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Agroforst inspiriert Biohöfe im Kanton Neuenburg

Meldung  | 

Kürzlich fand in Neuenburg im Rahmen des von der Leopold Bachmann Stiftung finanzierten FiBL-Projektes «Agroforst Lernprojekt» ein Tag zum Thema Agroforstwirtschaft statt, an dem die Teilnehmer zwei Agroforstprojekte auf dem Bauernhof Combazin oberhalb von Le Landeron sowie auf der Domaine de l'Aurore in Cernier besichtigen konnten.

Vom FiBL organisierter Besuch auf dem Bauernhof Combazin in Le Landeron, NE. Foto: FiBL, Claire Berbain

Hugues Maurer bewirtschaftet mit seiner Familie den Bauernhof Combazin, wo er seit mehreren Jahren Agroforstwirtschaft betreibt. Foto: FiBL, Claire Berbain

Haselnusshecken auf dem Bauernhof Combazin. Foto: FiBL, Claire Berbain

Bekämpfung von Verbuschung und Futtersträuchern. Foto: FiBL, Claire Berbain

Agroforstpflanzung auf dem Bauernhof Combazin. Foto: Claire Berbain, FiBL

Antoine El Hayek besitzt zusammen mit seiner Frau Audrey eine Biomilchviehherde. Ihre Futterhecke ist ein von Agroscope begleitetes Versuchsprojekt. Foto: FiBL, Claire Berbain

Auf dem Gut Aurore in Cernier, NE haben Antoine und Audrey El Hayek 2022 eine 300 Meter lange Futterhecke gepflanzt. Foto: FiBL, Claire Berbain

In einigen Jahren wird die Milchviehherde des Guts Aurore auf eine Futterergänzung aus der 2022 gepflanzten Versuchshecke zählen können. Foto: FiBL, Claire Berbain

Rund zehn Personen nahmen im vergangenen November am FiBL-Tag der Agroforstwirtschaft teil, der auf zwei Betrieben im Kanton Neuenburg stattfand. Ziel war es, die Beweggründe der Landwirtinnen und Landwirte, ihre Ansätze und ihre Visionen zur Integration von Bäumen in ihre landwirtschaftliche Produktionsstrategie zu beleuchten.

Hugues Maurer – die pragmatische Vision der Agroforstwirtschaft

In Le Landeron (NE) bewirtschaftet Hugues Maurer mit seiner Familie einen Betrieb, der seit 2018 Knospe-zertifiziert ist. «Es ist das Klima, das uns zu den Bäumen bringt», erzählt Maurer, der vor etwa fünfzehn Jahren seine Milchviehherde gegen rund zwanzig Mutterkühe der Rasse Salers eingetauscht hat.

«Mit den Salers konnte ich der Verbuschung entgegenwirken, was mit den Holstein-Kühen nicht möglich war. Gleichzeitig boten sich diese Büsche und Dornen als sehr interessante Alternative an, sobald die Wiesen ab dem 15. Juni austrocknen.»

Auf 600 Metern Höhe, auf flachen, kalkhaltigen und durchlässigen Böden mit einer Tiefe von nur 20 bis 40 Zentimetern, bedeutet der Sommer nun regelmässig ausgetrocknete Wiesen. Hugues Maurer legt jedoch grössten Wert auf seine Futterautonomie. «Ich habe schnell verstanden, dass diese Dornen- und Haselnusssträucher, die lange Zeit als invasiv galten, meiner Herde zugutekommen würden. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass ihr Wachstum und ihre Regeneration gewährleistet sind.»

Eine zentrale Futterquelle

Schnell wurde die Nutzung des Buschwerks als Futterquelle zu einem zentralen Bestandteil der Strategie des Neuenburger Landwirts. «Aber wir mussten lernen, damit umzugehen. Das Ziel war es, eine Übernutzung zu vermeiden, um den Schatten und die Biomasse für die Tiere zu maximieren.»

Es ging also darum, den Zugang der Salers-Kühe zu den verschiedenen Buschzonen zu steuern und diese Praxis in die Weidewirtschaft zu integrieren. So sollte eine angemessene Dichte bewahrt und gleichzeitig eine Verwaldung verhindert werden.

«Das erfordert eine präzise Steuerung», räumt der Landwirt ein. «Man muss wissen, dass eine Kuh nicht über einer Höhe von 1,50 bis 2 Metern frisst», erinnert Geoffrey Mesbahi, FiBL-Spezialist für die Ernährung von Wiederkäuern und die Futtermittelproduktion. «Daher müssen Bäume, die als Futterquelle dienen, so bewirtschaftet werden, dass sie nicht übernutzt werden.»

