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Ökolandbau als Lebensweg mit Mehrwert!?

Meldung  | 

An der 19. Öko-Junglandwirt*innen Tagung vom 14. bis 16. November in Fulda stand für einmal der Mensch im Zentrum. Dazu ein Kommentar aus dem Tagungsteam.

Vom 14. bis 16. November 2025 fand die 19. Öko-Jungland­wirt*innen Tagung in Fulda statt. Foto: Logo des Öko-Junglandwirt*innen Netzwerks

Im Vergleich zu den vergangenen Jahren haben die Vorträge, Ex­kur­sionen und Workshops dieses Jahr die soziale Dimension des Öko­landbaus stärker betont. Foto: zvg

Wer heute mit jungen Menschen spricht, die Verantwortung für einen Biohof übernehmen wollen, spürt schnell: Die Frage nach dem «Mehrwert» eines Lebens im Ökolandbau ist weit mehr als eine betriebswirtschaftliche. Sie ist auch eine Frage nach dem Sinn der eigenen Arbeit, der gesellschaftlichen Verantwortung und eine Frage nach den Bedingungen, unter denen gute Arbeit tatsächlich möglich wird.

Passend dazu das Motto der diesjährigen Öko-Junglandwirt*innen-Tagung in Fulda, das versucht, die Aspekte «Mensch» und «Ökolandbau» gleichberechtigt nebeneinander zu stellen: «Mensch, Ökolandbau! Lebensweg mit Mehrwert?!»

Beispiele aus der Praxis haben diese Verbindung greifbar gemacht. Etwa Ezra Lehmann, der mit seinem «once a day milking»-Ansatz zeigt, dass Landwirtschaft auch anders gedacht werden kann – hofindividuell, menschenfreundlich, angepasst an die eigenen Grenzen. Eine Haltung, die jungen Menschen Mut macht zu sagen: Ich selbst bin auf meinem Betrieb auch wichtig.

Langfristig tragfähige Arbeitsverhältnisse schaffen

Im Vergleich zu den vergangenen Jahren haben die Vorträge, Exkursionen und Workshops dieses Jahr die soziale Dimension des Ökolandbaus stärker betont. Wie schaffen wir Arbeitsverhältnisse, die nicht nur auf idealistischer Ebene gut klingen, sondern auch langfristig tragfähig sind? Cara Leisner hat in ihrem Beitrag für den an der Tagung vergebenen Zukunftspreis eindrucksvoll beschrieben, wie eng Idealismus und Selbstausbeutung beieinanderliegen können – und wie notwendig eine faire Selbstbehandlung für ein zufriedenes Berufsleben ist. Die Fragen, die sie stellt, beschäftigen viele: Wo ziehen wir Grenzen? Wie gehen wir mit strukturellem Druck um, von Märkten, die ökologische und soziale Nachhaltigkeit oft gegeneinander ausspielen? Und warum wird so selten über die Arbeitsbedingungen derjenigen gesprochen, die Lebensmittel erzeugen, obwohl sie untrennbar zum Begriff echter Nachhaltigkeit gehören?

Resilienzbildung durch erlebte Sinnhaftigkeit

In seinem Vortrag zur Tagungseröffnung hat der Wirtschaftswissenschaftler Niko Paech aber auch einen wichtigen Gedanken zur Widerstandsfähigkeit ausgedrückt: Menschen werden widerstandsfähiger gegenüber äusseren Krisen, wenn ihre Arbeit als sinnhaft erlebt wird und sie ein hohes Mass an Selbstwirksamkeit haben. Resilienzbildung durch erlebte Sinnhaftigkeit hat er das genannt. Dieser Gedanke hat sich wie ein roter Faden durch die Tagung gezogen. Denn Resilienz entsteht dort, wo Menschen spüren: Darum geht es und wir sind die Grundlage für den Wandel!

Inkubatorhöfe

Die Veränderungen in unserer Arbeitsweise anstossen - der Beitrag von Thomas Kliemt von FarmStarter auf dem Podium am Sonntag hat daran angeknüpft. Ähnlich wie in Frankreich soll es künftig auch in Deutschland sogenannte Inkubatorhöfe geben, wo junge Landwirt*innen eine Betriebsleitung auf Zeit übernehmen können. Solche Testhöfe, die Experimente und Fehlertoleranz ermöglichen, könnten zu Inkubatoren für Resilienz werden – konkret, mutig, gemeinschaftlich gedacht.

Gemeinschaft ist das A und O

In der (Öko)Landwirtschaft gibt es viele schwierige Bedingungen: Wirtschaftlicher Druck, Marktbedingungen, bürokratische Anforderungen, intensive Arbeitsspitzen und die damit einhergehende psychische Belastung stellen Menschen jeden Alters vor Herausforderungen. Trotzdem kann ein Lebensweg im Ökolandbau Mehrwert bieten. Wichtig ist, dass wir diesen Weg nicht allein gehen - vielleicht ist dies die wichtigste Erkenntnis dieser Tagung. Viele der Werkzeuge, die wir für mehr Resilienz benötigen, haben wir bereits in der Hand. Wir müssen sie nur gemeinsam nutzen.

Paula Schwartau und Aila von Rohden

Weiterführende Informationen

Das FiBL organisierte für junge Lernende und Studierende aus der Schweiz die Anreise an die Tagung:
Gemeinsam an die Öko-Junglandwirt* innen-Tagung (Rubrik Agenda)

Webseite des Öko-Junglandwirt*innen-Netzwerks (oejn.de)
Tagungsprogramm (oejn.de)

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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