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Kräuter gleichauf mit Antibiotika bei Endometritis-Behandlung

Meldung  | 

Die klinische Endometritis ist eine häufige und ernstzunehmende Erkrankung bei Milchkühen nach dem Kalben. Eine Langzeitstudie unter Leitung des FiBL hat die Wirksamkeit eines pflanzlichen Tierarzneimittels mit derjenigen des üblicherweise zur Behandlung eingesetzten Antibiotikums verglichen. Eine Chance, um den Antibiotikaeinsatz zu reduzieren.

Gebärmutterentzündungen treten nach der Geburt auf und werden traditionell mit Antibiotika behandelt. Foto: FiBL, Claudia Schneider

Endometritis ist eine Entzündung der Gebärmutterschleimhaut bei Kühen, die nach der Geburt auftritt. «Kühe mit Endometritis haben Schwierigkeiten, wieder trächtig zu werden, was zu längeren Zwischenkalbezeiten und letztlich zu einem früheren Abgang aus der Herde führen kann», erklärt Michael Walkenhorst, FiBL-Forscher und Leiter der Studie. Für betroffene Betriebe entstehen dadurch erhebliche finanzielle Einbussen.

Die Schattenseite des Antibiotikaeinsatzes

Traditionell werden Gebärmutterentzündungen oft mit Antibiotika behandelt, die direkt in die Gebärmutter eingebracht werden (intrauterin). Der breite Einsatz von Antibiotika birgt jedoch das Risiko von Antibiotikaresistenzen. «Wenn Bakterien unempfindlich gegenüber Antibiotika werden, können Infektionen bei Mensch und Tier nicht mehr wirksam behandelt werden», so Walkenhorst. Dies gefährde nicht nur die Gesundheit der Tiere, sondern auch die menschliche Gesundheit. Die Suche nach Alternativen zu Antibiotika ist daher von grosser Bedeutung.

Können Pflanzen helfen?

Hier setzten Michael Walkenhorst und seine Kolleg*innen mit einer Studie an. Sie untersuchten die langfristigen Auswirkungen einer pflanzlichen im Vergleich zu einer antibiotischen Behandlung der klinischen Endometritis bei Milchkühen. Die Forschenden verglichen zwei intrauterine Behandlungen:

  1. Zugelassenes Antibiotikum (Metricure®, Cephapirin/Cephapirin Benzathin)
  2. Zugelassenes pflanzliches Tierarzneimittel (EucaComp®-PlantaVet) mit Extrakten aus Ringelblume, Zitronenmelisse, Majoran, Salbei und Eukalyptus, die für ihre entzündungshemmenden, antioxidativen, immunmodulatorischen und antimikrobiellen Eigenschaften bekannt sind

Behandelt wurden 140 Kühe aus 26 Schweizer Betrieben. Nachdem in der kurzfristigen Beobachtung der Abheilung der klinischen Endometritis bereits keine Unterschiede zwischen Antibiose und Phytotherapie festzustellen waren (Die kurzfristigen Ergebnisse wurden in einer anderen Studie aus dem Jahr 2024 veröffentlicht), konzentrierte sich die vorliegende Studie auf langfristige Leistungsindikatoren wie Reproduktionsleistung, Milchproduktion und Abgangsrate.

Gleichwertige Ergebnisse der Behandlungen

Laut Walkenhorst war die pflanzliche Behandlung in allen wichtigen Parametern der antibiotischen Behandlung ebenbürtig. Weder bei der Konzeptionsrate bei der ersten Besamung noch bei der Trächtigkeitsrate 120 Tagen nach dem Kalben oder der Anzahl der Besamungen pro trächtiger Kuh wurden signifikante Unterschiede festgestellt. Die Zwischenkalbezeit war identisch. Auch hinsichtlich Milchmenge, Milchfett, Milcheiweiss oder der Zellzahl in der Milch gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen. Die Abgangsrate der Kühe aus der Herde und die Ursachen dafür unterschieden sich ebenfalls nicht signifikant zwischen den Gruppen.

Antibiotikaeinsatz reduzieren, Resistenzen vorbeugen

Das pflanzliche Tierarzneimittel ist dem Antibiotikum in der langfristigen Auswirkung also nicht unterlegen, wenn es zur Behandlung der klinischen Endometritis eingesetzt wird. Michael Walkenhorst merkt allerdings an: «Die Studie war so aufgebaut, dass wir nachweisen konnten, dass beide Behandlungen gleich gut oder schlecht wirken. Eine unbehandelte Kontrollgruppe gab es in unserer Studie nicht. Vorhergehende Studien anderer Forschungsgruppen konnten jedoch in einigen langfristigen Fruchtbarkeitsparametern eine signifikante Überlegenheit der antibiotischen Behandlung gegenüber unbehandelten Kontrollgruppen zeigen.» Dank dieser Erkenntnis ist das pflanzliche Produkt eine vielversprechende Alternative: Es erlaubt, den Antibiotikaeinsatz zu minimieren und damit aktiv zur Eindämmung von Resistenzen beizutragen.

Corinne Obrist, FiBL

Weiterführende Informationen

Merkblatt Antibiotika reduzieren (273.7 KB)
Antibiotika-Resistenzen vorbeugen (Rubrik Tiergesundheit)
Studie zu Endometritis (sciencedirect.com)

Komplementärmedizinische Beratungsangebote
BTS (Website BTS): Berufsverband der TierheilpraktikerInnen Schweiz
Camvet (Website Camvet): Schweizerische Tierärztliche Vereinigung für Komplementär- und Alternativmedizin
FiBL Beratungsdienst (Rubrik Beratung): Tel. 062 865 72 72; Ansprechperson: Christophe Notz, Tierarzt
Kometian (Website Kometian): Komplementärmedizinisches Tierheil-Angebot mit vorwiegend telefonischer Beratung durch Tierärztinnen, Tierärzte sowie Tierheilpraktikerinnen und -praktiker
Kantonale Bildung und Beratung (Adressliste): Viele kantonale landwirtschaftliche Berufsbildungszentren bieten Weiterbildungskurse und Beratung zum Thema an.
ProBio (Bioaktuell.ch-Website): Das Beratungsangebot ProBio (ehemals ProVieh) fördert den Wisssenaustausch unter Bäuerinnen und Bauern in Arbeitskreisen und Fachanlässen.

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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