Jeremias Lütold: Carsten Veller, was sind die Öko-Feldtage?
Carsten Veller: Die Öko-Feldtage sind eine Fachmesse für die ökologische Landwirtschaft in Deutschland mit Maschinenvorführungen, Demonstrationsparzellen und einem reichhaltigen Fachprogramm. Sie sind aber auch wichtiger Treffpunkt für Landwirt*innen, Berater*innen, Forscher*innen und Unternehmen aus der Biobranche sowie allen Interessierten an einer zukunftsfähigen Landwirtschaft. Das Ziel ist der Austausch, die Weiterbildung und die Präsentation neuer Technologien im Ökolandbau. Sie finden seit 2017 alle zwei Jahre statt und seit den letzten drei Ausgaben auch jeweils in einem anderen Bundesland. Veranstalter ist die FiBL Projekte GmbH. Umgesetzt werden sie mit den Partnern der jeweiligen Bundesländer sowie dem Betrieb als Veranstaltungsort.
Landwirtschaftliche Fachmessen gibt es in Deutschland bereits einige. Wie kam es zur Gründung der Öko-Feldtage?
Vorbild war unter anderem die Fachmesse Tech&Bio in Bourg-lès-Valence in Frankreich. Für das FiBL und die Stiftung Ökologie & Landbau (SÖL) wurde die Idee für eine eigene reine Biofachmesse ab 2015 konkreter. Mit der Universität Kassel, dem dort angeschlossenen Versuchsbetrieb der Domäne Frankenhausen und dem Bundesland Hessen hatten wir die Partner, um einen Pilotversuch zu starten – ohne zu wissen, ob wir damit einen Nerv treffen und ob das finanziell aufgeht. Bei der ersten Ausgabe 2017 kamen über 8000 Besuchende und die Zahl der Ausstellenden war mit 280 mehr als doppelt so hoch wie erwartet. 2019 veranstalteten wir die Öko-Feldtage mit steigenden Aussteller- und Besucherzahlen am selben Standort nochmals. Von da an war klar, dass wir das richtige Format zu einem passenden Zeitpunkt lanciert hatten.
Wie ist das Verhältnis zu Fachmessen der nicht-biologischen Landwirtschaft?
Wir haben früh eine Zusammenarbeit mit den DLG-Feldtagen angestrebt. Heute ergänzen wir uns mit den jährlich abwechselnden Messen gut und wir tauschen uns in konkreten Fragen der Ausstellungsorganisation aus. In unserem in diesem Jahr neu gegründeten Beirat sind zum Beispiel auch die DLG-Feldtage vertreten. Unsere Befragungen der Besuchenden zeigen, dass mittlerweile 30 Prozent der Landwirt*innen als Besuchende von konventionellen Betrieben kommen. Wir profitieren sicher von den Diskussionen zu regenerativer und nachhaltiger Landwirtschaft. Das zeigt uns, dass wir weit über den Ökolandbau hinaus mit Innovationen überzeugen und ein sehr interessiertes und engagiertes Publikum anziehen. Das hören wir auch von den Ausstellenden, die uns sagen, sie erleben die Gespräche mit den Besuchenden als qualitativ sehr hochwertig.
Welche Bedeutung haben die Öko-Feldtage für das Image des Biolandbaus in Deutschland?
Seit Anfang an waren die politischen Vertreter*innen der jeweiligen Bundesländer immer wichtige Partner, zu denen wir gute Beziehungen pflegen. Das Messeformat ist grade für solche Entscheidungsträger*innen sehr wichtig, weil wir so die Vielfalt und Professionalität des Ökolandbaus abbilden können. Wir zeigen mit den Öko-Feldtagen, dass die ökologische Landwirtschaft zur Weiterentwicklung der gesamten Landwirtschaft beiträgt. Die diesjährigen Öko-Feldtage auf dem Wassergut Canitz in der Nähe von Leipzig haben wir mit Wolfram Günther vom Bündnis 90/Die Grünen, dem ehemaligen sächsischen Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft, aufgegleist. An den Öko-Feldtagen hatten wir dann den neuen Staatsminister, Georg-Ludwig von Breitenbuch von der CDU, zu Gast, der die Öko-Feldtage als Impuls für die gesamte Landwirtschaft wahrgenommen hat. In der politischen Zusammenarbeit der letzten Jahre sehen wir, dass das Interesse für die Arbeit des Ökolandbaus nicht unbedingt was mit Parteifarben zu tun haben muss.
Die Öko-Feldtage im Juni 2025 auf dem Wassergut Canitz widmeten sich dem Thema Wasser. Was ist für 2027 auf dem Bauckhof in Amelinghausen in Niedersachsen geplant?
Der Bauckhof ist ein Demeter-Betrieb. Ich gehe davon aus, dass wir an den kommenden Feldtagen den Bereich Tierhaltung ausbauen werden. Unsere Evaluationen zeigen, dass die Tierhaltung nach dem Pflanzenbau und der Landtechnik bei unseren Besuchenden auf grosses Interesse stösst. Unsere Strategie ist, dass der Veranstaltungsbetrieb immer das Schwerpunktthema mitprägt. Aktuell sind wir in der Abstimmung für 2027. Mit jedem neuen Standort kommt allerdings auch jeweils eine grosse Herausforderung auf uns zu, da wir mit neuen Netzwerken und neuen Partnern zusammenarbeiten.
Was wünschen Sie sich mit den Öko-Feldtagen für die nächsten 10 Jahre?
Mein persönlicher Wunsch ist, dass das Messeformat möglichst vielen Menschen zeigt, welchen Beitrag der Biolandbau zur dringend nötigen Transformation der Landwirtschaft leistet. Wir sehen, dass die Transformation der Landwirtschaft heute einen geringeren politischen und gesellschaftlichen Stellenwert hat als noch 2015. Als Messe müssen wir zeigen, dass es weitergehen muss, trotz aller Schwierigkeiten. Wir wollen positiv bleiben und die zukunftsgerichtete Stimmung der Öko-Feldtage erhalten. Ein weiterer Wunsch ist, dass wir die Öko-Feldtage in die finanziell in die Gewinnzone bringen und von dort schauen, welche Weiterentwicklungen möglich sind.
Jeremias Lütold, FiBL
Weiterführende Informationen
Homepage (Ökofeldtage)