Zu einem späteren Zeitpunkt soll das Portal dann auch den Lizenznehmenden zugänglich sein.
  • Michael Kipfer aus Stettlen im Kanton Bern wurde mit dem bereits 20. Grand Prix Bio Suisse ausgezeichnet (wir haben berichtet). Er bewirtschafte seinen Betrieb erfolgreich mit einer Kombination aus Bodenschonung, Dammkultur und Pflanzenkohle, wie Bio Suisse schreibt. Das Zusammenspiel der drei Anbautechniken zeige anschaulich, wie es angesichts der zunehmend extremeren Witterungseinflüsse gelingen könne, die Bioäcker fit zu machen für die Zukunft. «Michael Kipfers Projekt zeigt eindrücklich, dass Klimaschutz und -resilienz im Biolandbau nur gelingt, wenn verschiedene Massnahmen kombiniert werden», sagte Jury-Präsidentin Madeleine Kaufmann. Der Gewinner will seine Trophäe für Investitionen in ein neues Pyrolyse-Gerät einsetzen, wie er vor den Delegierten sagte.
  • Biofarm verzichtet vorläufig auf einen Anpassungsantrag in der Strategie und in den Richtlinien. An der Frühjahrs-DV hatte Biofarm beantragt, die Strategie dahingehend zu ändern, dass der in den Richtlinien vorgesehene Inlandvorrang gewährleistet ist. Zudem wollte sie folgenden Passus in den Richtlinien verankern: «Nur Produkte, die es in der Schweiz nicht gibt oder von denen es in der Schweiz zu wenig gibt, können importiert und für die Knospe-Vermarktung zugelassen werden. Die Knospe-Vermarktung von importierten Rohstoffen ist bei ausreichender Inlandversorgung eingeschränkt». 
    Das Geschäft wurde wegen zu hohem Diskussionsbedarf auf den Herbst vertagt, am Mittwoch aber nicht traktandiert, auch weil an der Herbst-DV usanzgemäss keine Richtliniengeschäfte zur Sprache kommen. Hans Georg Kessler von Biofarm meldete sich, um allfälligen Fragen im Verschiedenen zuvorzukommen. Für Biofarm sei das Geschehen auf dem Biomarkt entscheidend. «Unser Ziel ist es, den Bio-Acker- und Obstbauern gute Absatzmöglichkeiten zu erhalten und zu eröffnen». Im Gespräch mit der Bio Suisse-Geschäftsstelle sei man daran zu erörtern, wie der Inlandvorrang praktisch umgesetzt werden könne. 

Matchentscheidend dafür, dass wir die Anbaubeschränkungen für gewisse Kulturen aufheben können ist, dass wir die Verantwortlichen der Grossverteiler ins Boot holen.

«Matchentscheidend dafür, dass wir die Anbaubeschränkungen für gewisse Kulturen aufheben können ist, dass wir die Verantwortlichen der Grossverteiler ins Boot holen», so Kessler, «das ist in der aktuellen Marktlage eine Herausforderung». Einen ersten Erfolg habe man unlängst beim Speisehafer erzielen können (wir haben berichtet). «Wir werden nun auch bei anderen Kulturen dranbleiben», so Kessler. Je nach Verlauf der Gespräche und Verhandlungen entscheiden Biofarm dann, ob Handlungsbedarf besteht, und ob die DV im Frühling über die Formulierung der Richtlinien entscheiden soll.

Adrian Krebs, FiBL

Weiterführende Informationen

DV-Unterlagen (bio-suisse.ch)
Mitteilung Bio Suisse zur DV (bio-suisse.ch)
Das neue Portal My Bio Suisse (portal.bio-suisse.ch)

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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