Von den 13 befragten Betrieben wirtschaften drei konventionell, sieben biologisch und drei biologisch-dynamisch. Alle Betriebe hatten mehrere Betriebszweige. Einige befassen sich seit dem ersten Bodenkurs durch Näser und Wenz in der Schweiz im Jahr 2014 intensiv mit regenerativer Landwirtschaft. Eine weitere Gruppe wurde ab dem Jahr 2018/19 darauf aufmerksam. Die dritte Gruppe von Betrieben wendet einzelne Elemente, wie die reduzierte Bodenbearbeitung, schon seit vielen Jahren an. Sie bekamen durch die regenerative Bewegung neue Impulse für ihren Betrieb.
Die Motivation
Auf die Frage, was regenerative Landwirtschaft in ihrem Verständnis bedeutet, fielen die Antworten der 13 Betriebe sehr divers aus. Ein zentraler und viel genannter Aspekt war der Fokus auf die Bodenlebewesen und somit der Erhalt oder die Steigerung der Bodenfruchtbarkeit. Das Denken in geschlossenen Kreisläufen und der Humusaufbau waren ebenfalls oft genannte Begriffe. Damit verknüpft wurde eine verbesserte Wasser- und Nährstoffspeicherung im Boden. Für einige der Betriebe stellte das den wichtigsten Vorteil der regenerativen Maßnahmen im Vergleich zu ihrer vorherigen Bewirtschaftung dar.
Durch die verbesserte Wasserspeicherung und die erhöhte Bodenfruchtbarkeit erwarten die Betriebe eine höhere Anbausicherheit, um die sich stark verändernden klimatischen Bedingungen abfedern zu können. Den Humusgehalt nicht nur zu halten, sondern zu steigern, ist für die regenerativen Betriebe ein weiterer starker Antrieb. Was in vielen Antworten durchklingt, ist die Hoffnung, dass sich mit einer Umstellung auf Regenerativ bestehende Probleme wie stagnierende Erträge oder Bodenerosion beim Pflügen lösen lassen. Konventionelle Betriebe nannten auch einen gefühlten Druck von außen, neue Wege zu gehen.
Als größte Hürden bei der Umstellung auf Regenerativ nannten die Landwirt*innen Zeit und Finanzierung. Erforderlich waren große Investitionen in Maschinen und Material für die Herstellung und Lagerung der Fermente und des Komposttees. Auch fielen erhöhte Saatgutkosten für Gründüngungen und Untersaaten an. Viel Zeit kostete die hofeigene Produktion der ansonsten teuren Fermente und die zusätzlichen Fahrten, etwa um Komposttee auszubringen. Auch die Zeit, die es dauert, bis sich Veränderungen im Boden und den Kulturen zeigen, wurde als Hürde genannt.
Die meisten Landwirt*innen haben den Bodenkurs von Wenz und Näser besucht und bezogen sich auf die dort vermittelten Maßnahmen. Die Untergrundlockerung und die Flächenrotte wenden alle Betriebe an. Dabei betonten mehrere Landwirt*innen, dass sie weiter gelegentlich pflügen, wenn sie es für notwendig erachten.
Fermente als Rottelenker setzen nicht alle Landwirt*innen ein. Andere berichten von positiven Erfahrungen mit Effektiven Mikroorganismen bei Fäulnis des Rottematerials. Zwischenfrüchte und Gründüngen sind üblich, wenn auch nicht immer in der empfohlenen Vielfalt. Viehhaltende Betriebe schränkten ein, dass sie gelegentlich mit dem Aufwuchs das Vieh füttern und nicht den Boden. Bei der Anwendung von vitalisierenden Spritzungen mit Komposttee gingen die Meinungen stark auseinander, und der Wunsch nach wissenschaftlichen Erkenntnissen dazu war groß.
Nicht alle Maßnahmen wurden unhinterfragt übernommen. Der Dieselverbrauch beim Fräsen und das Entstehen von Schmierschichten bei der Rotte wurden als kritische Aspekte ebenso genannt wie mögliche Lachgasemissionen bei der Flächenrotte oder eine beobachtete Zunahme von Disteln.
Die Ergebnisse
In den Interviews berichteten mehrere Landwirt*innen, dass die Anwendung von Gründüngungen und die weniger intensive Bodenbearbeitung zu einem tragfähigeren, besser strukturierten Boden mit Krümelstruktur geführt hätten. Auch gab es mehrere Berichte, dass sich der Wasserhaushalt verbessert habe und sich das in dem trockenen Sommer 2022 positiv ausgewirkt habe.
Zwei Betriebe hatten mittels Bodenproben eine effektive Humusmehrung innerhalb von zwei Jahren gemessen. Beim einen waren es 1,0 Prozent mehr, beim anderen zwischen 0,3 Prozent und 1,1 Prozent mehr. Bei den anderen Betrieben standen Messungen noch aus oder es gab keine Nullmessung.
Eine Reduktion des Unkrautdrucks wurde nicht beobachtet, bei manchen nahmen Disteln zu oder die Unkrautflora wurde vielfältiger. Keiner der 13 Betriebe berichtete von Ertragsrückgang in den Kulturen, vereinzelt meldeten sie eine bessere Vitalität der Kulturen, einen besseren Geschmack oder eine verbesserte Lagerfähigkeit der Erzeugnisse. Beklagt wurden von den Landwirt*innen auch Schwierigkeiten etwa bei der Flächenrotte und der Lockerung.
Angesprochen auf eine mögliche Zertifizierung war der Grundtenor der Betriebe, dass die regenerative Landwirtschaft gerade deshalb so ansprechend sei, weil es keine Richtlinien gebe. Denn situativ und selbstbestimmt zu handeln und jedes Jahr die beste Maßnahme für den Boden und die Kultur zu treffen, sei ein Grundprinzip des Berufs als Landwirt*in. Außerdem würden durch Regenerativ die Hürden zwischen Konventionell und Biologisch wieder kleiner, es würden Gespräche stattfinden und Gemeinsamkeiten mehr in den Fokus rücken.
Leo Schütz, Ökologie & Landbau
Der Artikel erschien 2024 bereits in der Zeitschrift Ökologie & Landbau und wurde für den aktuellen Schwerpunkt zur regenerativen Landwirtschaft im Bioaktuell Magazin als zusätzlicher Artikel zur Verfügung gestellt.