Eine interessante Ergänzung, aber nicht ausreichend

Nach einigen Jahren der Praxis ist Hugues Maurer überzeugt, bleibt aber realistisch: «Die Hecke allein kann meine Herde nicht ernähren. Sie trägt zwar zur Mineralisierung und Entwurmung bei und ist ernährungsphysiologisch eine äusserst interessante Ergänzung, aber Bäume können Weideland nicht ersetzen.»

«Man kann sich tatsächlich nicht vorstellen, dass die Futterrationen ausschliesslich aus Bäumen bestehen», ergänzt Nathaniel Schmid, Experte für Agroforstwirtschaft und Futterhecken in der Westschweizer Abteilung des FiBL. «In Bezug auf die Biomasse werden wir nie die Erträge einer Wiese erreichen, aber die Mineralien und Tannine erhöhen die Verdaulichkeit des Grases.»

Bäume pflanzen macht süchtig

Parallel dazu hat Hugues Maurer in den letzten Jahren mehrere Baumreihen auf seinen offenen Parzellen gepflanzt. Kastanien, Apfelbäume, Kirschbäume, Sauerkirschen, Walnussbäume – insgesamt wurden seit 2019 mehr als hundert Bäume gesetzt. «Wir haben mehrere Tests durchgeführt, darunter einen mit einem Abstand von nur neun Metern zwischen den Reihen. Das war wirklich ehrgeizig und hat sich maschinell als kompliziert herausgestellt», räumt der Landwirt ein. «Dennoch ist das Pflanzen von Bäumen eine tiefgreifende und intensive Erfahrung. Es macht extrem süchtig!»

Antoine El Hayek – experimentieren, um vorausschauend zu handeln

Auf dem seit 1999 Bio-Knospe-zertifizierten Gut Aurore in Cernier (NE) bewirtschaften Antoine El Hayek und seine Frau Audrey gemeinsam rund 70 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. Davon ist ein kleiner Teil Ackerland für Getreide und der Rest Grünland zur Fütterung ihrer Milchviehherde von rund 70 Montbéliard-Kühen. «Unsere Kühe weiden während der gesamten Weidesaison. Wir haben zwei Hauptkalbungsperioden, im Februar-März und dann im August-September.»

Das Val de Ruz liegt auf einer Höhe von 730 Metern und verzeichnet jährlich mehr als 1000 Millimetern Niederschlag. Dennoch haben die globale Erwärmung, der Wunsch nach Futterautonomie auf dem Hof und Neugierde das Ehepaar El Hayek dazu bewogen, sich dem Agroscope-Projekt zur Untersuchung von Futterhecken an sechs Standorten in der Westschweiz anzuschliessen. «Allerdings sind die Entwässerungsbedingungen in der Region nicht gerade förderlich für den Anbau von Bäumen», räumt Antoine El Hayek ein.

Linde, Erle, Weide usw.

So wurden drei 300 Meter lange Reihen angelegt, und zwar ohne tiefgründige Bodenbearbeitung und ohne Düngung. Jede der ausgewählten Baumarten – darunter Kleinblättrige Linde, Korsische Erle, Salweide, Blütenesche und Weisse Maulbeere – ist in einem Block vertreten, der 27 Mal wiederholt wird.

Die von Agroscope durchgeführten Messungen konzentrieren sich auf die Entwicklung der Gehölze. Anhand der geernteten Blätter werden Nährstoffgehalt, Biomassewachstum und weitere Parameter bewertet. Auch die potenziellen Vorteile für die Weiden werden genau untersucht: Beeinflusst die Hecke die Feuchtigkeit, die Temperatur und die Pflanzenarten der umliegenden Weiden?

Die Intensität des Viehweidens steuern

Derzeit hat die Herde des Guts Aurore noch keinen Zugang zu den neu angelegten Hecken. «Unsere eigenen Versuche sowie Projekte, die ich in Frankreich verfolgt habe, zeigen, dass es entscheidend ist, die Kühe nicht zu intensiv an der Hecke weiden zu lassen», erklärt Geoffrey Mesbahi. «Man muss die Weideintensität kontrollieren, um das Regenerationspotenzial der Hecke zu erhalten.»

«Die Agroforstwirtschaft könnte eine zusätzliche Futterquelle für Wiederkäuer darstellen, insbesondere in Zeiten sommerlicher Trockenheit», räumt Antoine El Hayek ein. «Für eine Herde von etwa siebzig Tieren wären jedoch kilometerlange Hecken erforderlich! Dennoch kann ich mir vorstellen, dass unsere Hecke langfristig Potenzial für Jungvieh bietet.»

Claire Berbain, FiBL

Weiterführende Informationen

Agroforst (Rubrik Pflanzenbau)
Projekt «Agroforst Lernprojekt» (fibl.org)
Futterbäume: eine zusätzliche Futterquelle für Nutztiere (Meldung vom 23.04.2025)
Projekt Agro4esterie (agroforesterie.ch, auf Französisch)
Projekt Agroforstsysteme für die Futterproduktion (agroscope.admin.ch)

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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