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«Die Reduktion der Emissionen bleibt die beste Anpassungs­massnahme»

Meldung  | 

In der neusten Folge «Stimmen zum Klima» wird Felix Wertli interviewt. Der Umweltbotschafter in Diensten des Bundesamts für Umwelt (Bafu) leitet die Schweizer Delegation an der Klimakonferenz COP30, die Mitte November in Belém in Brasilien stattfindet.

Felix Wertli ist Schweizer Delegationsleiter an der Klimakonferenz COP30 in Belém und amtet seit zwei Jahren als Botschafter für die Umwelt beim BAFU. Foto: Florian Fussstetter

Felix Wertli ist Schweizer Delegationsleiter an der Klimakonferenz COP30 in Belém, die im November über die Bühne geht. Der 48-jährige Geograph hat nach dem Studium in Genf das Nachdiplomstudium für Entwicklungszusammenarbeit an der ETH absolviert. Beruflich war er anschliessend für diverse NGO tätig und wechselte dann zum Bund, wo er zuerst in Genf für Themen der Vereinten Nationen (UNO)- und der Welthandelsgesellschaft (WTO) zuständig war und seit zwei Jahren als Botschafter für die Umwelt beim BAFU amtet.

Vom 10. bis zum 21. November findet in Brasilien die COP30 statt, also die 30. UNO-Klimakonferenz. Im Vorfeld des Treffens konnten wir ein Interview mit Felix Wertli führen. Er ist vor dem Treffen optimistisch und ist überzeugt vom multilateralen Weg.

Mit welchen Hoffnungen und Zielen geht die Schweizer Delegation an die Konferenz in Belém?

Felix Wertli: Wir werden uns an der COP30 dafür einsetzen, dass das Ziel, die Erderwärmung auf 1.5 Grad zu begrenzen, in Reichweite bleibt. Dafür braucht es ambitionierte Klimaziele der Länder mit grossem Treibhausgas-Ausstoss. Und es gibt Hoffnung - auch wenn man zehn Jahre nach dem Pariser Übereinkommen viel Negatives in den Medien vernimmt. Was wir beobachten: Das Klima ist immer noch eine Priorität für viele Menschen und Regierungen. Vor einigen Wochen haben rund 120 Regierungsmitglieder an der UNO-Generalversammlung über ihre Fortschritte berichtet. Das zeigt, dass wir viel erreicht haben dank dem Pariser Abkommen. 2015 waren wir auf einem Pfad der Temperaturerhöhung von 4 Grad. Heute sind wir auf einem Pfad zwischen 2,3 und 2,8 Grad, wenn die Klimaziele der Länder umgesetzt werden.

Gibt es weitere Beispiele?

Ja, heute werden jährlich zwei Billionen US-Dollar weltweit in erneuerbare Energien investiert und eine Billion in fossile Energieträger. Von der Energiekapazität, die pro Jahr global zugebaut wird, waren letztes Jahr 80 Prozent erneuerbar. Auch bei der Elektromobilität ist der Trend positiv: Vor fünf Jahren war jedes 50. weltweit verkaufte Auto elektrisch, heute ist es jedes fünfte. Die Dekarbonisierung ist unterwegs. Die Frage ist, wie schnell können die Staaten die Entwicklung vorantreiben und wie nachhaltig. Kollektiv hat das Pariser Übereinkommen also einiges gebracht, es ist robust. Gleichzeitig sind wir nicht auf dem Pfad von 1,5 Grad, was als Ziel definiert worden ist. Das heisst, wir müssten ein ambitionierteres Ziel setzen und die Umsetzung beschleunigen. Das ist unsere Priorität an der COP30.

Sie glauben also fest an den multilateralen Ansatz, obwohl die Welt heute eher wieder nationalistischer wird?

Gerade wir als kleines Land sind auf multilaterale Lösungen angewiesen. Die Schweiz hat ihr neues, verstärktes Klimaziel unter dem Übereinkommen eingereicht. Der Klimawandel ist aber ein gutes Beispiel für eine Herausforderung, der nur alle Staaten zusammen begegnen können. Dafür braucht es auch die Länder mit grossem Ausstoss. Unser Ziel an der COP30 wird es sein, dass die nationalen Klimaziele aller Länder analysiert und dank gemeinsamen Anstrengungen der Länder besser umgesetzt werden können.

In unserer Forschung am FiBL geht es immer stärker um Klimaanpassung, spürt man diesen Trend auch an der Weltklimakonferenz?

Absolut, der Klimawandel wird immer spürbarer und die Anpassung damit als Thema immer wichtiger. Die Reduktion der Emissionen bleibt aber die beste Anpassungsmassnahme. In den internationalen Verhandlungen erleben wir leider, dass die Wissenschaft zunehmend unter Druck gerät. Der Prozess der Klimaverhandlungen ist stark auf wissenschaftliche Grundlagen ausgerichtet. Die Schweiz macht sich in den Verhandlungen stark für eine auf der Wissenschaft basierte Klimapolitik und für die Unabhängigkeit der Wissenschaft.

Die Schweiz arbeitet seit über 20 Jahren mit einer heterogenen Gruppe von anderen Ländern zusammen (Mexico, Liechtenstein, Monaco, the Republic of Korea und Georgien). Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit und was bringt sie der Schweiz und den Partnerländern?

Damit man sich in den Klimaverhandlungen Gehör verschaffen kann, muss man in vielen Fällen in einer Gruppe sein. Unsere Gruppe ist interessant, weil sie Länder mit ganz unterschiedlichen Ausgangslagen in den Verhandlungen umfasst. Industrieländer, Schwellenländer und Entwicklungsländern bringen hier ihre Ansichten zusammen. Die Schweiz leitet diese Gruppe und das bringt uns unter anderem besseren Zugang zu wichtigen Entscheidungsgremien.

Interview: Adrian Krebs, FiBL

Weiterführende Informationen

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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