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Biogärtnereien: altes Handwerk Vermehrung neu überdenken

Meldung  | 

Das Handwerk der Vermehrung gehört zu den Kernkompetenzen von Gärtner und Gärtnerinnen. In einer globalisierten Welt zwischendurch hinschauen und sich zu diesem Thema Gedanken zu machen, tut gut. Selber vermehren oder doch Jungpflanzen einkaufen? Welche bioregionale Herkunft ist die richtige für Wildpflanzen, wo sollen die Samen herkommen?

Betriebsführung bei Artha Samen: Die Firma in Münsingen verkauft nicht nur Biosaatgut, sondern engagiert sich auch für den freien Zugang zum «wichtigsten Kulturgut der Menschheit», wie es auf der Webseite heisst. Foto: FiBL, Regine Kern Fässler

Simon Bolz (rechts) informiert die Besuchenden auf seinem Betrieb Sträucherei im bernischen Münsingen. Foto: FiBL, Regine Kern Fässler

An der diesjährige Biozierpflanzentagung des FiBL im bernischen Münsingen anfangs September wurde mit aufschlussreichen Inputs viel ums Themen Vermehrung von Wild- und Zierpflanzen diskutiert und ausgetauscht.

Wildpflanzen und Ökotypen als roter Faden

Wildpflanzen und deren Ökotypen sowie die erfolgreiche Vermehrung über Samen und Stecklinge zogen sich als roter Faden durch den Tag. Professionell übersetzt für Gärtner*innen aus der Westschweiz von Karine Contat und Livia Bartels.

Rund 40 Gärtnerinnen und Gärtner aus Umstellungs- und Knospebetrieben nahmen an der Veranstaltung teil, hörten Vorträge von Bioterra, Info Flora, Bio Suisse, dem FiBL und Erwin Seidemann, von der Gärtnerei Blumenpark (A). Am Nachmittag gaben zwei Bio-Gärtnereien Einblick in ihre Betriebe und die praktizierten Vermehrungsmethoden.

Neues aus den Bioorganisationen

Welche, für Biogärtnereien relevante Richtlinien ändern sich im Jahr 2026? Ausblick und Antworten bekamen die Kursteilnehmer und Kursteilnehmerinnen in einer Einführung und Begrüssung von FiBL Zierpflanzenspezialistin Regine Kern Fässler, welche auch die Tagesleitung hatte.

Wie funktioniert Bioterra und was bietet die Mitgliedorganisation von Bio Suisse für Biogärtnereien? Fragen, welche mit Geduld und viel Freude von Kai Pulver beantwortet wurden.

Schützenswerte, einheimische Flora

Adrian Möhl gab spannende Einblicke in die Arbeit des Daten- und Informationszentrums der Schweizer Flora, kurz Info Flora. Im Mittelpunkt von Info Flora stehen die Dokumentation, Förderung und der Schutz einheimischer Pflanzenarten. Dreissig Prozent unserer Flora sind gefährdet. Adrian Möhl rief zum Mitmachen auf und betonte, wie wichtig es sei, das Wissen über die Schweizer Flora zu verbessern und darauf zu achten einheimische Arten anzubauen.

Der Begriff «einheimisch» wurde dann auch differenziert erklärt. Ökotypen sind Varianten derselben Art, die sich an ihre Region angepasst haben. Diese Biogeografische Regionen gilt es möglichst nicht zu vermischen.

Grüne Liste hilft auswählen

Für Gärtner relevant ist deshalb die «Grüne Liste» von Info Flora, wo gezeigt wird, welche Arten wo sinnvoll sind und wie gut sie verfügbar sind. Im Online-Tool findet man noch passende, standortgerechte Arten inklusive Herkunft.

Ein weiteres, auch für ein breites Publikum sinnvolles Tool, ist der Pflanzenfinder: eine Kombination zwischen der grossen Datenbank der Grünen Liste verknüpft mit Wissen um die Standortgerechte Pflanzung in den entsprechenden Lebensräumen.

Potential ökologischer Jungpflanzen

«Bio von Beginn» ein Motto, das Gärtner*innen bewegt. Selbst vermehren, das hat Erwin Seidemann, Inhaber und Geschäftsführer der GBG Seidemann GmbH nahe Innsbruck, intus. Er teilte mit uns seine langjährige Erfahrung in der Anzucht und Vermehrung von Biojungpflanzen. Er folgt dem Prinzip «weniger ist mehr» mit robusten Beständen als Ergebnis. Mit Pflanzentees, selbst mitentwickelter, fein abgestimmter und torffreier Bio-Erde und weiteren natürlichen Präparaten zieht er Jungpflanzen mit herausragender Gesundheit und Pflanzenwachstum heran. Gleichzeitig achtet er auf Klima- und Ressourcenschutz, etwa durch weitgehend plastikfreie Töpfe aus Holz- und Hanffasern sowie den Einsatz regionaler organischer Dünger wie Wurmhumus.

Eine bunte Kiste mit mitgebrachten Pflanzen, angezogen in abbaubaren Hanftöpfen, zeigte Beispiele aus Erwin Seidemanns Betrieb «Blumenpark»

Umstellung: Knowhow für den Richtlinien-Dschungel

Eine erfreuliche Teilnehmerzahl  interessierte sich für die Vorträge von Bio Suisse und des FiBL, vorgetragen durch die Teamleiterin Spezialkulturen Ilona Stoffel und Regine Kern Fässler, Beratung Hortikultur am FiBL zum Thema Umstellung von Gärtnereien.

Die Themen waren das grosse Know-how, welches es braucht, um sich im Dschungel der Richtlinien korrekt zu bewegen, sowie der Support seitens Bio Suisse und des FiBL Beratungsdienst vom FiBL. Der Austausch unter den Teilnehmenden war gross und wurde sehr geschätzt.

Bodengesundheit, Biodiversität und Regionalität

Am Nachmittag fanden die Rundgänge durch die Gärtnerei der Artha Samen AG mit dem Betriebsführer und Geschäftsleiter Andreas Beers sowie durch die Biobaumschule Sträucherei mit Inhaber und Co-Leiter Simon Bolz statt. Die Samenproduktion von Kultur- und Wildpflanzen standen im Fokus

Die dementer-zertifizierte Gärtnerei Artha Samen AG produziert nach Demeter-Richtlinien und bietet ein breites Sortiment an, das von Wildpflanzenarten über Gemüse, Gartenblumen und Kräuter bis hin zu Heilpflanzen reicht. Im Vordergrund steht die Förderung samenfester, keimfreudiger Samen und die Erhaltung von Artenvielfalt. Die Grundlage dafür bildet ein gesunder, lebendiger Boden, der durch schonenden Einsatz von Maschinen, Mischkulturen und Zwischenfrüchte nachhaltig gefördert wird.

Wildrosen und Weiden

Zudem durften wir eine Führung durch die Sträucherei, die Biobaumschule von Nora Rychen und Simon Bolz, erleben. Der Betrieb fokussiert auf die Produktion von Wildgehölzen, wie Rosen und Weiden. Im Vordergrund stehen der Erhalt der genetischen Vielfalt, die detaillierte Protokollierung und der Herkunftsnachweis der vielen verschieden Arten. Jedes Jahr sammeln die Betriebsinhaber Nora und Simon Bolz Samen aus der freien Natur und direkt von ihren Mutterpflanzen. Dabei wird besondere Achtsamkeit auf die natürlichen Lebensräume jeder einzelnen Art gelegt, die in der Baumschule sorgfältig nachgeahmt werden.

Jette Trost, Santiago Perez-Bernal, Regine Kern Fässler, FiBL

Weiterführende Informationen

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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