Im Nationalen Netzwerk Schweiz ist noch Platz für weitere interessierte Personen, insbesondere aus der landwirtschaftlichen Praxis.
In Kleingruppen diskutierten die Teilnehmenden intensiv über Biodiversitätsmassnahmen. Die Meinung der Praktiker*innen hatte dabei besonderes Gewicht.
Vielfalt wird auf dem Hof Farngut gross geschrieben. Die Produktionsflächen im Acker- und Gemüsebau werden ausschliesslich über Grasstreifen zwischen den Kulturen befahren.
Die Biodiversität hat den Tag auf dem Biohof Farngut in Grossaffoltern schon gleich zu Beginn beeinflusst: Ein Teilnehmer kam zu spät auf den Betrieb im Kanton Bern, weil am Morgen eine Spinne einen Fehlalarm beim Melkroboter ausgelöst hatte. Das Problem, sobald erkannt, konnte aber dann schnell behoben werden.
Langfristig denken
Probleme bei der Umsetzung von Biodiversitätsmassnahmen wurden auch im Laufe der Veranstaltung nicht unter den Teppich gekehrt: Bei der Beurteilung von Massnahmen hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit kamen die Teilnehmenden zu dem Schluss, dass «die meisten Massnahmen ohne Direktzahlungen kurzfristig wenig wirtschaftlich sind». Langfristig jedoch ergeben sich viele Vorteile, waren sich alle einig. Betont wurden dabei vor allem Faktoren wie Resilienz, Wasserrückhalt sowie eine Verbesserung bei der Bestäubung und beim Pflanzenschutz.
Viel Rückzugsflächen
Aus diesen Gründen arbeitet auch Markus Bucher vom Hof Farngut mit einem hohen Anteil an Rückzugsflächen auf seinem Gemüsebaubetrieb: «Wenn ich ein funktionierendes System will, braucht es einen Ausgleich in der Produktionsfläche und einen grossen Anteil an Rückzugsflächen», ist er überzeugt. So komme er mit einem Minimum an Pflanzenschutzmitteln aus. Dass sich unter diesen Bedingungen eine enorme Artenvielfalt etablieren kann, zeigen spontane Zählungen von Artenspezialisten: Ein Ornithologe kam in eineinhalb Stunden auf 43 verschiedene Vogelarten auf dem Betriebsgelände.
Manchmal geht es gar nicht so sehr darum aktiv zu werden, sondern auch darum, Entwicklungen zuzulassen: «Meine persönliche Erfahrungen ist, dass wir oft zu wenig Geduld haben und viel zu schnell eingreifen» erklärte Bucher im Hinblick auf seine erfolgreichen Biodiversitätsmassnahmen.
Bestehendes hinterfragen
Auch auf dem Hof Farngut wird – wie bei vielen innovativen Betrieben – viel ausprobiert und hinterfragt. «Das Thema Bodenbelastung wird im Gemüsebau zu wenig beachtet», war eine Erkenntnis von Bucher, «und gerade hier haben wir sehr viele Überfahrten».
Gemeinsam mit dem benachbarten Gerbehof erprobt er deshalb einen völlig neuen Ansatz: Sämtliche Kulturen wachsen auf 1,5 Meter breiten Anbaustreifen. Dazwischen liegen schmale grasbewachsene Streifen, die als Fahrspuren für den kleinen Traktor dienen. Sie sollen Bodenverdichtungen auf ein Minimum reduzieren. «Wir bezahlen viel Lehrgeld und ich würde heute andere Pflanzenmischungen für die dauerhaft bewachsenen Streifen verwenden», gab Bucher zu. Sonst seien die Erfahrungen jedoch sehr vielversprechend.
Über den Tellerrand
Betriebsbeispiele wie das vom Hof Farngut spielen eine Hauptrolle im Projekt FarmBioNet: Innovative, aber auch bewährte Methoden zur Biodiversitätsförderung sollen identifiziert und verbreitet werden – über die Grenzen hinaus. Das erweitert den Horizont, wie ein Teilnehmer feststellte: «Die Massnahmenliste aus dem Projekt umfasst viel mehr als das, was wir in der Schweiz üblicherweise machen».
Die Herausforderung liege in den topografischen und klimatischen Unterschieden, stellte Biodiversitätsexpertin und Netzwerkleiterin Corinne Zurbrügg von Agridea fest. Während die Schweiz mancherorts ein Verbuschungsproblem habe, seien Bäume in Irland zum Beispiel eher rar gesät.
Der Vorteil sei, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des lokalen Netzwerks gezwungen seien, einen Blick über den Tellerrand zu werfen. «Das gibt uns die Möglichkeit, über das bestehende System hinauszudenken», so Zurbrügg. Auch ein internationaler Hofbesuch ist noch geplant, bei dem auch das Schweizer Netzwerk durch eine Person aus der Praxis repräsentiert werden soll.
Simona Moosmann, FiBL
Weiterführende Informationen
Es ist immer noch möglich, als Teilnehmerin oder Teilnehmer in das Netzwerk einzusteigen. Interessierte Landwirt*innen können sich an Corinne Zurbrügg von Agridea wenden (E-Mail). Das Netzwerk ist zweisprachig (deutsch/französisch).
Biohof Farngut (Webseite)
Projektseite FarmBioNet (Webseite englisch)
Biodiversität (Rubrik Nachhaltigkeit)
agrinatur.ch (Plattform Biodiversität Schweiz)