Melanie Ackermann ist keine Aufschneiderin. Die Frage, was sie besser gemacht habe, wiegelt sie gleich ab. Alle Finalist*innen im grossen Berufswettbewerb SwissSkills in Bern seien sehr gut gewesen, sagt sie: «Wir waren zum Schluss nur 0,6 Punkte auseinander». Das ist tatsächlich ein hauchdünnes Resultat bei einem Gesamtscore von mehreren Hundert Punkten.
Stark beim Düngungsplan
Aufs zweite Nachfragen räumt die 20-jährige Goldmedaillen-Gewinnerin aus dem Solothurnischen Wolfwil ein, dass sie vor allem bei der Düngungsplanung stark abgeschnitten habe, nämlich mit dem Maximum von 100 Punkten. «Etwas mehr Probleme hatte ich bei der CH-Taxierung eines Mutterkuh-Kalbs», so Ackermann, die auf einem Milchbetrieb aufgewachsen ist.
Frauenpower auf dem Podest
Trotzdem stand sie am Schluss zuoberst auf dem Treppchen und freute sich sehr. Nicht nur über ihren Sieg, sondern auch über den dritten Rang der zweiten Frau im Finale, Anna Schenk aus Arni im Kanton Bern. «Wir hatten abgemacht, dass mindestens eine von uns auf dem Podest stehen soll», sagte sie am Telefon mit einem Lachen.
Neben der Düngungsplanung und der Taxierung von Vieh mussten die Finalist*innen mit einem Doppelschwader manöverieren, eine Reihe von Pflanzen samt Krankheiten erkennen, sowie einen Marktstand einrichten, notabene mit Bioprodukten.
Leidenschaft für Biolandwirtschaft
Die Biolandwirtschaft sei ihr ein Anliegen, sagt Melanie Ackermann. «Wenn ich dereinst einen Betrieb führen werde, dann am liebsten ein Biohof», sagt sie. Die Leidenschaft für die Biolandwirtschaft hat die Inhaberin des EFZ Landwirtschaft im zweiten Lehrjahr entdeckt: «Dank Toni Bläsi habe ich die Überzeugung für Bio gefunden», rühmt sie ihren Lehrmeister aus dem solothurnischen Härkingen. «Er hat mir gezeigt, wie man diesen Beruf mit viel Leidenschaft und Herzblut ausführen kann. Das hat mich sehr beeindruckt und motiviert, mein Bestes zu geben, um auch einmal so zu bauern.»
Anschauungsunterricht zu Hause
Auf dem elterlichen Betrieb kann sie weiteren Anschauungsunterricht geniessen. Ihr Vater Martin Ackermann hat im Januar die Umstellungsphase abgeschlossen. Der Milchbetrieb sei schon vorher eher extensiv geführt worden. Umso leichter sei es dann gefallen, den Schritt zu machen. Ob sie dereinst den Betrieb übernehmen werde, sei noch unklar: «Mein Bruder ist ebenfalls in der Landwirtschaftsausbildung und wir haben noch nicht besprochen, wer übernimmt», sagt die Junglandwirtin.
Erfahrungen sammeln
Vorerst wolle sie sich noch anderweitig umsehen. Zunächst wird Melanie Ackermann am Berner Inforama die Techniker*innenschule absolvieren, danach wolle sie vor einer allfälligen Betriebsübernahme noch etwas anderes machen, etwa als Beraterin tätig sein.
Was die Ausrichtung des Betriebs angeht, kann sie sich gut vorstellen, Milchwirtschaft zu betreiben, am ehesten mit Swiss Fleckvieh. Den Ackerbau finde sie aber fast spannender. «Dort kann man noch mehr ausprobieren und Innovation rausholen», sagt Ackermann. Als Beispiele nennt sie Untersaaten und neue Düngungsmethoden.
Nächstes Ziel: Wahrscheinlich Kanada
Nach der Medaillenzeremonie mit Bundesrat Parmelin am vergangenen Samstag, wird Melanie Ackermann erst an der Delegiertenversammlung des Schweizer Bauernverbands im November den eigentlichen Preis erhalten: Ein Gutschein für ein Auslands-Praktikum mit Agroimpuls. Am ehesten ziehe es sie nach Kanada, sagt die SwissSkills-Siegerin, «ich möchte einfach mal diese Grösse sehen».
Adrian Krebs, FiBL
Weiterführende Informationen
Die SwissSkills-Resultate in der Kategorie Landwirtschaft (swiss-skills2025.ch)
Jung und Bio: «Klar soll man die Kuh nicht zur Sau machen» (bioaktuell.ch)
