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Der Biohof Schüpfenried integriert Hühner in die Fruchtfolge

Meldung  | 

Auf dem Biohof Schüpfenried bei Bern sind die Hühner ein Teil der Fruchtfolge. Mit dem Mobilstall wechseln sie ständig den Platz, düngen den Boden und profitieren von wechselndem Grünfutter im Freiland. Die aktuelle Stallpflicht verbannt sie zwar in den Aussenklimabereich, das Konzept funktioniere aber nach wie vor, ist Betriebsinhaber Fritz Sahli überzeugt.

Er wollte schon immer Hühner halten, erzählt Fritz Sahli beim Betriebsrundgang im Oktober. Foto: FiBL, Simona Moosmann

Momentan halten sich die Hühner vom Biohof Schüpfenried im Stall und im Aussenklimabereich auf. Kletterbäume bieten Beschäftigungsmöglichkeiten. Foto: FiBL, Simona Moosmann

Der mobile Hühnerstall (hinten rechts) wandert als Teil der Fruchtfolge mit über die Ackerflächen. Foto: FiBL, Simona Moosmann

Die Hühner sind eine Herzensangelegenheit, erklärt Fritz Sahli beim Betriebsrundgang. Rund 2000 Legehennen und Bruderhähne hält er aktuell in zwei mobilen Ställen.  Die Mobilställe sind mit Photovoltaik ausgestattet und funktionieren so energetisch autark. Die Konstruktion dafür hat Sahli selbst entwickelt. Der Absatz der Eier sei kein Problem, sagt Sahli: «Die Leute essen weniger Fleisch, aber Eier essen sie wie verrückt»

Sahli ist innovativ, hinterfragt aber auch bestehende Strukturen, das ist schnell zu merken. Er wünscht sich mehr Bewegung, gerade in der Bioszene, und auch mehr Protest, wenn es nötig ist. «Ich würde mir wünschen, dass alles etwas flexibler würde, das System ist etwas eng».

An Vorgaben gebunden

Zur aktuellen Stallpflicht aufgrund der Vogelgrippe sagt Sahli: «Ich mache das, weil ich es muss, nicht weil ich es für eine gute Idee halte». Das Risiko für seine Hühner schätzt er als gering ein. An seinem Mobilstallkonzept zweifelt er nicht: «Das ist ein tolles Konzept, gerade für diese Grösse».  Wichtig sei, so Sahli, die Beschäftigung: «Ich habe jetzt einfach gut eingestreut mit Stroh und gebe den Hühnern Kürbisse zum Picken.»

Den Stall setzt Sahli wegen dem begrenzten Auslauf jetzt öfter um, den Hühnermist muss er mit dem Traktor abschaben und kompostieren. Dieser Aufwand sei aber tragbar, so Sahli.

Und wie geht es den Tieren mit dem unfreiwilligen Hausarrest? «Vom Tierschutz her schadet es nicht, die Legeleistung geht nicht runter», beantwortet Sahli die Frage. Die Eier seien ein bisschen kleiner, vermutlich weil die Hühner weniger frisches Grün haben, das sie sonst auch im Winter draussen fressen können.

Auf neuem Boden

Gerade der häufige Platzwechsel kann der Hühnergesundheit auch zugutekommen, ist Sahli überzeugt. «Der Stall steht seit 10 Jahren nie an demselben Platz, die Hühner sind immer in einem neuen Mikroklima, mit einer neuen Bodenfauna konfrontiert. Das stärkt das Immunsystem.»

Für den Mobilstall spricht laut Fritz Sahli auch die Verteilung der Ausscheidungen: «Den Phosphor aus der Hühnerhaltung möchte ich nicht immer am selben Ort haben». Der Stall ist Teil der Fruchtfolge und wandert in normalen Zeiten alle drei Monate mit. Eine bewährte Abfolge ist Dinkel, dann Kunstwiese und dann die Hühner. Die Kunstwiese säht Sahli direkt ins Getreide ein.

Betriebskonzept Diversität

Die Produkte und Dienstleistungen vom Biohof Schüpfenried sind divers und stehen alle im Dienste des Kreislaufgedankens. Neben Hühnern, Rindern und Schweinen wachsen auf den Ackerflächen unter anderem Dinkel, Emmer und Lagerkarotten. 60 bis 70 Prozent des Hühnerfutters produziert der Betrieb selbst, mit Soja und Mais. «Die Hühner sollen mit dem wachsen, was es hier gibt», ist Sahlis Überzeugung.

An Hofladen und Agrotourismus schätzt Sahli den direkten Kontakt zu den Leuten. Mit seiner Photovoltaikanlage beliefert er 150 Haushalte mit Energie, mit Wärme aus der Holzschnitzelheizung heizt er 20 Wohnungen.  «Unser Hof ist vielseitig», sagt Sahli.

Energie und eigene Wohnungen tragen zum unternehmerischen Erfolg bei. Der ist ihm wichtig, dazu steht Sahli: «Ich bin Unternehmer», sagt er. Mit 10 Vollzeitstellen im Betrieb ist Sahli manchmal mehr Manager als Landwirt.

Unabhängig in der Vermarktung

Die Produkte vermarktet der Betrieb nur in kleinerem Umfang über den Detailhandel. Der regionale Absatz sei ein erfolgreiches Konzept, um unabhängiger von den Vorgaben der Grossverteiler zu sein.

Deshalb will Fritz Sahli alle ermutigen, «zumindest einen Teil der Vermarktung selbst zu machen». Er glaubt, «es wäre die Chance für uns Bauern und Bäuerinnen, grosse Strukturen zu durchbrechen und Abhängigkeiten aufzulösen».

Simona Moosmann, FiBL

Der Betriebsbesuch fand im Oktober im Rahmen des EU Projekts «FarmBioNet» statt. Zur aktuellen Situation mit der Stallpflicht äusserte sich Fritz Sahli bei einem telefonischen Interview Anfang Dezember.

Weiterführende Informationen 

 

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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