Aufgrund veränderter klimatischer Bedingungen eignet sich beim Speisemohn zunehmend der Anbau von Sommersorten als Winterkultur. Zusammen mit dem Eulenhof in Möhlin AG baute das FiBL im Herbst 2024 im Rahmen eines Versuchs die Sorten Orel (weisssamig), Major, Maraton und Harlekyn (blau-/grausamig) an.
Der Aussaattermin erfolgte Mitte November auf erhöhten Beeten in sechs Reihen mit einer Saatdichte von 1,4 kg/ha und einem Reihenabstand von 25 cm. Während der gesamten Vegetationsperiode wurde auf Pflanzenschutz und Düngung verzichtet, die Beikrautregulierung beschränkte sich auf ein einmaliges manuelles Hacken Ende Mai 2025. Untersucht wurde die Anzahl der Pflanzen und der Kapseln sowie die Vitalität und der Gesundheitszustand des Mohns.
Anbauerfahrungen und Ertragsniveaus
Der Anbau auf erhöhten Beeten hat sich für die eher empfindliche, konkurrenzschwache Kultur bewährt. Für Gemüsebaubetriebe bietet diese Anbauweise gleich mehrere Vorteile: Mit präzisen und leichten Maschinen wie einer üblichen Bodenfräse oder einem sogenannten Rotovator ist die Beikrautkontrolle in der Regel einfach, während die Formung der erhöhten Beete für ein gleichmässiges und optimales Saatbett sorgt. Die relativ tief wurzelnde Kultur mit Feinwurzeln bis in eine Tiefe von 60 bis 80 cm verbessert zudem den Wasserhaushalt und die Struktur des Bodens.
Die Ernte der Mohnkapseln erfolgte Anfang Juli 2025 von Hand. Die potenziellen Hektarerträge wurden nach dem Dreschen und der Reinigung berechnet. Die Resultate zeigen deutliche Unterschiede des Ertragsniveaus: Die Sorten Major und Aplaus erzielten mit über 1,2 t/ha die höchsten Samenerträge, was dem oberen Niveau typischer Mohnerträge im Bioackerbau entspricht. Auffällig bei Aplaus war dabei, dass sie trotz eines geringeren Kapselertrags einen aussergewöhnlich hohen Samenertrag lieferte.
Major bewies eine hohe Toleranz gegenüber Pilzkrankheiten und zeigte eine ausgeprägte Frühreife. Orel (weisssamig) und Harlekyn bewegten sich mit einem Ertrag von etwa 0,9–1,0 t/ha im Mittelfeld, während Maraton mit 0,83 t/ha den tiefsten Ertrag lieferte. Weisssamige Typen zeichnen sich durch ein besonders nussiges Aroma aus, sind in der Produktion jedoch deutlich anspruchsvoller als blau- oder grausamige Sorten. Der Gesundheitszustand der Bestände war insgesamt sehr gut; nur Harlekyn zeigte eine leichte Infektion mit der Pilzkrankheit Turcicum-Blattflecken (Helminthosporium), und rund zwei Prozent der Pflanzen wurden von der Mohngallmücke (Dasineura papaveris) befallen.
Das Potenzial erhöhter Beete
Der Anbau von Wintermohn bietet gleich mehrere Vorteile: Er ist insbesondere im April widerstandsfähiger gegen Frühjahrstrockenheit und die Regulierung von Winterunkräutern gelingt leichter. Sobald der Mohn im Frühjahr grösser wird und mit den Blättern die Reihenabstände schliesst, haben Sommerunkräuter kaum mehr eine Chance. Für Gemüsebaubetriebe ist es zudem wünschenswert, alternative Kulturen und Pflanzenarten mit Mehrwert in die Fruchtfolge zu integrieren. Sie tragen zur Diversifizierung bei und senken auch den Krankheits- und Schädlingsdruck in intensiven Systemen.
Erhöhte Beete kommen aber auch bei anderen Kulturen infrage. Mit angepassten Reihenabständen lassen sich auch Busch- und Auskernbohnen, Freilandtomaten, Paprika, Linsen, Kümmel sowie Zwiebeln oder Knoblauch erfolgreich kultivieren. Überall dort, wo in Beeten von etwa 150 cm Breite vor Bestandsschluss eine intensive mechanische Beikrautregulierung notwendig ist, erweist sich dieses Verfahren als vorteilhaft.
Dieser Beitrag erschien im Bioaktuell Magazin 9|2025, geschrieben von Ludek Mica, FiBL.
Weiterführende Informationen
Bioaktuell Magazin 9|2025 (Rubrik Magazin)
