Ariane Maeschli vom FiBL gibt an der Plastikkuh Hinweise zur korrekten Anwendung von Antibiotika. Foto: Adrian Krebs
Seit mehreren Jahren führt Bio Suisse mit Partner*innen alljährlich einen Bio-Ackerbautag durch. Nun hat man beschlossen, beim Feldtag auf einen Zweijahresrhythmus umzustellen und alternierend das Rindvieh in den Mittelpunkt zu stellen.
Von der idealen Weidekuh zur Lebensqualität
Am Dienstag traf sich eine stattliche Besucherschar zur ersten Durchführung des Biovieh-Tags auf dem Betrieb von Agrovision Burgrain LU. Im Mittelpunkt standen Referate von Praktiker*innen, die über ihre Haltungsformen berichteten. Im Weiteren gab es 14 Posten, wo Forscherinnen und Forscher, Vertreter von landwirtschaftlichen Bildungszentren und Landwirtinnen, die sich einem Schwerpunkt-Thema widmeten: von der idealen Weidekuh über Parasitenregulation, Komplementärmedizin bis zur Lebensqualität von Bäuerinnen und Bauern.
Bei den Haltungsmethoden lag der Fokus auf Systemen mit tiefem Antibiotikaeinsatz, hohem Grundfutteranteil, arbeitstechnisch einfachen und tiergerechten Systemen. Mehrfach beschrieben wurde die Mutter- und Ammengebundene Kälberaufzucht. Aber auch die Weidemunimast war ein Thema.
Hier ein paar Praktikerstatements:
«Für mich braucht es für ganzheitliche Ernährung ein ganzheitliches Tier», sagt Cäsar Bürgi aus Holderbank SO. Er verzichtet auf Kastration, das Fleisch werde magerer, aber das Klischee «Muni ist Gummi» sei falsch, er verkaufe sein Fleisch ohne Probleme. Die Haltung auf der Weide sei auch kein Problem, wenn es Unfälle gebe, seien diese auf Haltungsfehler zurückzuführen.
«Die Kühe haben sich daran gewöhnt und wir haben uns daran gewöhnt», sagte Peter Heller aus Willisau LU, der ammengebundene Kälbermast betreibt. Er trennt die Kälber nach 10 Tagen von den Tieren und füttert ihnen anschliessend Joghurt. Kühe mit hohen Zellzahlen «saniert» er mit säugen.
«Nicht mehr als alle drei Jahre Antibiotika»
«Wir wollen nicht mehr als einmal in drei Jahren Antibiotika verwenden», sagt Stefan Jegge aus Kaisten AG, der seine Tiere im Aussenklima hält und die Kälber die ersten zehn Tage mitlaufen lässt und sie an den Kühen abtränkt. Er setzt bei der Antibiotikareduktion auf Zucht, die erwähnte Kälberaufzucht, Weide, und Homöopathie. Kühe mit einem einzelnen schlechten Viertel melkt er gar nicht mehr an diesem Strich, quasi eine lange Galtzeit.
«Man geht schauen um eins und um drei und am Schluss kalbert sie am Morgen, wenn Du in den Stall gehst», das wollte Bendicht Glauser aus Tägertschi BE nicht mehr, deshalb hat er im Stall eine Kamera eingerichtet, so dass er nicht ständig dabei sein muss im Stall. Die Bilder lässt er sich direkt aufs Handy übertragen. Er empfiehlt, die Kamera einrichten zu lassen, so dass die Bildübertragung klappt. «Ich kann auch bei Bio Suisse an einer Sitzung hocken und schauen, ob die Kuh kalbert», so Glauser. Weil er zahme Kälber wolle, werde die Brieschmilch im Kessel abgetränkt.
Partnerorganisationen mit Info-Ständen
Laut einer Mitteilung von Bio Suisse nutzten rund 800 Personen die Gelegenheit für eine praxisnahe Auseinandersetzung mit Fragen rund um Fütterung, Zucht, Tiergesundheit und Tierwohl. Im Ausstellerbereich standen Partnerorganisationen mit Info-Ständen bereit. Hohes Gewicht lag beim sozialen Austausch innerhalb der Bioszene. Der nächste Bio-Viehtag findet 2020 statt.
Adrian Krebs, FiBL (der Artikel ist zuerst in der BauernZeitung erschienen)