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Mit Kohle und Streifen gegen die Hitze

Meldung  | 

Die ungewöhnlich heissen Junitemperaturen zeigten – der Klimawandel macht auch vor der Schweiz nicht halt. Wie kann sich die Landwirtschaft im urbanen Raum dagegen wappnen und was kann sie zum Klimaschutz beitragen? Auf dem Flurgang auf dem Gutsbetrieb Juchhof in Zürich stellten das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Grün Stadt Zürich und Agroscope zwei Versuche mit Pflanzenkohle und Streifenanbau vor, die genau diesen Fragen nachgehen.

Die Stadt Zürich führt gemeinsam mit FiBL und Agroscope Versuche auf dem von Grün Stadt Zürich verwalteten Juchhof durch. Foto: FiBL, Corinne Obrist

Mit Pflanzenkohle lässt sich langfristig Kohlenstoff im Boden einlagern. Foto: FiBL, Corinne Obrist

Der kleinräumige Anbau von Streifen unterschiedlicher Kulturen verspricht Vorteile für die Biodiversität, die Schädlingsregulation und den Bodenschutz. Foto: FiBL, Corinne Obrist

Die Teilnehmenden des Flurgangs auf dem Juchhof drängten sich in den Schatten der Zelte – der heisse Junitag war sinnbildlich für die Frage, die im Zentrum stand: Wie kann die Landwirtschaft auf die Folgen der Klimakrise reagieren – und selbst Teil der Lösung werden?

Stadtlandwirtschaft Zürich: Zwischen Hitzeschutz und Wachstumsdruck

Laut Bernhard Koch, Fachbereichsleiter Landwirtschaft bei Grün Stadt Zürich, steht die städtische Landwirtschaft in einem Spannungsfeld: Sie soll hochwertige Lebensmittel erzeugen, zur Hitzeminderung, Biodiversitätsförderung und nachhaltigen Ernährung beitragen, während der Druck durch Verkehr, Bauprojekte und Infrastruktur steigt.

Gleichzeitig verfolgt die Stadt Zürich das Ziel von Netto-Null-Emissionen bis 2040. Dieses möchte die Stadt möglichst auf den eigenen Flächen erfüllen und führt dazu unter anderem Versuche auf dem von Grün Stadt Zürich verwalteten Juchhof durch.

Pflanzenkohle: Klimaretter oder teurer Füllstoff?

Das Projekt «Black goes green» untersucht den Einsatz von Pflanzenkohle in einem langfristigen Praxisversuch. Die Idee: Pflanzenkohle – unter Sauerstoffausschluss verkohlte Biomasse – wird in den Boden eingebracht, um Kohlenstoff dauerhaft zu speichern und gleichzeitig Bodenfunktionen zu verbessern.

Die bisherigen Ergebnisse zeigen: Durch das Einbringen von acht Tonnen Kohle pro Hektar liess sich der Anteil des Kohlenstoffs im Boden leicht erhöhen (0,3 Prozentpunkte), jedoch ohne nachweisbare Verbesserungen der Erträge, der Bodenstruktur oder des Bodenlebens. FiBL-Mitarbeiter Samuel Schlichenmaier erklärt: «Humusreiche und wenig verwitterte Böden profitieren kaum von zusätzlicher Pflanzenkohle, weil sie in ihrem aktuellen Zustand schon sehr fruchtbar sind. In sandigen, sauren und humusarmen Böden kann die Pflanzenkohle aber den Mangel an Tonmineralen und Humus teilweise kompensieren.»

Schlichenmaier testet zurzeit höhere Ausbringmengen von 50 Tonnen in Topfversuchen und hat Effekte auf den pH, nicht jedoch auf den Ertrag festgestellt. Doch der Preis für die Kohle ist hoch: 800 bis 1'000 Franken kostet eine Tonne qualitativ hochwertiger Pflanzenkohle. Koch zeigt sich dennoch optimistisch: «Bisher wussten wir nicht, wie sich der Einsatz der Kohle auf grossen Flächen unter Praxisbedingungen auswirkt. Der Versuch hat uns gezeigt, dass mit dieser Methode langfristig Kohlenstoff im Boden eingelagert werden kann.»

Streifenanbau: Vielfalt statt Monotonie

Der Klimawandel und das gesellschaftliche Bedürfnis nach einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktion verschärfen den Schädlings- und Krankheitsdruck im Pflanzenbau. Hier setzt der Streifenanbau an: der kleinräumige Anbau von Streifen unterschiedlicher Kulturen nebeneinander verspricht Nützlinge zu fördern, den Befallsdruck von Schädlingen und Krankheiten zu reduzieren und vor Wind und Erosion zu schützen.

In den Niederlanden wird schon lange zum Streifenanbau geforscht. Allerdings herrschen dort auch andere Bedingungen als in der kleinräumig strukturierten Schweiz. Auf dem Juchhof wird nun auf zwölf Meter breiten Streifen eine sechsjährige Fruchtfolge aus Sonnenblumen, Soja, Dinkel, Winterweizen, Raps und Klee angebaut. «Erste Beobachtungen weisen auf eine verzögerte Ausbreitung von Pilzkrankheiten wie Krautfäule hin», sagt Maike Krauss, die den Versuch am FiBL betreut. Ausserdem konnten ein gewisser Windschutz und etwas mehr Marienkäfer und Honigbienen beobachtet werden. Für die Kultur Raps scheint der Streifenanbau ungeeignet, denn Schädlinge wie der Rapsglanzkäfer und der Erdfloh fliegen vom Rand der Felder ein und führten zu Ertragseinbussen.

Noch fehlen abgesicherte Resultate, ob der Streifenanbau in der Schweiz hält, was er verspricht. Zudem zeigt sich, dass die Umsetzung aufwändig ist: die Fruchtfolgeplanung ist komplex, die Maschinen nicht an die Streifen angepasst und eine gezielte Düngung nach der Aussaat quasi unmöglich. Auch im Direktzahlungssystem ist der Streifenanbau aktuell schwer abzubilden. Maike Krauss ist dennoch überzeugt: «Wir müssen in der Forschung vorausdenken und innovative Ansätze für eine resiliente Landwirtschaft auf ihre Praxistauglichkeit testen.»

Corinne Obrist, FiBL

Weiterführende Informationen

Projekt «Black goes green» (fibl.org)
Projekt Streifenanbau (fibl.org)
Klima (Rubrik Nachhaltigkeit)

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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