Gerade in der Zeit, in der sich ein Betrieb intensiv mit der Umstellung befasst, hat es sich bewährt, wenn die erfahrenen Fachleute den Betrieb besuchen und gemeinsam mit der*dem Betriebsleitenden offene Fragen frühzeitig klären und die relevanten Infos anhand der betrieblichen Situation vor Ort besprechen können. So lassen sich mögliche betriebliche Herausforderungen frühzeitig erkennen und überwinden.
Erfahrungen eines Kontrolleurs
Christian Lüthi, Kontrolleur und ehemaliger Verwaltungsratspräsident der Bio Test Agro AG, führt seit vielen Jahren regelmässig Umstellungschecks durch. Als erfahrener Biolandwirt und Fachmann kennt er die typischen Herausforderungen in der Umstellungszeit genau.
Lüthi erklärt: «Die Betriebsleitung muss sich auf den Umstellungscheck vorbereiten, um bestmöglich von dem Angebot zu profitieren. Nur so können die wichtigen Fragen vor Ort besprochen werden.» Ein Umstellcheck dürfe nie unter Zeitdruck durchgeführt werden, ergänzt er.
Durch den persönlichen Austausch könne er Sicherheit bieten, Missverständnisse vermeiden und zusammen mit dem Betrieb eine gute Grundlage zum erfolgreichen Start in die Umstellungszeit schaffen. «Im Papierbereich kann ich nur aufzeigen, was es braucht, aber am Ende muss jeder Betrieb seine Systematik aufbauen», stellt Lüthi fest. Aber auch hier könne er Tipps und Tricks bieten, ergänzt er mit einem Lächeln.
Die nötige Zeit nehmen
In all den Jahren hat Lüthi auch Betriebe begleitet, die mit viel Herzblut in den Biolandbau einsteigen wollten, deren Betriebsstrukturen dafür aber noch nicht bereit waren. Seine Erfahrung zeigt: «In solchen Situationen ist es oft sinnvoller, sich ein Jahr länger Zeit zu nehmen, um die nötigen Anpassungen vorzunehmen.» Dann kann ein positiver Start gelingen - für die Betriebsleitenden wie auch für die Kontrolleur*innen.
Während einem Umstellungscheck nimmt Lüthi eine beratende statt einer kontrollierenden Rolle ein. Sobald Christan Lüthi einen Betrieb in der Umstellphase unterstützt hat, ist er für die Kontrollen auf diesem Betrieb für einige Jahre gesperrt. So ist sichergestellt, dass alle Betriebe unbefangen kontrolliert werden.
Notwendige Weiterbildung
Bei der Umstellung muss die*der Betriebsleitende wissen, dass es gemäss Bio Suisse Richtlinien eine Verpflichtung zum Besuch von fünf Kurstagen zum Thema Biolandbau gibt. «Empfehlenswert ist es, bereits vor Beginn der Umstellung damit zu starten», empfiehlt Lüthi.
Zwei Einführungstage sind obligatorisch und werden oftmals von den kantonalen Landwirtschaftsschulen durchgeführt. In diesen Tagen erlernen die Umsteller*innen die Grundsätze des Biolandbaus, Richtlinien, Märkte, Organisation, die Rolle der Bio Suisse und Beratungsangebote kennen. Weitere Kurse können anschliessend individuell gewählt werden.
Die erste Biokontrolle
Ab dem ersten Januar des ersten Umstellungsjahren müssen Betriebe nach den Biorichtlinien bewirtschaftet werden. Überwinternde Kulturen müssen bereits ab Aussaat angemeldet und biokonform angebaut werden. Bei der ersten Biokontrolle überprüft ein Berufskollege oder -kollegin von Christian Lüthi, ob alle Vorgaben eingehalten werden.
Wichtige Punkte sind zum Beispiel:
- Zukäufe von Tieren sind nur unter bestimmten Bedingungen möglich (siehe Weiterführende Informationen).
- Alle eingesetzten Betriebsmittel müssen auf der offiziellen Betriebsmittelliste stehen.
- Stallmasse, Medikamentendokumentation, Hofdüngerregelungen und Tierwohlprogramme müssen den Richtlinien entsprechen.
Vermarktung der Produkte
Die erste Kontrolle erfolgt meist zwischen Januar und März des Umstelljahres, erklärt Christian Lüthi. Nach erfolgreicher Kontrolle erhalten die Betriebe ihr erstes Biozertifikat mit Umstellungszusatz. Damit können Produkte ab dem ersten Mai als Umstellungsprodukte vermarktet werden.
Zwei Jahre nach Beginn der Umstellung dürfen Produkte ab dem ersten Januar als Bioprodukte angepriesen werden, auch wenn die Kontrolle im entsprechenden Jahr noch nicht stattgefunden hat.
Für Betriebe, die ihre Produkte selbst verarbeiten oder direkt vermarkten, gelten zusätzliche Anforderungen, etwa bei Etiketten, Lohnverarbeitern oder der Dokumentation von Warenflüssen. Besonders bei Produktetiketten gibt es beispielsweise zusätzlich zum Lebensmittelrecht bio-spezifische Anforderungen zu beachten. Wie die verpflichtende Angabe der zuständigen Zertifizierungsstellen (Bsp. CH-BIO-086) und die Kennzeichnung der Bio-Zutaten im Zutatenverzeichnis (siehe Weiterführende Informationen).
Kontrolle mit Praxisbezug
Grundsätzlich sind die Kontrolleurinnen und Kontrolleure wie Christian Lüthi selbst aktive oder ehemalige Landwirtinnen und Landwirte mit eigenem Biobetrieb. Das garantiert nicht nur bei den Kontrollen eine hohe Qualität, sondern jederzeit ein Umgang auf Augenhöhe.
Anita Berner Krättli, Bio Test Agro
Weiterführende Informationen
Informationen zur Umstellung (Rubrik Grundlagen)
Serie Kontrolle (Rubrik Grundlagen)
Beim Tierzukauf von Wiederkäuern gibts klare Regeln von Bio Suisse (Meldung vom 26.04.2024)
Kennzeichnung biologischer Lebensmittel (fibl.org)
Umstellungscheck BTA (Bio Test Agro)
Informationsveranstaltungen (Bio Test Agro)
Labelanerkennungen pro Betrieb (easy-cert)